Will auch im Viertelfinale der Handball-WM jubeln: Portugals Francisco Costa
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Fünf Jahre ist es her, dass Frankreich, das Schwergewicht des Handballs, von einem Nobody düpiert wurde. Im norwegischen Trondheim unterlag der Topfavorit in der Vorrunde der Europameisterschaft damals Portugal (25:28). Huch? Was ist mit den Franzosen los? Das fragten sich die Experten. Die Sensation war so groß, dass Cheftrainer Didier Dinart danach seinen Hut nehmen musste.
Deutschlands Handballer spielen im Viertelfinale gegen die noch ungeschlagenen Portugiesen. Allen voran die Costa-Brüder, die bei dieser WM zusammen bereits 69 Tore erzielt haben.28.01.2025 | 1:23 min
Heute ist klar, dass vor allem der Gegner eine famose Entwicklung genommen hatte. Die Iberer verloren seinerzeit das Spiel um Platz fünf gegen Deutschland (27:29). Die EM aber diente gewissermaßen als Startrampe für einen Leistungssprung, der die Handballwelt in Atem hält. Gebannt schaut sie auf das
WM-Viertelfinale, in dem Portugal am Mittwoch in Oslo auf Deutschland trifft.
Portugal erstmals im Viertelfinale
Es ist das erste Mal, dass sich Portugal unter den besten acht Teams der Welt tummelt. Ja, das ist eine Sensation. Es war nicht damit zu rechnen, dass das Team des charismatischen Trainers Paulo Perreira auf dem Weg in die K.o.-Runde die skandinavischen Topmannschaften aus Norwegen (31:28) und Schweden (37:37) aus dem Weg räumt - und auch noch Schwergewicht Spanien (35:29) schlägt.
Nationalspieler Timo Kastening beschäftigt sich schon seit langem mit Portugals Handball. Dass das Team in einer ganz starken Gruppe Erster wurde, wundert ihn überhaupt nicht.27.01.2025 | 3:20 min
Damit haben sie sich beim Gegner großen Respekt verschafft. Portugal habe viele Spiele gedreht, erkannte Bundestrainer Alfred Gislason an. "Das wird eine interessante Herausforderung. Eine Mannschaft, die komplett im Flow ist und bei der viel funktioniert", meinte der deutsche Kapitän Johannes Golla. Ein Flow, der kein Zufall ist.
Grafik: Weg ins Finale
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Harmonie im Rückraum
Denn die beiden markantesten Figuren im Rückraum, die Brüder Francisco und Martim Costa, harmonieren auch in ihrem Club Sporting Lissabon prächtig miteinander. Die Hauptstädter stehen in ihrer Vorrundengruppe nach spektakulären Resultaten auf Platz drei (also vor den Füchsen Berlin) und träumen noch vom direkten Einzug ins Champions League-Viertelfinale.
Insbesondere Francisco wird von den europäischen Spitzenclubs gejagt. Der 19-Jährige Linkshänder bringt nicht nur Sprungkraft, große Torgefahr und Tempo mit, er ist auch mit einer grandiosen Spielübersicht ausgestattet. Aber auch ihr Clubkollege Salvador Salvador (23) blüht bei der WM auf.
Julian Köster, bislang der zweitbeste Torschützen im DHB-Team bei der Handball-WM, vor dem Viertelfinale gegen Portugal im Interview.28.01.2025 | 2:53 min
Erfahrenes Gerüst
Neben diesen drei Jungstars bilden diejenigen Spieler das Gerüst, die schon 2020 bei der EURO aufhorchen ließen: der bullige Kreisläufer Luis Frade, der in
Barcelona spielt, der Spielmacher Rui Silva und der linke Flügel Diogo Branquinho - und eigentlich auch Regisseur Miguel Martins, der wegen eines dubiosen Dopingfalls kurzfristig für die WM nicht zur Verfügung stand.
Bemerkenswert, wie spielstark das Team trotz dieses Verlustes aufspielt. Wie selbstbewusst und frech sich vor allem die Costa-Brüder präsentieren, verdeutlichte vor allem
eine Szene im Spanien-Spiel, als Francisco seinem Bruder einen Kempa-Trick zum 24:21 auflegte, jenen Spielzug, in dem der Passempfänger in den Wurfkreis fliegt und in der Luft stehend den Ball ins Tor weiterleitet.
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Duell auf Augenhöhe
Wie auch immer das Viertelfinale ausgeht - die Wettquoten sehen beide Teams nahezu auf Augenhöhe - der Aufschwung des portugiesischen Handballs dürfte sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. "Der Handball wird in Portugal immer populärer", sagte Salvador vor der WM. "Es wachsen viele Spieler nach. Wir alle freuen uns sehr auf die Zukunft."
Wie stark der Nachwuchs ist, zeigten die beiden Finalteilnahmen der Portugiesen bei den jüngsten U 20-Europameisterschaften. Auch bei Weltmeisterschaften sind die Supertalente aus Porto und Lissabon stets vorn dabei. Kein Zufall, dass der Deutsche Handballbund im Jahr 2023 einen portugiesischen Nachwuchscoach zu einer Trainerfortbildung einlud.
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