35:28 bei Handball-WM: Stresstest gegen Polen bestanden
Handballer mit WM-Auftaktsieg:Stresstest bestanden, Bangen um Spielmacher
von Erik Eggers
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Die deutschen Handballer mühen sich bei der WM zu einem 35:28-Auftaktsieg gegen Polen - und bangen nun um das linke Knie ihres Spielmachers Juri Knorr.
Die deutschen Handballer sind erfolgreich in die WM gestartet. 15.01.2025 | 5:57 min
Juri Knorr griff immer wieder an sein linkes Knie. Der Spielmacher der deutschen Handballer war in der 40. Minute böse ausgerutscht in einem Zweikampf, in den er mit vollem Tempo hineingelaufen war, so entschlossen wie vorher schon in der Partie. Der Aufbauspieler von den Rhein-Neckar-Löwen war bis dato die zentrale Figur im WM-Auftaktmatch der deutschen Handballer in Herning.
In diesem Moment, da Knorr das Spielfeld verließ und sich behandeln ließ, stand es 21:21 gegen die Polen. Und das Team von Alfred Gislason hatte, von Knorr abgesehen, einen recht harzigen Start in das Turnier erlebt. "Es war ein bisschen wie mit dem Kopf durch die Wand", sagte später Renars Uscins, der mit zehn Treffern erfolgreichste deutsche Schütze. Seine Mannschaft habe anfangs "ein bisschen überdreht", bilanzierte Gislason.
Tschechien und die Schweiz haben sich zu ihrem WM-Auftakt ein enges Spiel geliefert - mit dem passenden Ergebnis. Die Teams trennten sich leistungsgerecht 17:17.15.01.2025 | 4:17 min
Wie mit dem Kopf durch die Wand
Insofern holten Trainer und Profis tief Luft nach dem Schlusspfiff, als der 35:28 (15:14)-Sieg gegen den mutmaßlich stärksten Gegner in der Vorrundengruppe A feststand. "Wir sind erleichtert", sagte Uscins. "Das war ein typisches Auftaktmatch mit viel Kampf", sagte Luca Witzke, der Knorr in den letzten 20 Minuten in der Spielsteuerung hervorragend vertrat. Am Freitag trifft die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auf die Schweiz (20.30 Uhr, live im ZDF).
Doch natürlich sorgen sich nun Kollegen und Trainer um das malade Knie ihres Anführers Knorr, das direkt im Anschluss der Partie behandelt wurde. Einen "Schreckmoment" nannte der Bundestrainer die unglückliche Szene, aber der Spielmacher habe nach Abpfiff Entwarnung gegeben. "Er sagt, es ist eine Verstauchung."
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Gislason: Knorr "extrem wichtiger Spieler für uns"
Ein Ausfall des 24-Jährigen wäre kaum zu kompensieren für das deutsche Team. "Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns", betonte Gislason. Zumal der Rechtshänder mit den virtuosen offensiven Fähigkeiten in den letzten Wochen wieder in Topform gekommen war. Knorr, der vor dem Gewinn der Olympischen Silbermedaille fast allein im Fokus der Medien gestanden hatte und damit seine Probleme hatte.
Er habe sich damals Sorgen um seinen introvertierten Spielmacher gemacht, bekannte Gislason zum Beginn der WM-Vorbereitung. Da nach dem olympischen Turnier aber auch auf Torwart Andreas Wolff und noch mehr auf Linkshänder Renars Uscins das Licht der Scheinwerfer brannte, verteilte sich die öffentliche Aufmerksamkeit. "Juri spielt jetzt wie befreit", sagte Gislason vor dem WM-Start.
Wie wertvoll Knorr für das deutsche Team sein kann, bewies er gegen Polen schon in der ersten Minute: Einen Pass von Uscins nutzte er für einen unwiderstehlichen Durchbruch und traf zur deutschen Führung. Auch in der Defensive, in der Knorr auf der Halbposition steht, leistete er gute Arbeit. "In der Abwehr hat er sich sehr verbessert", lobte Gislason.
Wenn das deutsche Team nach dem Ausfall Knorrs in den letzten 20 Minuten nicht kollabierte, so war dies ein Ausdruck seiner gewonnenen Reife - und einer Leistungssteigerung von Torwart Wolff, der zudem drei Siebenmeter parierte. Auch die Profis, die Gislason nun erstmals aufs Spielfeld schickte, etwa den 21-Jährigen Marko Grgic, blieben cool und spielten die Angriffe bemerkenswert abgeklärt zu Ende.
Witzke: Leistung noch ausbaufähig
"Wir spielen seit Olympia immer ein gewisses Niveau", sagte der Leipziger Witzke. Aber natürlich sei die Leistung seines Teams noch ausbaufähig.
Und doch wird für das weitere Turnier nun viel davon abhängen, ob das Knie ihres wichtigsten Feldspieler Knorr weiterhin spielfähig ist.
Das DHB-Team hat mit drei Siegen aus drei Spielen bei der Handball-WM 2025 in Kroatien, Norwegen und Dänemark die Hauptrunde erreicht. Das ZDF überträgt zwei Spiele live.