Handball-WM-Fazit: Gislason nach DHB-Aus in Erklärungsnot
Heim-WM 2027 gefährdet?:Gislason nach Handballer-Aus in Erklärungsnot
von Erik Eggers
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Das DHB-Team wollte eine WM-Medaille. Doch die deutschen Handballer kamen nie in den Flow und spielten oft wie gelähmt. Keine guten Aussichten für die Heim-WM 2027.
Bundestrainer Alfred Gislason - ist er noch der richtige Mann für die WM 2027 in Deutschland?
Quelle: dpa
Die deutschen Handballer machten sich, nachdem sie bei der 29. Weltmeisterschaft schwer K.o. gegangen waren, nichts vor. Rune Dahmke, der Linksaußen vom THW Kiel, brachte nach dem Viertelfinale von Oslo die Sache auf den Punkt:
DHB-Niederlage kein Zufallsprodukt
Exakt so war es. Der Gegner aus Portugal, ein Land, das weniger als 30.000 aktive Handballer hat, stand spielerisch auf deutlich höherem Niveau als die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), der mit 736.000 Mitgliedern größte Verband der Handballwelt. So dramatisch der 31:30 (26:26, 13:9)-Triumph des Außenseiters auch in den letzten Sekunden der Verlängerung zustande gekommen war: Er war kein Zufall.
ZDF-Experte Sören Christophersen analysiert das Scheitern des DHB-Teams im WM-Viertelfinale gegen Portugal. Es werde nun am Bundestrainer liegen, dies aufzuarbeiten.30.01.2025 | 2:20 min
Der Blick in die Statistik belegt, dass das Team von Alfred Gislason sogar hätte untergehen können an diesem denkwürdigen Abend - wenn nicht Andreas Wolff von Beginn an überragend gehalten hätte. Die 21 Paraden des deutschen Keepers, ein Weltklassewert - die Portugiesen kamen auf zwölf - kaschierten nur die spielkulturelle Unterlegenheit der Deutschen.
Gislason sucht nach Erklärungen
Bemerkenswert ist, dass Bundestrainer Alfred Gislason nach Abpfiff dennoch nicht von einem Rückschritt sprechen wollte. "Wir werden daraus lernen", sagte der Isländer stattdessen. Er verwies auf die mangelnde körperliche Fitness vieler Stammkräfte. Allen voran Renars Uscins, der Star des Teams, das im August noch olympisches Silber gewonnen hatte, machte einen beklagenswerten Eindruck.
Zusammenfassung vom Viertelfinale: Portugal - Deutschland 31:3029.01.2025 | 7:05 min
Auch Spielmacher Juri Knorr agierte nicht in Topform, da er aus einer schweren Erkältung kam. Der Halblinke Julian Köster wirkte ebenfalls überspielt und konnte im Angriff keine Akzente mehr setzen. Kapitän Johannes Golla, der in den letzten Turnieren in Deckung und Angriff überragt hatte, spielte erheblich unter seinem Niveau.
DHB-Spieler ausgepowert
Aber dieser Zustand der Erschöpfung war, angesichts der hohen Belastung der Profis in diesem Olympiajahr, nahezu vorprogrammiert. Und Gislason hatte daraus, das gehört zur Wahrheit dazu, nicht die richtigen Konsequenzen gezogen - und Profis wie Uscins bei der WM nahezu durchspielen lassen.
Nationalspieler Timo Kastening beschäftigt sich schon seit langem mit Portugals Handball. Dass das Team in einer ganz starken Gruppen Erster wurde, wundert ihn überhaupt nicht.27.01.2025 | 3:20 min
Insofern geriet der Isländer in jene Zwickmühle, die bei den Großturnieren des Handballs so oft zu beobachten ist. Er scheute am Ende zu sehr das Risiko, in der Vor- und Hauptrunde auf Profis wie Marko Grgic oder Nils Lichtlein zu setzen, um Stammkräfte zu schonen.
Erfolg bei der Heim-WM steht auf dem Spiel
Das ist aber nur ein Teil der Erkenntnis, wie der Satz Dahmkes entlarvt. Wenn die deutsche Defensive noch solides Niveau bot, enttäuschte der deutsche Angriff auf ganzer Linie. Während die Portugiesen mit schnellem Kreuzen und Zweikampfstärke in gute Wurfpositionen kamen, war der deutsche Rückraum im Wesentlichen auf geniale Momente Knorrs angewiesen.
Es kommt daher nicht von ungefähr, wenn die weitere Arbeit des Bundestrainers und der Erfolg beim großen Heim-Event in zwei Jahren, der WM 2027 in Deutschland, bereits öffentlich in Frage gestellt wird. Gislason habe taktisch nichts geboten, urteilt die FAZ. Und die Zeitung "WELT" fragt gar: "Ist Gislason noch der richtige Mann?"
Einziger Lichtblick gegen Portugal: Andreas Wolff
Quelle: Imago
Die große Wut des Andreas Wolff
Die große Wut des Andreas Wolff nach Abpfiff dokumentiert, wie fragil die Erfolgsgeschichte, die mit Silber in Paris 2024 eingeleitet schien, in Wirklichkeit ist. Der Bundestrainer indes denkt über einen Rücktritt nicht nach, sagte er am Morgen nach der Schmach: