Handball-WM: DHB-Team auf der Suche nach Leichtigkeit
Nach Einzug ins WM-Viertelfinale:DHB-Team auf der Suche nach Leichtigkeit
von Erik Eggers
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Die deutschen Handballer sind vorzeitig für das WM-Viertelfinale qualifiziert. Kapitän Golla sieht kein Problem in Arbeitssiegen. Für ihn fängt das Turnier jetzt erst an.
Für ihn geht die WM jetzt erst los: Johannes Golla
Quelle: IMAGO / Eibner
Erleichtert sei er, sagte der Kapitän der deutschen Handballer. Johannes Golla, 27, freute sich nach dem 34:27-Sieg gegen Italien über den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale der 29. WM, in dem der deutsche Gegner für den kommenden Mittwoch in Oslo noch nicht feststeht. Der Gegner habe sehr unbequem und unorthodox gespielt, zollte Golla den Südeuropäern Respekt.
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Golla mit Grundsatzrede
Auf der anderen Seite aber sah der Kreisläufer von der SG Flensburg-Handewitt nach der Partie in den Katakomben der Jyske Bank Boxen den Moment gekommen, um einmal ein paar Dinge öffentlich klarzustellen.
Sein Team habe ein sehr gutes Niveau. Golla weiter: "Wir alle können Handball spielen, dass sollte man bei aller Selbstkritik nicht vergessen."
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Als Golla sprach, jubelten in seinem Rücken bereits die überwiegend dänischen Fans in der riesigen Messehalle von Herning - der dänische Gastgeber war eben zum Warmmachen aufs Spielfeld gelaufen. Vielleicht veranlasste Golla auch das zu seiner Grundsatz-Rede. Offensichtlich war er mit den Reaktionen auf die vorhergehende hohe 30:40-Niederlage seines Teams gegen den Titelverteidiger nicht einverstanden.
100. Länderspiel für Golla
Er selbst freilich ist lange im Geschäft. Die medialen Mechanismen nach einer solchen herben Pleite werden Golla, der im abschließenden Hauptrundenspiel am Samstag gegen Tunesien (20.30 Uhr, live im ZDF) sein 100. Länderspiel absolvieren wird, nach Lage der Dinge nicht überrascht haben. Vermutlich dürften seine Worte auf seine Profikollegen zielen.
Ja, gestand der Kapitän ein, bei den bisher vier Siegen in fünf Spielen sei "Krampf" dabei gewesen. Aber der Rechtshänder mit den beeindruckenden Oberarmen sieht den bisherigen Turnierverlauf als Pragmatiker. "Natürlich wäre es schöner, wenn man mit perfektem Handball und vielen deutlichen Siegen das Viertelfinale erreicht", sagte Golla.
DHB-Team auf der Suche nach dem Flow
In der Partie gegen Tunesien, die tabellarisch unbedeutend ist, gehe es nun aus seiner Sicht darum, "dass wir versuchen, die Leichtigkeit zurückzukriegen". Dass sein Team wieder in jenen Flow gerate, der sie bei den Olympischen Spielen im vergangenen Sommer bis ins Finale getragen hätte. Wenn sein Team die erste K.o.-Runde überstehen und am Ende die erste WM-Medaille seit 2007 gewinnen sollte, weiß Golla, wird der harzige Auftakt keine Rolle mehr spielen.
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Ausgeschlossen ist die Verwandlung des deutschen Teams keineswegs, hoffnungsvolle Anzeichen gibt es. Die beiden Rückraumspieler Franz Semper und Nils Lichtlein waren zur Stelle, als sie gegen Italien benötigt wurden. Der Halblinke Julian Köster, der aufgrund einer Grippe schwer in das Turnier gestartet war, ist bereits wieder in seiner herausragenden Olympia-Form.
Er werde seine bisher stark beanspruchten Profis wie den Rückraum-Linkshänder Renars Uscins, der physisch "ein bisschen auf ist" (Linksaußen Lukas Mertens), gegen Tunesien schonen, kündigte der Isländer an. Wie sein mahnender Kapitän weiß auch der isländische Coach, dass der eigentliche Teil der Veranstaltung erst am kommenden Mittwoch mit der K.o.-Runde beginnt.