Künstliche Intelligenz: Der neue Super-Scout des Fußballs

    Wie KI den Fußball transformiert:KI: Der neue Super-Scout des Fußballs

    von Ralf Lorenzen
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    Auch im Profifußball breitet sich die Künstliche Intelligenz aus. Ersetzt sie künftig die Arbeit der Scouts? Vorerst wohl noch nicht, meint der Chefscout eines Zweitligisten.

    Jamal Musiala for einem Binärcode und einem Scherenschnitt eines Fußballspielers.
    Im Profifußball breitet sich die Künstliche Intelligenz aus. Ersetzt sie künftig die Arbeit der Scouts? Trainer-Entlassung nach Datenlage? Die Analyse im Bolzplatz mit Lili Engels.05.12.2024 | 14:20 min
    Die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz (KI) verleiten mitunter zu kühnen Thesen. "Ein Weltklasse-Spieler", sagt Jan Wendt, CEO der KI-basierten Scouting Plattform Plaier, in der Sendung Bolzplatz über Jamal Musiala.

    Nur wir sagen: Er wird nicht mehr besser.

    Jan Wendt, CEO bei Plaier

    Pioniere Brentford und Midtjylland

    Die Möglichkeiten der Datenabteilungen, ohne die kein ambitionierter Profiklub mehr auskommt, sind in den letzten zehn Jahren durch die Weiterentwicklungen der KI explodiert. Als Vorreiter der Datenanalyse im europäischen Profifußball gelten der Premier League Club FC Brentford und der FC Midtjylland aus Dänemark. Deren Besitzer - beziehungsweise ehemaliger Anteilseigner - Matthew Benham hat in Oxford Physik studiert und mit einer Sportwettenfirma ein Vermögen verdient. Seit dem Einstieg von Benham bei Midtjylland vor zehn Jahren ist der Club viermal dänischer Meister geworden.
    "Im Sport ist die Besonderheit, dass extrem viele Daten vorliegen", sagt Jan Wendt. "Wenn wir über Fußball im Speziellen reden, sind die manuell unmöglich zu verarbeiten. Deswegen ist KI der nächste logische Schritt. Insofern passt das perfekt zusammen."
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    Daten über Physis, Technik und Intelligenz

    Das passt vor allem in einem Bereich zusammen, auf den im Vorfeld der kommenden Transferperiode wieder besonders viele Augen gerichtet sind: das Scouting. "Ein Bundesligaverein hat so viele Kern-Scoutingmärkte, in denen er sich bewegen kann, dass diese Menge an Spielern mit reinem Live-Scouting nicht mehr abzudecken ist", sagt Dr. Turid Knaak, Ex-Spielerin und Datenexpertin im Bolzplatz.
    Die KI verarbeitet nicht nur die Daten von mehr Spielern, sondern auch mehr und genauere Daten jedes einzelnen Spielers. Die Bewertung eines Spielers erfolgt anhand von drei Säulen: der Physis, den fußballerischen Fertigkeiten und der Spielintelligenz.
    KI-basierte Analyse eines Fußballspiels
    KI-basierte Analyse eines Fußballspiels
    Quelle: ZDF

    Von der Beschreibung zur Vorhersage

    "Wir gucken uns wirklich an, was passiert am Ball", sagt Knaak. "Das heißt, wir können immer sagen, was macht ein Spieler am Ball, welche Aktionen nimmt er sich in welchem Raum, unter wie viel Druck steht er bei welcher Aktion in welcher Spielphase?" Diese Erkenntnisse könnte auch ein Live-Scout noch gewinnen, wenn auch nicht in der Menge. Aber die KI kann mehr. Das Daten-Scouting entwickelt sich durch die KI gerade von der Beschreibung zur Vorhersage weiter.

    Wir sagen bei Transfers voraus, wer die Mannschaft besser macht. Da haben wir eine neunzigprozentige Trefferquote.

    Jan Wendt, CEO bei Plaier

    "Und wir sagen auch, welchen Einfluss er aufs Torverhältnis hat am Ende der Saison." Laut Bolzplatz-Moderatorin Lili Engels haben Wendt und sein Team vorhergesagt, dass Harry Kane in seiner ersten Saison bei Bayern keinen positiven Einfluss auf das Torverhältnis haben wird. "Und rein faktisch lagen sie richtig", so Engels.
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    Live-Scout bleibt wichtig

    Wird das Daten-Scouting also über kurz oder lang den Live-Scout ersetzen, der sich im Stadion oder auf Jugend- und Amateurplätzen Notizen macht? "Stand heute würde ich sagen, dass es eher Unterstützung ist und dass es noch mal die nötigen Prozentpunkte erhöht oder erhöhen kann", sagt Maximilian Lüftl, der Chefscout von Hannover 96 im Bolzplatz.

    Ich glaube aber nicht, dass wir in fünf Jahren keine Scouts mehr haben, die live ins Stadion gehen.

    Maximilian Lüftl, Chefscout Hannover 96

    Es gibt abseits des Balles jede Menge Faktoren, die mit menschlicher Erfahrung und psychologischem Blick immer noch besser zu beurteilen sind. "Beim Live-Eindruck bekommst du auch ein Gefühl für den Menschen, weil am Ende sprechen wir über Menschen", sagt Lüftl. "Wie reagiert er bei Rückschlägen? Wie geht er mit seinen Teamkameraden um? Welche Kommandos gibt er?" So bleibt die Hoffnung, dass es auch künftig noch Raum für Überraschungseffekte im Fußball gibt - und dass Jamal Musiala doch noch besser wird.

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    Quelle: Reuters

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