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Korruptionsaffäre Rubiales:"Besessen von Geld, Luxus und Sex"
von Florian Haupt
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Spanien verfolgt staunend die Korruptionsermittlungen gegen Ex-Fußballverbandspräsident Luis Rubiales - und gerät unter Druck im Hinblick auf die WM 2030.
Der ehemalige spanische Fußball-Präsident Luis Rubiales, hier als Zuschauer bei einem Premier-League-Spiel im Februar.
Quelle: Imago
Der Blick geht zurück zur multinationalen Fußball-EM 2021. Ursprünglich war als spanischer Spielort das topmoderne Stadion in Bilbao vorgesehen. Doch der damalige spanische Fußball-Verbandspräsident Luis Rubiales hatte andere Pläne. Offiziell wegen zu enger Pandemieauflagen in Bilbao verlegte er den Austragungsort, im Zusammenspiel mit der UEFA seines Vertrauten Aleksander Ceferin, kurzfristig nach Sevilla - in eine Stadionruine, die jahrelang ungenutzt vor sich hin vegetiert hatte.
Nun bietet sich eine neue Erklärung für den seltsamen Umzug an - sie kommt von Polizei und Staatsanwaltschaft. Danach wird Rubiales vorgeworfen, sich an den notwendigen Renovierungen im Stadion von Sevilla persönlich bereichert zu haben. Über ein Firmen- und Vertragsgeflecht soll er sich und einem langjährigen Geschäftspartner eine hübsche Summe aus dem Bauetat abgezweigt haben.
Razzia und Seifenoper
Die Arena ist einer von vielen Korruptionsverdachtsfällen, wegen der im Rahmen der "Operación Brody" gegen Rubiales und enge Mitarbeiter ermittelt wird. Staunend verfolgt Spanien seit einer Razzia beim spanischen Fußball-Verband vor zwei Wochen wie immer neue Informationen aus den staatlichen Untersuchungen durchsickern.
Rubiales musste nach seinem erzwungenen Kuss auf den Mund von Weltmeisterin Jenni Hermoso zurücktreten. Doch wie in einer Seifenoper begleitet seine Figur das Land weiter.
Rubiales beklagt "Schuldvermutung"
Am Mittwoch konnten die Spanier live verfolgen, wie Rubiales am Flughafen von Madrid von der Polizei festgehalten wurde. Nach seinem Verhör wurde er vorerst auf freien Fuß gesetzt. Abends gab er dann ein TV-Interview, in dem er beklagte, in der "Mediengesellschaft" gelte - was seine Person betreffe - die "Schuldvermutung".
Seine Konten seien blockiert, sein Ruf ruiniert, niemand wolle mehr mit ihm zusammenarbeiten, so der Ex-Funktionär, der sich in einem parallelen Verfahren gegen den Vorwurf sexueller Aggression und Nötigung gegen Hermoso verteidigen muss – die Staatsanwaltschaft fordert zweieinhalb Jahre Haft.
Seine Konten seien blockiert, sein Ruf ruiniert, niemand wolle mehr mit ihm zusammenarbeiten, so der Ex-Funktionär, der sich in einem parallelen Verfahren gegen den Vorwurf sexueller Aggression und Nötigung gegen Hermoso verteidigen muss – die Staatsanwaltschaft fordert zweieinhalb Jahre Haft.
Der Kuss-Skandal zieht immer weitere Kreise. Verbandschef Luis Rubiales will nicht zurücktreten. Seine Mutter geht in den Hungerstreik. Was steckt hinter dem Machismo in Spanien?30.08.2023 | 5:44 min
Der Onkel als Kronzeuge
Bei den Korruptionsvorwürfen wolle er mit den Behörden kollaborieren, so Rubiales.
Aus den Ausführungen ehemaliger Getreuer lässt sich ein anderer Eindruck gewinnen. Sein Onkel und ehemaliger Verbandskabinettschef Juan Rubiales nannte seinen Neffen in Interviews "autoritär, machistisch, bisweilen rassistisch", oder "besessen von Geld, Luxus, Sex" sowie einen "zwanghaften Lügner".
Er berichtete auch, wie ihn sein Neffe zu unlauteren Manövern zu animieren versuchte: "Es ist hart, mitanzusehen, wie einem Millionen durch die Hände gehen, und nichts bleibt hängen."
Kritische Worte selbst von Vertrauten
Eine Aussage von Rubiales' Onkel bei den Antikorruptionsbehörden gehörte schon vor der Kussaffäre zu den Ausgangspunkten der Ermittlungen gegen Rubiales. Damals gab der Onkel an, dass eine als Führungskräftetagung getarnte Party mit Eskort-Mädchen auf Verbandskosten abgerechnet wurde. Oder, dass ihn sein Neffe dafür zu gewinnen versuchte, Geld aus dem Verbandsetat an seinen Vater abzuzweigen. In abgehörten Gesprächen ließen aber selbst Vertraute kein gutes Haar an Luis Rubiales.
Für den spanischen Fußball kommen die Enthüllungen im ungünstigsten Moment. Der Fußballweltverband FIFA forderte zuletzt dringend Neuwahlen im spanischen Verband nach Rubiales' Abgang. Ansonsten drohen Ausschlüsse aus den nächsten internationalen Wettbewerben - oder ernste Probleme im Hinblick auf die eigentlich schon zugesicherte Co-Ausrichtung der Fußball-WM 2030.
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