IOC-Votum: Coventrys Erfolg auch ein Triumph für Bach
IOC-Votum für Afrikanerin:Coventrys Erfolg auch ein Triumph für Bach
von Susanne Rohlfing
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Kirsty Coventry aus Simbabwe war die Wunschkandidatin des deutschen IOC-Präsidenten. Jetzt ist sie die erste Frau an der Spitze des Weltsports. Kann sie aus Bachs Schatten treten?
Erstmals wird das IOC von einer Frau geleitet. Hinter Kirsty Coventry stand allerdings ein starker Mann: der scheidende Präsident Thomas Bach.20.03.2025 | 2:34 min
Einige Fakten sprechen für Kirsty Coventry: Sie ist eine Frau. Sie ist zweifache Mutter. Sie ist Afrikanerin. Lauter Dinge, die sie abheben von den neun älteren Herren aus Europa und den USA, die dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in seiner 131 Jahre währenden Geschichte bisher vorstanden.
Mut zur Veränderung mit schalem Beigeschmack
Coventry könnte für eine Verjüngung, Verweiblichung, Veränderung dieses wenig demokratischen Zirkels stehen, dem man die Wahl einer Frau zur Chefin noch weniger zugetraut hatte als den Amerikanern den Mut zu einer Präsidentin. Insofern: Chapeau!
Thomas Bach verkündet seine Nachfolgerin an der Spitze des IOC.
Quelle: IMAGO / Xinhua
Jedoch hinterlässt die Wahl der 41-jährigen zweimaligen Schwimm-Olympiasiegerin und Sportministerin der umstrittenen Regierung von Simbabwe zur ersten IOC-Präsidentin einen leicht schalen Beigeschmack. Denn ihr Erfolg ist wohl vor allem ein letzter Triumph des nach zwölf Jahren aus dem Amt scheidenden Deutschen Thomas Bach. Ob sie wirklich Licht in seine dunkle, sorgsam abgeschottete Machtzentrale lassen wird und lassen darf, muss sich zeigen.
Es schien, als sei Bachs erst am Ende der Paris-Spiele verkündeter Verzicht auf den Versuch, das olympische Regelwerk zu ändern, um weiter im Amt seines Lebens bleiben zu können, ein erstes Anzeichen schwindender Macht gewesen.
Doch nun entpuppt sich das 144. Klassentreffen der IOC-Mitglieder in einem Luxusressort auf der griechischen Halbinsel Peleponnes als schillernde Abschiedsgala des Mannes, der in den vergangenen zwölf Jahren mit Stringenz und Kalkül seinen Willen durchsetzte. Jede Kritik, jedes Betteln um mehr Transparenz und mehr Mitsprache ließ er an sich abperlen.
Absolute Mehrheit im ersten Wahlgang
Erst wurde Bach am Mittwoch zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit ernannt. Dann setzte sich am Donnerstag die von ihm protegierte Kirsty Coventry gegen sechs ältere Herren durch, sogar gleich im ersten Wahlgang. Das ist seinerzeit nicht mal Bach selbst gelungen.
Das IOC hat erstmals eine Präsidentin. Kirsty Coventry wurde bereits im ersten Wahlgang zur Nachfolgerin von Thomas Bach gewählt.
mit Video
Doch zwölf Jahre später hat er die Mitglieder des IOC, von denen ein großer Teil unter seine Ägide in den elitären Zirkel aufgenommen wurde, offenbar gut im Griff. Sein letzter Wille zählt - zumindest bei 49 der 97 stimmberechtigten IOC-Mitglieder.
Samaranch Junior und Coe chancenlos
Juan Antonio Samaranch Junior, der spanische Investment-Banker mit dem klingenden Namen und der langen IOC-Karriere, untermauerte mit 28 erhaltenen Stimmen seine guten Beziehungen. Doch dem Sohn eines ehemaligen IOC-Präsidenten fehlte die Unterstützung des aktuellen. Allein mit seinem Hinweis, die Medien künftig nicht mehr als Feinde betrachten zu wollen, dürfte Samaranch Junior Bachs Wohlwollen verspielt haben.
Der Brite Lord Sebastian Coe, Präsident des internationalen Leichtathletikverbands und ausgewiesener Freund der Athletinnen und Athleten, bekam sogar nur acht Stimmen. Damit erteilten die IOC-Mitglieder der Möglichkeit tiefgreifender Reformen und einer besseren Beteiligung der Sportlerinnen und Sportler an den Milliarden-Einnahmen des IOC - wie Coe sie den Leichtathletik-Olympiasiegern bereits hat zukommen lassen - eine Absage.
Kirsty Coventry ist die erste Frau an die IOC-Spitze: Kommt jetzt die "große Welle" im Weltsport? Welche Rolle spielt Thomas Bach? ZDF-Reporter Markus Harm über die IOC-Wahl.20.03.2025 | 1:11 min
Behält Bach die Fäden in der Hand?
Man ist bereit für eine Frau an der Spitze, aber offenbar nicht für ein wirkliches Umkrempeln der verkrusteten Strukturen. Ist die Installation von Kirsty Coventry an der Spitze des IOC also nur ein Bachscher Kniff, um die Sache gut aussehen zu lassen und in Wirklichkeit im Hintergrund die Fäden in der Hand zu behalten?
Oder wird Coventry, die bislang inhaltlich blass wirkt im übermächtigen Schatten ihres Mentors, nun aus diesem heraustreten, ihr eigenes Profil entwickeln und dem IOC ihren Stempel aufdrücken?
Vom Leistungssport an die IOC-Spitze
Sie war Leistungssportlerin, nahm an fünf Olympischen Spielen teil, arbeitete sich aus der IOC-Athletenkommission bis an die Spitze dieser mächtigen Organisation. Ohne eine gehörige Portion Durchsetzungsvermögen ist das nicht möglich.
Vielleicht ist sie auch genau die richtige Präsidentin, um die olympische Bewegung durch die geopolitischen Untiefen der heutigen Zeit zu führen. Mit oder ohne Thomas Bach in ihrem Rücken. Sie hat jetzt acht Jahre Zeit, sich zu beweisen.
Quelle: Reuters
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