WM-Tests: Robuste Brasilianer fordern deutsche Handballer

Der Handballer Hugo Bryan Monte dos Santos ist bisher nur den Nerds der Sportart ein Begriff. Was der 21-jährige Brasilianer, der nahe der Metropole Rio de Janeiro aufwuchs, mit dem Ball alles kann, ist allerdings sehr beeindruckend. Bryan Monte, wie er sich nennt, verfügt nicht nur über einen mächtigen Sprungwurf, den er aufgrund enormer athletischer Fähigkeiten aus hohem Luftstand abfeuert.

Hinzu kommt ein krachender Schlagwurf, den er nahezu ansatzlos abfeuern kann. Und eine Beweglichkeit, die angesichts der 1,93 Meter Körpergröße außergewöhnlich ist. Der Rechtshänder zählt auf der Königsposition im halblinken Rückraum unter Insidern jedenfalls zu den größten Talenten des Welthandballs. Und einer der Gründe, warum Bundestrainer Alfred Gislason nur mit höchstem Respekt über das Team Brasiliens spricht:

Insofern kommt für die beiden letzten Testspiele vor der 26. Handball-WM, die am 14. Januar in Dänemark, Norwegen und Kroatien startet, kein sportliches Fallobst auf die deutschen Handballer zu. In den beiden Duellen am Donnerstag (18.30 Uhr/ZDF-Livestream) in Flensburg und am Samstag in Hamburg (16.20 Uhr, sportstudio live) hat es die DHB-Auswahl mit einem sehr physischen und robusten Gegner zu tun.

Insofern ist das eine perfekte Vorbereitung für die Mannschaften, auf die der Olympia-Zweite ab dem 15. Januar im dänischen Herning in der WM-Vorrunde trifft: Auch die Polen, die Schweizer (17. Januar 20:15 Uhr / sportstudio live) und die Tschechen spielen einen sehr körperlichen Handball.

Und auch wenn sich Brasilien in der WM-Geschichte nur einmal unter den Top Ten platzieren konnte (bei der WM 2019 als Neunter), weist der Südamerika-Champion ein ähnliches spielerisches Niveau wie die ersten drei deutschen Gegner auf.

Das beweisen die Resultate der Brasilianer aus der Olympia-Qualifikation im März 2024. Im spanischen Granollers führten sie kurz vor Schluss gegen die spielstarken Slowenen. "Eigentlich hatten sie schon gewonnen", sagt Gislason. Aber dann verschenkten sie noch den Sieg (26:27). Und auch gegen die Topmannschaft Spanien (26:28) wahrte der Außenseiter bis zum Schluss Siegchancen. "Das sagt alles über die Qualität dieser Mannschaft", sagt Gislason.

Wie gefragt die brasilianischen Werfer international sind, zeigt ein Blick auf ihre Arbeitgeber. Viele sind als Profis in der spanischen und französischen Liga unterwegs. Allein der bullige Kreisläufer Rogerio Moraes ist dem deutschen Publikum aus der Bundesliga bekannt, er steht derzeit mit der MT Melsungen an der Tabellenspitze. Den Start in seine Karriere ermöglichte ihm 2015 ein gewisser Alfred Gislason, der ihn zum THW Kiel holte.

Vier brasilianische Profis, ein weiteres Qualitätsmerkmal, spielen sogar in der Champions League. Neben Bryan Monte, der in Montpellier unter Vertrag steht, sind das noch Rückraum-Linkshänder Haniel Langaro (Bukarest) sowie Abwehrspezialist Thiagus Petrus und der Halblinke Mikal Lopes Candido, die beide das Trikot des Champions-League-Siegers FC Barcelona tragen.

Drei brasilianische Rückraumspieler sammeln also wichtige Erfahrungen in der Königsklasse, während aus dem deutschen Rückraum nur Nils Lichtlein (Füchse Berlin) dort spielt. Hinzu kommen noch Kreisläufer Tim Zechel und Linksaußen Lukas Mertens (beide SC Magdeburg).

Auf jeden Fall beruht die Stärke der Brasilianer nicht nur auf den sensationellen Aktionen ihres Toptalents Bryan Monte. Die Experten würde es nicht wundern, wenn dieses Team erstmals in ein WM-Viertelfinale einzieht.