Fußball - Nations League:DFB-Elf: Auf dem Weg zurück in die Weltspitze
von Frank Hellmann
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Erkenntnisse aus dem 2:2 in Amsterdam: Mentalität und Qualität bei der DFB-Elf sind wieder außergewöhnlich. Für eine Titelreife braucht es noch mehr Stabilität und Konstanz.
Julian Nagelsmann (l.) und Florian Wirtz nach dem Länderspiel der DFB-Elf in den Niederlanden.
Quelle: Imago
Nostalgiker mögen es ja bedauern, dass moderne Stadien ein verschließbares Dach besitzen. Doch bei der nach Ajax-Legende Johan Cruyff benannten Arena in Amsterdam war es definitiv ein Vorteil, den Klassiker zwischen den Niederlanden und Deutschland (2:2) vor dem prasselnden Regen zu schützen. Es hätte ja gar nicht gepasst, wenn mehr als 50.000 Besucher dieses Nachbarschaftsduell in der Nations League auf teils extrem hohem Niveau durchnässt hätten verfolgen müssen.
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Auf dem Rückweg feierten viele "Oranje"-Fans in dem Partyareal im Stadtbezirk Zuidoost einfach weiter, denn schließlich war zuvor ja jeder auf seine Kosten gekommen. "Ein großes Kompliment an Deutschland und Holland für dieses Spiel", erklärte erst Bondscoach Ronald Koeman, ehe Bundestrainer Julian Nagelsmann ein ähnliches Resümee zog:
Nagelsmann sauer auf den Schiedsrichter
Der 37-Jährige hatte seine Mannschaft in einem zeitweise wilden Spiel mit einem leistungsgerechten Remis nach ganz unterschiedlichen Phasen, aber stets hoher Intensität sogar als Punktsieger gesehen - wegen des einfallsreicheren Offensivspiels.
Fuchsteufelswild reagierte Nagelsmann, dass der italienische Schiedsrichter Davide Massa den verheißungsvollen letzten Angriff in der Nachspielzeit abpfiff - da hätte der Bundestrainer gerne noch einen Abschluss gesehen. Aber irgendwann nach einer emotionalen Beschwerde beim Referee auf dem Rasen überwog auch bei ihm die Erkenntnis: "Wir sind auf einem guten Weg."
Kurs aufs Viertelfinale der Nations League
Tatsächlich hat Nagelsmann aufgezeigt, dass von der Heim-EM zumindest bei der Nationalmannschaft ein nachhaltiges Vermächtnis bleibt. Das Fundament für bessere Zeiten ist gelegt. Vor den nächsten Nations-League-Duellen gegen Bosnien-Herzegowina in Zenica (11. Oktober) und dann erneut gegen die Niederlande in München (14. Oktober) liegt die DFB-Auswahl auf Viertelfinalkurs - und wäre 2025 für eine im abgespeckten Format durchgepeitschte WM-Qualifikation gesetzt.
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Es zeugt vom neuen Selbstbewusstsein, dass bereits häufig über die Endrunde 2026 in den USA, Kanada und Mexiko gesprochen wird, obwohl das Ticket zu diesem Mammut-Event noch gar nicht gelöst ist. Vielleicht, weil der vierfache Weltmeister wieder auf dem Weg zurück in die Weltspitze ist. Diesen Slogan hatte der Deutsche Fußball-Bund einige Jahre arg überstrapaziert. Nun steckt Subtanz dahinter.
Individuelle Aussetzer von Tah und Schlotterbeck
"Es waren sehr gute Tage als gesamte Gruppe. Es ist eine angenehme Mannschaft, die sehr viel Leidenschaft versprüht", befand Nagelsmann. Vor allem glaubt die Elf wieder an sich. Nagelsmann: "Im Fußball wird viel zwischen den Ohren entschieden."
Individuelle Aussetzer wie von Jonathan Tah, zur Pause wegen Gelb-Rot-Gefahr ausgewechselt, und Nico Schlotterbeck vor dem zweiten Gegentor gegen den nie in den Griff zu bekommenden Mittelstürmer Brian Brobbey machte das Kollektiv durch eine Kraftanstrengung wett. Mentalität und Qualität stimmen wieder, was es zum allerhöchsten Level jetzt noch braucht, sind Stabilität und Konstanz.
Viel Weltklasse auf dem Feld
"Wir haben schon viel Weltklasse auf dem Feld", sagte Nagelsmann, auch wenn insbesondere Jamal Musiala mal keinen ganz so guten Tag erwischt hatte und mit einem überflüssigen Ballverlust auch das 2:2 mit verschuldete.
"Am Ende geht es über die Konstanz die Ergebnisse. Da fehlt uns noch ein bisschen", führte Nagelsmann aus, der dafür auch die Vereine in die Pflicht nahm. "Wir können hier ein gutes Klima schaffen und ein paar Dinge vermitteln - am Ende sind wir auf die Klubs angewiesen."
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Wenn es nichts mehr zu verbessern geben würde, hätte man schließlich nicht das EM-Viertelfinale gegen Spanien verloren. Dass Nagelsmann allerdings mit unnötigen Umstellungen seinerzeit auch nicht seinen besten Tag erwischte, sollte nicht unerwähnt bleiben. Ein bisschen Luft nach oben haben alle, die für das Aushängeschild im deutschen Fußball verantwortlich sind.
Quelle: Reuters
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