Danemark wartet: DHB nun gegen "bestes Team der Welt"

Es staut sich vor dem Kabineneingang der deutschen Handballer. Viele junge deutsche Fans drängen sich in der Jyske Bank Boxen, einer riesigen Messehalle in Herning, hinter einem Absperrband und schreien entzückt auf, als David Späth erscheint und den Fans einige Fotos schenkt. Der Torwart der Rhein Neckar-Löwen wird gefeiert, weil er die Nummer eins im Tor, Andreas Wolff, beim 29:22 (11:11) gegen Tschechien stark vertreten hat.

Die 14 teils spektakulären Paraden Späths (Quote: 47 Prozent) veranlassen die Jury dann auch den 22-Jährigen zum Player of the Match zu wählen. Tatsächlich gab es beim Sieg der deutschen Handballer im dritten Vorrundenspiel der 29. WM gegen Tschechien noch weitere Matchwinner. Etwa Späths Klubkollege Juri Knorr, der weiterhin formstarke Regisseur, der auch als Torschütze glänzte.

Und auch Rückraum-Linkshänder Renars Uscins aus Hannover, der mit acht Treffern beste Schütze, der zuletzt mit einer hohen Fehlerquote gehadert hatte, strahlte wieder. "Wir haben die Ruhe bewahrt", sagte der 22-Jährige.

Jedenfalls ist das Team von Bundestrainer Alfred Gislason seinem Minimalziel, dem Einzug in das Viertelfinale im norwegischen Oslo, ein großes Stück nähergekommen. "Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft", sagte der Isländer, allein der Chancenwucher in der ersten Halbzeit nervte ihn.

Aber sein sehr junges Team nimmt nun 4:0-Punkte in die Hauptrunde mit, die ebenfalls im dänischen Herning stattfindet. Erster Gegner am Dienstag (20:30 Uhr, ARD) ist der ebenfalls punktverlustfreie Titelverteidiger Dänemark um seinen Superstar Mathias Gidsel.

Selbst eine Niederlage gegen den Topfavoriten, der inzwischen in 30 WM-Spielen ungeschlagen ist, wäre zu kompensieren. Denn mit der Überraschungsmannschaft aus Italien (Donnerstag/live im ZDF) und Tunesien (Samstag/live im ZDF) warten auerßdem Gegner auf Johannes Golla & Co., die auf dem Papier nicht über das Format der deutschen Mannschaft verfügen.

Gegen Dänemark aber wird die DHB-Auswahl erstmals als Außenseiter in die Partie gehen. Die Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen weiß ein euphorisches Publikum hinter sich. Noch mehr ins Gewicht fällt indes die lange deutsche Niederlagenserie gegen den Olympiasieger und Weltmeister.

Im olympischen Finale von Lille deklassierte Dänemark das Team um Kapitän Johannes Golla siegte mit 13 Toren (39:26). Auch das EM-Halbfinale 2024 in Köln war deutlicher als das Ergebnis (29:26). Im Frühjahr 2023 hatte gar eine dänische B-Auswahl das Gislason ebenfalls zweimal gedemütigt, woraufhin einige Bundesliga-Manager sogar Gislasons Ablösung forderten.

"Das wird für uns ein hartes Match. Wir werden unser bestes Level spielen müssen, um eine Chance zu haben." Gislason sah es nüchtern: "Es ist einfach ein anderes Handballspiel."

In die verbleibenden beiden Hauptrundenmatches gehen die deutschen Profis aber wieder als Favorit. "Italien hat sich in den letzten Jahren gesteigert und sehr gute Ergebnisse erzielt", zollte Gislason den Südeuropäern Respekt - auch wenn die bisherige WM-Überraschung gegen Dänemark (20:39) an Grenzen gestoßen war.

Auch Tunesien, der WM-Vierte von 2005, verfüge über hervorragende Individualisten, warnte der Bundestrainer. Dennoch hat sich der mehrmalige Afrikameister in den letzten Jahren eher zurückentwickelt.