Nadine Keßler über die Frauen Fußball EM 2025 in der Schweiz

    Interview

    UEFA-Direktorin vor Auslosung:Keßler: "Interesse an Frauen-EM riesengroß"

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    UEFA-Direktorin Nadine Keßler erklärt vor der Auslosung, warum die EM 2025 größer wird als in England und die Klub-WM der Männer keine echte Konkurrenz ist.

    Nadine Kessler, Leiterin zur Entwicklung des Frauenfußballs bei der UEFA
    Nadine Kessler, Leiterin zur Entwicklung des Frauenfußballs bei der UEFA
    Quelle: imago/Eibner

    Nadine Keßler, 36, verantwortet als Direktorin bei der Europäischen Fußballunion (UEFA) den Frauenfußball. Als Spielerin gewann die gebürtige Pfälzerin mit der deutschen Nationalmannschaft 2013 selbst den EM-Titel. 2014 wurde sie zur Weltfußballerin gekürt, 2016 musste sie wegen anhaltender Knieprobleme ihre Karriere beenden.

    ZDFheute: Die nächste EM findet praktischerweise in der Schweiz statt, wo die UEFA Ihren Sitz hat. Wird es das erste Frauenturnier sein, bei dem ein Gewinn erwirtschaftet wird?
    Nadine Keßler: Wir werden auch mit dieser EM noch kein Geld verdienen, sondern die Investitionen bewusst fortführen. Es werden dieselben Bedingungen für die Frauen wie bei einer Männer-EM sein, weil wir bei den Standards ein Ausrufezeichen setzen. Wir wollen 500 Millionen TV-Zuschauer erreichen. Man sollte ruhig mal nach den Sternen greifen. Es wäre eine tolle Nachricht, wenn wir jeden Standort mal ausverkauft haben. Nicht nur Spiele des Gastgebers und das Finale in Basel. Das ist mir persönlich wichtiger als der Break-even-Point. Dieses Turnier wird größer als die EM in England. Das ist das größte Sportevent, das die Schweiz jemals hatte!
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    ZDFheute: Kann die Schweiz wirklich England mit dem vollbesetzten Wembley zum Finale 2022 übertrumpfen?
    Keßler: Wir haben die gleiche Anzahl von Tickets zu Verfügung und in der ersten Verkaufsphase schon mehr als 205.000 Tickets verkauft. 26 Prozent sind davon auswärtige Fans. Die Bestellungen kamen aus 90 Ländern, die fünftmeisten aus den USA, dahinter Australien. Es macht uns happy, dass Menschen mittlerweile aus der ganzen Welt anreisen. Wir werden die meisten Sponsoren in der Geschichte der UEFA für eine EM haben - bezogen auf Frauen wie Männer. Das Interesse ist riesengroß.
    ZDFheute: Der Eidgenosse gilt allgemein als ein bisschen zurückhaltend. Wird er für dieses Ereignis aus dem Häuschen geraten?
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    Keßler: Unterschätzt mir mal die Schweizer nicht! Die Fans waren bereits bei der Männer-EM in Deutschland sensationell. Ich habe große Hoffnungen, dass die unschlagbar günstigen Ticketpreise (in der Vorrunde 40 und 25 Franken, Anm. d. Red.) wirklich viele Fans locken, die zudem ja kostenlos mit dem Zug reisen können.
    ZDFheute: Der Modus mit 16 Teams wirkt wie das Kontrastprogramm zu den vielen aufgeblähten Männer-Wettbewerben.
    Keßler: Es ist ein tolles Format, und es wird sportlich ganz eng zugehen. Auch die Nations League hat gezeigt, dass vieles nicht mehr vorhersehbar geworden ist. Die EM in England hat ja vor drei Jahren bereits bewiesen, dass die Qualität des Frauenfußballs gestiegen ist.
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    ZDFheute: Die UEFA hat deshalb auch die Strategie "Unstoppable" aufgelegt mit der bis 2030 versprochen wird, eine Milliarde Euro für den Frauenfußball auszugeben.
    Keßler: Es sind Gelder, die wir dem Frauenfußball von unseren Einnahmen der gesamten Wettbewerbe und auch zusätzlichen Investitionen vom Männerfußball für Entwicklungs- und Förderprojekte zuweisen. Natürlich ist es das Ziel der Strategie, den Frauenfußball in der Zukunft endlich nachhaltiger mit weniger Quersubventionierung durch den Männerfußball aufzustellen.
    ZDFheute: Stört die parallel ausgetragene Klub-WM der Männer durch den Weltverband FIFA die Frauen-EM?
    Keßler: Die Klub-WM kann spielen. Wir werden alles so durchführen, wie es seit längerem mit allen Beteiligten mit unseren Sponsoren und Fernsehsendern geplant ist. Es wird fünf, sechs Überschneidungen bei den Übertragungen geben, aber deswegen bin ich nicht besorgt. Ich glaube nicht, dass es einen negativen Effekt hat. Volle Exklusivität zu bekommen, ist heute nicht so einfach. Ich denke, wir haben einen tollen Deal mit der Europäischen Rundfunkunion (EBU) gemacht, um das Turnier in Europa noch sichtbarer zu machen.
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    ZDFheute: Dass das Turnier offenbar attraktiv ist, zeigt das große Interesse an der EM 2029. Deutschland hat auch noch seinen Hut in den Ring geworfen, aber die Konkurrenz ist mit Italien, Dänemark und Schweden mit einer gemeinsamen Bewerbung sowie Portugal und Polen recht groß.
    Keßler: Es ist sensationell, dass sich so viele Länder bewerben. Wir freuen uns riesig, dass nicht nur etablierte Frauenfußball-Nationen Ausrichter sein wollen. Das wird ein heißer Wettbewerb, über den das UEFA-Exekutivkomitee basierend auf den Bewerbungsunterlagen in einem Jahr entscheidet, wo es strategisch am besten ist, die EM 2029 auszutragen.
    Das Interview führte Frank Hellmann.



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    Quelle: Reuters

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