Doping-Experte Sörgel: Fall Sinner "stinkt zum Himmel"

    Doping-Experte Sörgel:Fall Sinner "stinkt zum Himmel"

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    Jannik Sinner darf zu den US Open, obwohl er zwei Mal positiv auf ein Steroid getestet wurde. Ein Doping-Experte ist entrüstet, die Wada will sich den Fall ansehen.

    Jannik Sinner im Wimbledon-Viertelfinale 2024 gegen Daniil Medvedev
    "Er würde nie etwas absichtlich tun", sagt Darren Cahill, Trainer von Jannik Sinner (Foto).
    Quelle: AFP / Henry Nicholls

    Kurz vor dem Start der US Open sorgen die positiven Dopingtests und der schnelle Freispruch des Weltranglistenersten Jannik Sinner aus Italien für große Diskussionen auf der Tour.
    Das Team des Australian-Open-Siegers beteuert mit Nachdruck die Unschuld des 23-Jährigen, Experten erheben Zweifel. Und die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) könnte noch aktiv werden.

    Doping-Experte Sörgel spricht von Ausrede

    "Er ist unfassbar professionell. Er würde nie etwas absichtlich tun. Er war in einer unglücklichen Situation", sagte Sinners Trainer Darren Cahill einen Tag nach der aufsehenerregenden Enthüllung in einem Interview mit dem US-Sender ESPN.
    Für Fritz Sörgel hat Sinners Erklärung einer unverschuldeten Kontamination dagegen einen deutlichen Beigeschmack. "Auf jeden Fall, das stinkt zum Himmel", sagte der Doping-Experte bei Sport1: "Diese Methode der Ausrede, dass es über die Haut aufgenommen wird, wird in letzter Zeit verstärkt verwendet. Und das ist nun ein weiterer Fall."

    Begründung: Keine Absicht bei Sinner

    Sinner, einer der absoluten Topfavoriten auf den Titel in New York, war im März zweimal positiv auf das Steroid Clostebol getestet worden, jedoch um eine Sperre herumgekommen.
    Nach Angaben der International Tennis Integrity Agency (ITIA) ist Sinner letztlich von einem unabhängigen Gericht freigesprochen worden. Sinner habe nachvollziehbar darlegen können, dass er durch seinen Physiotherapeuten unschuldig kontaminiert worden sei. Dieser habe an seinem Finger eine Wunde behandelt und dann offenbar bei einer Behandlung die Substanz übertragen.

    Zwei Kollegen Sinners schimpfen

    Sinners Management legte erfolgreich Beschwerde gegen kurzfristige Sperren ein und erklärte die Angelegenheit direkt mit dem Bekanntwerden für beendet.
    Von Sinners Kollegen haben sich bislang nur Nick Kyrgios, der in der Weltrangliste nicht mehr geführt wird, und der Weltranglisten-105. Denis Shapovalov geäußert. "Du wirst zweimal auf eine verbotene Substanz getestet (...) Du solltest für zwei Jahre gehen." Shapovalov macht eine Besserbehandlung des Stars, der nur sein Preisgeld und 400 Punkte vom Turnier in Indian Wells verlor, aus:

    Verschiedene Regeln für verschiedene Spieler.

    Tennis-Profi Denis Shapovalov

    Branchenriesen wie Carlos Alcaraz, Novak Djokovic und Alexander Zverev halten sich bislang mit Kommentaren zurück, werden aber in New York sicher auf das Thema angesprochen werden.

    Sörgel fordert Sperre für Sinner

    Sörgel forderte nun Schritte der Wada. "Aus meiner Sicht ist das Thema nicht durch", sagte der Pharmazeut und Pharmakologe: "Es ist ein eindeutiger Befund. Clostebol ist Clostebol, und Clostebol führt automatisch zu einer zwei- bis vierjährigen Sperre."

    Wieso kann Sinner dann von einem Gericht freigesprochen werden?

    Doping-Experte Fritz Sörgel

    Gerade in Italien wurden schon mehrere Sperren nach Clostebol-Nachweisen ausgesprochen, sowohl im Fußball, Basketball als auch im Tennis. Im Fall des norwegischen Skistars Therese Johaug handelte es sich ebenfalls um diese Substanz. Sie gab an, die Creme zur Behandlung eines Sonnenbrandes im Training in Italien eingesetzt zu haben.
    Johaug wurde danach gesperrt, Sinner bislang nicht. Laut seines Trainers Cahill habe der Vorfall ihn aber "körperlich und geistig" zermürbt. Sein Schützling sei "oft krank gewesen und bekam eine Mandelentzündung, weshalb er die Olympischen Spiele verpasste", sagte der Kanadier.

    Wada kündigt Überprüfung an

    Die Welt-Anti-Doping-Agentur will die Entscheidung zunächst "sorgfältig prüfen". Das teilte die Wada auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Man behalte sich das Recht vor, gegebenenfalls Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne einzulegen, erklärte die Wada, die ihren Sitz im kanadischen Montreal hat.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: SID/dpa
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