Zwölf Jahre IOC-Präsident Bach: Was war gut, was schlecht?
Analyse
IOC-Präsident vor Abschied:Zwölf Jahre Bach: Was war gut, was schlecht?
von Markus Harm
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Krisen wie die Pandemie und Putins Angriffskrieg, dazu ständige Kritik an der Amtsführung: Thomas Bach musste als IOC-Chef viel aushalten, hat aber auch einiges richtig gemacht.
Thomas Bach wollte zum Abschied Bilder, die im Gedächtnis bleiben. Stattdessen regnete es bei kühlen 9 Grad. Bach hört nach 12 Jahren als IOC-Präsident auf. Bilanz: durchwachsen.19.03.2025 | 1:27 min
Er hatte es sich so schön ausgemalt, seinen Abschied im antiken Olympia. Die 144. IOC-Vollversammlung wurde vor allem auch auf seinen persönlichen Wunsch hin nach Griechenland verlegt.
Kalter Regen, lange Gesichter
Sonne, Lobeshymnen von allen Seiten, friedliche Botschaften und sein eigenes Ego bedienen. Genauso hat er es sich vorgestellt.
Doch dann regnet es ausgerechnet am Tag der Zeremonie. Es ist kalt, die Gäste hüllen sich in dicke Decken. Viele ziehen lange Gesichter, auch wegen der langatmigen Elogen auf Thomas Bach.
Thomas Bach tritt an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees ab. Sieben Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge. Bach selbst hat wohl eine Favoritin.31.01.2025 | 1:24 min
Passt irgendwie ins Bild: Das IOC muss das machen, was der große Präsident möchte - auch wenn es schüttet, grau und kalt ist, es kaum Handyempfang gibt und die Logistik und Organisation vor enorme Herausforderungen gestellt ist.
80 IOC-Mitglieder von Bachs Gnaden
Bach hat es in zwölf Jahren durchgesetzt: Das IOC bin ich, ich bin das IOC. 80 der 109 IOC-Mitglieder, die am Donnerstag den Nachfolger oder die Nachfolgerin (es gibt mit Kristy Coventry aus Simbabwe nur eine weibliche Kandidatin) von Thomas Bach wählen, hat der Deutsche selbst in den elitären Ringeklub aufgenommen.
Eine Frau und sechs Männer bewerben sich um das höchste Amt im Weltsport. Der deutsche Präsident Thomas Bach tritt nach zwölf Jahren ab. Die Wahl ist alles andere als transparent.
von Susanne Rohlfing
mit Video
Dennoch, es ist nicht zu leugnen: Das IOC hat unter der Präsidentschaft des heute 71-Jährigen viel Geld verdient. Es kann sich auch darin sonnen, dass es genügend bedeutende Anwärter für die Austragung künftiger Olympischer Spiele gibt.
Thomas Bach hatte Auftritte vor wichtigen Organisationen wie den Vereinten Nationen. Dort genießt das IOC Beobachterstatus.
Und er brachte Reformen auf den Weg, die notwendig waren: Geschlechtergleichstellung, Kostenreduzierung, mehr nachhaltige Olympia-Sportstätten.
Bachs Nähe zu Machthabern
Er hat immer wieder den Anspruch erhoben, Weltpolitik selbst mitgestalten zu wollen. Dass er sich damit regelmäßig verhob, dass er das IOC dabei in die gefährliche Nähe von Machthabern wie Wladimir Putin oder Chinas Xi Jinping rückte, war Ausdruck dieser Hybris.
Die Vorfreude auf Olympia ist groß, doch Russlands Angriffskrieg trübt die Stimmung. Sportler befürchten, dass die Bilder auch für Kriegspropaganda missbraucht werden könnten.17.07.2024 | 28:59 min
Jetzt, hier in Griechenland, redet Thomas Bach von Demokratie, von olympischen Werten und Idealen und von Frieden. Und er zitiert immer wieder Pierre de Coubertin: "Die Olympischen Spiele sind eine Pilgerreise in die Vergangenheit und ein Akt des Glaubens an die Zukunft":
Ich bin mir sicher, dass vom Olymp aus die griechischen Götter und Pierre de Coubertin ganz genau zuschauen.
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IOC-Präsident Thomas Bach
Dass Pierre de Coubertin nicht nur frauen- sondern auch fremdenfeindlich gewesen sein soll, lässt Bach lieber außen vor. Die Organisatoren der Olympischen Spiele 2024 haben zum Beispiel eher wenig getan, um ihren Landsmann während der Zeit in Paris vorzustellen oder ihm zu huldigen.
Anders Bach: Er pflanzt im antiken Olympia nicht nur einen Olivenbaum, sondern wünscht sich insgeheim wohl auch, dass sein Name in Erinnerung bleibt. Und sagt von sich: "Ich bin mit mir im Reinen."
Einsame Entscheidungen der Exekutive
Unter Bach ist das IOC allerdings intransparent geblieben. Die Auswahl der Olympia-Gastgeber ist praktisch eine einsame Entscheidung der Exekutive, die um Bach kreist.
Zugleich wurde bei den von ihm durchgeplanten und orchestrierten IOC-Sessions (Vollversammlungen) menschenrechtsverachtenden Regimen wie Saudi-Arabien eine Bühne geboten, sich ausufernd und kritiklos als Fortschrittsnation zu gerieren.
Bach schießt gegen deutsche Politik
Bach zählte seinerseits die Regierung seines Heimatlandes Deutschland auffällig oft und scharf an. Weil bei Sport und Politik die ewige Sehnsucht nach Olympischen Spielen besteht, wurde er sogar gehört.
Thomas Bachs Macht wird nun allerdings rasant schwinden, offiziell am 24. Juni, wenn er die Amtsgeschäfte übergibt. Eigentlich schon jetzt am kommenden Donnerstag, wenn er verkündet, wer das Rennen um seine Nachfolge gewonnen hat.
Für die größte Sportorganisation der Welt ist das eine Chance, sich zu öffnen. Das nämlich stand nie auf Bachs Agenda.
Die Favoriten
Kirsty Coventry: 41 Jahre, langjährige IOC-Funktionärin und Sportministerin aus Simbabwe
Lord Sebastian Coe: 68 Jahre, Organisator der London-Spiele 2012 und Präsident des Internationalen Leichtathletikverbandes, Brite
Juan Antonio Samaranch Junior: 65 Jahre, Investment-Banker aus Spanien
Weitere Kandidaten
Johan Eliasch: britisch-schwedischer Unternehmer und Präsident des Ski-Weltverbandes
Prinz Faisal bin Al Hussein: Bruder des jordanischen Königs
David Lappartient: Präsident des internationalen Radsportverbandes UCI, Franzose
Morinari Watanabe: Präsident des Internationalen Turn-Verbandes, Japaner
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