DFB-Frauen: EM-Quali sicher - Olympia im Fokus

    EM-Quali sicher - Paris im Fokus:DFB-Frauen mit Rückenwind gegen Island

    von Frank Hellmann
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    Die deutschen Fußballerinnen wollen beim vorletzten EM-Qualifikationsspiel gegen Island die Begeisterung rund um die Männer-EM für sich nutzen.

    Archiv: Horst Hrubesch, Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft, spricht mit Lena Oberdorf.
    Die deutschen Fußball-Frauen treffen in der EM-Qualifikation auf Island. Das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch nutzt diese Begegnung als Test vor Olympia in Paris.12.07.2024 | 1:26 min
    Aus seiner Liebhaberei fürs Angeln macht Horst Hrubesch keinen Hehl. Kürzlich hat der Interims-Bundestrainer bei einem Ausflug in Bayern sogar seine Noch-Assistentin Britta Carlson in die Geheimnisse des Fliegenfischens eingeweiht - und war begeistert, wie gut sich die Norddeutsche bei seinem liebsten Hobby anstellte. Eine Beute in Form von drei Punkten erwartet der 73-Jährige auch, wenn die deutschen Fußballerinnen nun in Reykjavik gegen Island (Freitag 18:15 Uhr/live im ZDF) zum vorletzten EM-Qualifikationsspiel antreten.
    Auf den Trip in die fischreichen Gewässer des Nordmeers folgt noch die letzte Partie gegen Österreich in Hannover (Dienstag, 19 Uhr). Weil Deutschland das Ticket für die EM-Endrunde in der Schweiz 2025 schon sicher hat, liegt die Priorität darauf, sich zwar für die Olympischen Spiele einzuspielen, aber auch den Ausgang der Qualifikation nicht zu verfälschen.

    Die Priorität ist, dass wir beide Spiele gewinnen. Wir wollen uns gerade zu Hause vernünftig Richtung Olympia verabschieden.

    Britta Carlson

    Tolle Kulisse fürs Heimspiel in Hannover

    Für das letzte Heimspiel des Trainerteams - nach dem Sommer übernimmt als Bundestrainer bekanntlich Christian Wück assistiert von den Ex-Nationalspielerinnen Saskia Bartusiak und Maren Meinert - sind in Hannover schon 34.000 Tickets verkauft. Ein klares Indiz, dass die Sympathiewelle rund um die Männer-EM direkt zu den Frauen schwappt.
    Auch Hrubesch, der einst Deutschland 1980 zum EM-Titel köpfte, findet, dass sich die Mannschaft von Kollege Julian Nagelsmann bei diesem Heimturnier "top verkauft" habe.

    Sydney Lohmann ist wegen einer muskulären Verletzung vorzeitig von der Frauen-Nationalmannschaft abgereist. Die Mittelfeldspielerin vom FC Bayern wird ihr Rehaprogramm im Verein absolvieren, um bei optimalem Heilungsverlauf mit zu den Olympischen Spielen nach Frankreich reisen zu können.

    Ebenfalls wird Kapitänin Alexandra Popp gegen Island fehlen. Nach einer Fußreizung wird die Torjägerin sich zuhause in Form bringen, um dann gegen Österreich im besten Fall wieder mitwirken zu können.

    Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf, die seit diesem Monat beim FC Bayern München unter Vertrag steht, sitzt eine Gelb-Sperre ab. 

    An dieser Stelle holte sein langjähriger Vertrauter Thomas Nörenberg dieser Tage ein bisschen weiter aus. Es sei "extrem beeindruckend gewesen", wie das Männer-Team die Menschen mitgenommen habe. Die Frauen-Auswahl habe "die gleiche Verpflichtung, ohne Wenn und Aber", sagte der 60-Jährige. Der bei den Spielerinnen hochgeschätzte Co-Trainer sieht das Team "auf einem ganz guten Weg", dieser Weg werde aber "nie zu Ende sein".

    Die letzte Mission für Horst Hrubesch

    Nur zur Erinnerung: Nach einer von Harmonie geprägten EM 2022 in England waren die DFB-Frauen von der WM 2023 in Australien als zerrüttete Gemeinschaft zurückgekehrt. Nur deshalb kam Hrubesch ja überhaupt wieder als Nothelfer zu seinem zweiten Amt neben der Tätigkeit als Nachwuchschef beim Hamburger SV.
    Das frühere "Kopfball-Ungeheuer" liefert als "uralter Mann" (O-Ton Hrubesch) immer noch Klebstoff, wenn irgendwo im DFB etwas auseinandergebrochen ist. Die DFB-Frauen sollen sich bei den Olympischen Spielen als verschworene Gemeinschaft präsentieren, wenn die Männer es schon nicht geschafft haben, sich überhaupt zu qualifizieren. Das gemäß der strengen IOC-Vorgaben bloß aus 16 Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen bestehende Olympia-Aufgebot wird sich am 20. Juli in Frankfurt treffen, um hernach in den Süden Frankreichs zu reisen.

    Tor: Merle Frohms (VfL Wolfsburg), Ann-Katrin Berger (Gotham FC)

    Abwehr: Sara Doorsoun (Eintracht Frankfurt), Giulia Gwinn (Bayern München), Marina Hegering, Kathrin Hendrich, Sarai Linder (alle VfL Wolfsburg), Bibiane Gabrielle Schulze Solano (Athletic Bilbao)

    Mittelfeld/Angriff: Jule Brand, Vivien Endemann, Alexandra Popp (alle VfL Wolfsburg), Klara Bühl, Sydney Lohmann, Lena Oberdorf, Lea Schüller (alle Bayern München), Laura Freigang, Elisa Senß (beide Eintracht Frankfurt), Sjoeke Nüsken (FC Chelsea)

    Auf Abruf: Stina Johannes, Nicole Anyomi (beide Eintracht Frankfurt), Janina Minge (VfL Wolfsburg), Felicitas Rauch (North Carolina Courage)

    In Marseille geht’s gegen den WM-Vierten Australien (25. Juli) und Rekord-Olympiasieger USA (28. Juli), ehe in Saint-Étienne der Außenseiter Sambia wartet (31. Juli). Der knappe Kader, die enge Taktung und die erwartete Hitze machen die Medaillen-Mission besonders herausfordernd.

    Das Finale in Paris ist das Ziel

    Noch einmal ins Olympische Dorf zu kommen wie 2016 bei den Spielen in Rio de Janeiro - dort unterlag Hrubesch mit den deutschen Männern im Finale im Elfmeterschießen gegen Gastgeber Brasilien - ist sein Antrieb. "In erster Linie geht’s mir um die Mädels, gar nicht so um meine Person", sagt er. Aber bei kaum jemand lodert so sehr das Feuer für Olympia wie in dem gebürtigen Westfalen.
    Hrubesch wollte schon bei der Einkleidung in Düsseldorf "ein Leuchten in den Augen bei den Basketballerinnen und den Hockeyspielern" erkannt haben. Dieses völkerverbindende Sportereignis sei für Menschen gemacht, "die vier Jahre dafür trainieren, dass sie vielleicht schon im Vorlauf ausscheiden - das musst du auf die Kette kriegen." Für sein Team gelte die Devise: "Rein ins Olympische Dorf!" Dafür müssen die deutschen Fußballerinnen am 10. August das Finale im Pariser Prinzenpark erreichen.
    Fußball, Frauen-EM-Qualifikation, Polen - Deutschland: Lea Schüller aus Deutschland jubelt über ihr Tor.
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