Julius Hirsch Preis: Diskriminierung mit Vielfalt bekämpfen

    Julius Hirsch Preis:Diskriminierung mit Vielfalt bekämpfen

    von Ralf Lorenzen
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    Mit dem Julius Hirsch Preis erinnert der DFB an seine Mitglieder, die Opfer der Nationalsozialisten wurden. Die diesjährigen Preisträger kommen aus Leipzig, Bonn und Karlsruhe.

    Archiv: Verani Kartum, Vereinsvorsitzende vom Preisträger SC Aleviten Paderborn hält bei der Verleihung vom Julius-Hirsch-Preis im Fußballmuseum den Preis hoch.
    Der Julius Hirsch Preis 2024 geht an die Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport Fußball (IVF), die sich für mehr Vielfalt und Teilhabe einsetzt.
    Quelle: dpa

    Wenn am Sonntag, am Vorabend des Länderspieles Deutschland gegen die Niederlande, der Julius Hirsch Preis vergeben wird, werden Erinnerungen an ein Fußballspiel aus dem Jahr 1912 wach. Damals trennten sich die Niederlande und Deutschland in Zwolle 5:5 und eben jener Julius Hirsch erzielte als erster deutscher Nationalspieler vier Tore in einem Spiel.

    Julius Hirsch: In Auschwitz ermordeter Nationalspieler

    21 Jahre nach diesem Spiel wurde Julius Hirsch wie alle jüdischen Mitglieder aus seinem Heimatverein Karlsruher FV ausgeschlossen und weitere zehn Jahre später von den Nationalsozialisten in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.
    Seit 2005 vergibt der DFB in Erinnerung an Hirsch und "alle, insbesondere die jüdischen, Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsstaates" den Julius Hirsch Preis. Der mit insgesamt 20.000 Euro dotierte Preis wird an Personen, Initiativen und Vereine vergeben, die sich in besonderem Maße für Demokratie und Vielfalt einsetzen.

    Verbaler Gewalt entgegentreten

    Bei allen diesjährigen Preisträgern spielt das Thema Sprache eine besondere Rolle. "Als ich klein war, habe ich bei einem anderen Verein gespielt und da war es so, dass viele sexistische oder auch homophobe Aussagen im Training und der Kabine gefallen sind und ich mich da ein bisschen hilflos gefühlt habe", sagt ein Jugendspieler von Roter Stern Leipzig in einem ZDF-Beitrag zum Julius Hirsch Preis.
    Nachwuchsfußballer von Roter Stern Leipzig
    Die Leipziger Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport Fußball erhält den diesjährigen Julius-Hirsch-Preis.08.10.2024 | 1:38 min
    Gemeinsam mit seinem jetzigen Team hat der Spieler an einem Workshop der Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport Fußball (IVF) teilgenommen, in dem es um Diskriminierungen im Fußball ging. Seit zehn Jahren organisiert die IVF Bildungsarbeit zu den Themen Vielfalt, Gleichberechtigung sowie Teilhabe und hat dafür den 1. Platz bei der diesjährigen Vergabe des Julius Hirsch Preises erreicht.

    Mit Bildkarten geflüchtete Kinder trainieren

    Der mit dem 3. Platz ausgezeichnete Verein Hertha Bonn setzt da an, wo eine gemeinsame Sprache ganz fehlt. Im Team von Jugendtrainer Salim Mehdaoui spielen geflüchtete Kinder aus 17 unterschiedlichen Nationen in wechselnden Zusammensetzungen Fußball. Damit sie sich nicht nur mit Händen und Füßen verständigen können, hat Mehdaoui Bild-Karten entwickelt, auf denen sie leicht erkennen, wann sie einen Ball stoppen sollen und wann es in die Pause geht.
    Flüchtlingskinder FC Hertha Bonn
    Zweitplatzierte des Julius-Hirsch-Preises 2024: Mit seiner AG für geflüchtete Kinder möchte Hertha Bonn zeigen: Sport verbindet - egal, wo man herkommt.09.10.2024 | 1:46 min
    Damit möglichst viele Trainer von seinen Erfahrungen in der Arbeit mit häufig traumatisierten geflüchteten Kindern profitieren, hat Mehdaoui gemeinsam mit Hertha Bonn einen Leitfaden für eine Fußball-AG mit geflüchteten Kindern veröffentlicht "Flüchtlingshilfe ist meines Erachtens eine sehr wichtige Sache", sagt Mehdaoui im ZDF. "Ich finde, dass wir hier mit der Einheit etwas Gutes für die Kinder erreichen können."

    Aufklärungsarbeit für eine tolerante Kurve

    Der mit dem 2. Platz ausgezeichnete Preisträger führt in die Stadt zurück, in der Julius Hirsch einst groß geworden ist. Fans des Karlsruher SC gründeten 2000 den Verein Blau-Weiss statt Braun (BWsB). Im ersten Schritt war dies eine Reaktion auf den Versuch der rechtsradikalen Szene, im Klub Fuß zu fassen.
    Marcus Miller
    Der Verein "Blau-Weiss statt Braun" setzt sich für Toleranz und Gewaltfreiheit unter Fußball-Fans ein. Dazu gehört auch die Veranstaltung zum Thema Depression im Fußball.10.10.2024 | 1:42 min
    Der Verein wirbt mit seiner Informations- und Aufklärungsarbeit für Toleranz und Gewaltfreiheit unter Fußballfans.

    Die Fußballfans sind Abbild der Gesellschaft und da hat man alle Strömungen drin..

    BWsB-Vorsitzender Stefan Stoll

    Und Stoll sagt weiter im ZDF: "Wenn man sich ein vernünftiges Umfeld schaffen will, muss man dafür auch etwas tun."


    Hirsch, Bensemann, Fuchs: Drei große Fußballer aus Karlsruhe

    Zudem erinnert der Verein regelmäßig an die Karlsruher Fußballgeschichte um die jüdischen Fußballer Julius Hirsch, Walther Bensemann und Gottfried Fuchs. Bensemann war Mitbegründer des DFB und Gründer des Fußballmagazins "kicker". Fuchs hat noch mehr Tore in einem Länderspiel erzielt als Hirsch: beim 16:0 gegen Russland erzielte er 1912 zehn Treffer und ist damit bis heute deutscher Rekordtorschütze in einem Länderspiel.

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    Quelle: Reuters

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