Trotz 6:1: DFB-Frauen geben Bundestrainer Rätsel auf

Trotz 6:1 gegen Schottland:DFB-Frauen geben Bundestrainer Rätsel auf

von Frank Hellmann, Wolfsburg
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Die DFB-Frauen offenbaren beim 6:1-Kantersieg gegen Schottland in der Nations League ein krasses Leistungsgefälle. Bundestrainer Christian Wück ist sprachlos.

Fußball, Frauen: Nations League, Deutschland - Schottland: Selina Cerci bejubelt ihren Treffer zum 1:1 mit Elisa Senss und Giovanna Hoffmann
Zur Halbzeit steht's in der Wolfsburger Arena vor 16.000 Fans noch 0:1. Am Ende gewinnen die DFB-Frauen in der Nations League auch das Rückspiel gegen Schottland souverän mit 6:1.08.04.2025 | 7:39 min
Den Abschied aus Wolfsburg verband Christian Wück fast mit einer flehenden Bitte. Letztlich hätten Deutschlands Fußballerinnen doch gegen Schottland mit 6:1 gewonnen, also: "Haken dran!"

Wück rätselt

Dabei hatte der Bundestrainer nach dem Pflichtsieg in der Nations League gegen den Gruppenletzten am Dienstagabend gerade eine Pressekonferenz absolviert, in der ständig ein imaginäres Fragezeichen im dritten Stock der Wolfsburger Arena über ihm schwebte. Weil da einer selbst kaum Antworten auf viele Fragen wusste: Wie ist ein derart krasses Leistungsgefälle erstens zu erklären? Und zweitens zu beheben?

Die Mädels haben mich zweimal sprachlos gemacht. Wie man so zwei Gesichter zeigen kann mit der nahezu gleichen Truppe, das ist schon außergewöhnlich.

Bundestrainer Christian Wück

So deutlich auch das zweite Aufeinandertreffen gegen einen nicht für die EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) qualifizierten Gegner ausging: Die DFB-Frauen fahnden verzweifelt nach Konstanz. Am Ende sangen 16.102 Zuschauer zwar fröhlich die fast im Minutentakt erklingende Torhymne "Major Tom", aber anfangs hatte sich die DFB-Auswahl erschreckend träge gegeben.
Giulia Gwinn klatscht bei ihrer Auswechselung mit Bundestrainer Christian Wück ab.
DFB-Kapitänin Giulia Gwinn klatscht bei ihrer Auswechselung mit Bundestrainer Christian Wück ab.
Quelle: dpa

Zwischen Tiefschlaf und Traumtoren

Der erste Durchgang besaß so verstörenden Charakter, dass Wück warnte: "So eine Halbzeit können wir uns bei der EM nicht leisten." Sein Team sei nicht "annähernd an die Leistungsgrenze gekommen", um dann eine "Leistungsexplosion" hinzulegen, "das war in die andere Richtung beeindruckend". Ein Länderspiel zwischen den Extremen: zwischen Tiefschlaf und Traumtoren.
Es musste erst die für Real Madrid spielende Schottin Caroline Weir (40.) die indiskutable deutsche Vorstellung bestrafen, damit Dreifachtorschützin Selina Cerci (51., 56. und 76.), Doppelpackerin Giovanna Hoffmann (63.und 65.) und Freigeist Laura Freigang (67.) das Blatt wendeten.
Wie die Torjägerin von Eintracht Frankfurt den Ball zum 5:1 über die Linie bugsierte - das erinnerte fast ans legendäre Hackentor des Brasilianers Grafite zur Sensationsmeisterschaft der Männer des VfL Wolfsburg gegen den FC Bayern vor 16 Jahren an Ort und Stelle.

Laura Freigang sieht viel Potenzial

"Unsere Decke ist sehr hoch. Wenn wir guten Fußball spielen, muss man mit uns rechnen", sagte Torschützin Freigang gegenüber ZDFheute:

Wir müssen das Niveau konstanter halten - aber das ist klassisch für eine junge Mannschaft.

Laura Freigang

Die Nummer zehn harmonierte mit der eingewechselten Mittelstürmerin Hoffmann deutlich besser als zuvor mit Lea Schüller.
Zudem half die "fette Ansage", wie Matchwinnerin Cerci die Kabinenpredigt des Bundestrainers bezeichnete. Wobei Wück Selbstkritik übte: "Wir haben es als Trainerinnenteam nicht hinbekommen, Ernsthaftigkeit zu vermitteln." Die Mannschaft habe wohl gedacht, es ginge nach dem 4:0 im Hinspiel mit angezogener Handbremse. Ein Irrglaube. "Wir waren maximal bei 50 Prozent. Da müssen wir Klartext reden." Da ist ein Fußballlehrer irgendwie die ständigen Schwankungen leid.
Deutschlands Elisa Senß bejubelt ihren Treffer
Das Hinspiel: Die deutschen Fußballerinnen treffen nach wenigen Sekunden und gewinnen am Ende mit 4:0 in Schottland. Alles rund läuft bei der Elf von Bundestrainer Wück aber noch nicht.04.04.2025 | 7:53 min

EM-Kader noch nicht beisammen

Noch hat Wück seinen EM-Kader, der erst nach den letzten Nations-League-Duellen gegen die Niederlande in Bremen (30. Mai) und gegen Österreich in Wien (3. Juni) nominiert wird, nicht beisammen. Er müsse jetzt genau abwägen, verriet der 51-Jährige, ob er dann beispielsweise die lange verletzten Sara Doorsoun und Kathrin Hendrich in der Abwehr einsetzt oder bei dem Gespann mit Sophia Kleinherne und Janina Minge bleibe.
Auch die Causa Schlüsselspielerin Lena Oberdorf, die vermutlich auf Vereinsebene maximal noch ein, zwei Einsätze nach ihrem Kreuzbandriss haben wird, ist zu klären. All das, gab Wück zu, wisse er Stand jetzt noch nicht. Eines allerdings könne er trotz der vielen Ungewissheiten sagen: "Das ist kein Problem der Zeit. Die Zeit reicht, um die Mannschaft auf die Europameisterschaft vorzubereiten."

Schult und Magull verabschiedet

Auch das sollte irgendwie beruhigend klingen an einem Abend in der Autostadt, der dem Bundestrainer "einige Erkenntnisse" gebracht hatte. Gute wie schlechte.
Vor dem Spiel wurden die beiden Ex-Nationalspielerinnen Almuth Schult und Lina Magull verabschiedet.
Die Ex-Nationalspielerinnen Almuth Schult und Lina Magull wurden vor dem Spiel in Wolfsburg verabschiedet.
Die Ex-Nationalspielerinnen Almuth Schult (2.v.l.) und Lina Magull (Mitte) wurden vor dem Spiel in Wolfsburg verabschiedet.
Quelle: dpa

Nächste Spiele gegen Österreich und Niederlande

Die DFB-Frauen bestreiten ihr letztes Nations-League-Spiel vor der EM gegen Österreich in Wien. Das Nachbarschaftsduell wird am 3. Juni (20.30 Uhr) im Franz-Horr-Stadion von Austria ausgetragen.
Zuvor bestreitet das Team von Bundestrainer Wück noch das Heimspiel gegen die Niederlande am 30. Mai (20.30 Uhr/ZDF) in Bremen. Deutschland (10) führt in der Nations League die Gruppe A1 dank der besseren Tordifferenz vor dem punktgleichen Niederländerinnen an.

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Quelle: Reuters

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