England im EM-Finale 2024: Die Rolle von Harry Kane
Gegen Spanien im EM-Finale:Englands Kapitän Harry Kane in neuer Rolle
von Frank Hellmann
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Harry Kane jagt noch immer einem Titel nach. Der 30-Jährige ist körperlich nicht in bester Verfassung, aber als Torjäger und Teamplayer für England dennoch unverzichtbar.
Fast ein ganzes Jahr ist Harry Kane schon durch Deutschland getourt und hat die wichtigsten Stadien kennengelernt: Beeindruckende Kathedralen wie in Dortmund bis hin zu Konstrukten wie in Heidenheim. Doch das Berliner Olympiastadion als Schauplatz des EM-Endspiels zwischen England und Spanien (Sonntag, 21 Uhr/ARD) betritt dieser Fußballer von Welt in dieser Saison zum ersten Mal.
Hertha BSC spielt bekanntlich nicht mehr in der Bundesliga, und um das hier ausgetragene DFB-Pokalfinale machte der FC Bayern einen großen Bogen, weil Ex-Trainer Thomas Tuchel seinem Stareinkauf einst im Herbst vergangenen Jahres die Zweitrundenpartie im Saarbrücker Ludwigspark ersparte. Englands Kapitän kann sich für die Kollegen also nicht darauf berufen, die Laufwege in dieser riesigen Betonschüssel schon zu kennen, dennoch wird der Rekordtorjäger die "Three Lions" sicher ohne Umwege ins Finale aufs Feld führen. Am Arm seine neongelbe Binde, auf der in Großbuchstaben "Respect" steht.
Spanien ist Fußball-Europameister 2024. Die EM im Rückblick - hier können Sie alles zum Großevent in Deutschland im Ticker nachlesen.
Kane Verfassung ist nicht die beste
Braucht der 30-Jährige das nicht auch? Da weist einer nach 97 Länderspielen stolze 66 Tore auf, musste sich dennoch zwischenzeitlich einige Kritik anhören. Aber war er wirklich umstritten? Wohl kaum. Die personifizierte Torgarantie - selbstredend Bundesliga-Torschützenkönig mit 36 Treffern - hat in dieser EM dreimal getroffen. Einmal zwar vom Elfmeterpunkt, aber jenen im Halbfinale gegen die Niederlande souverän in die Ecke gefeuerten Versuch hatte er selbst herausgeholt.
Der Siegtreffer gelang dem fidelen Ollie Watkins, für den der ausgepumpte Kane nach 81 Minuten Platz gemacht hatte. Der Mittelstürmer hatte sich am Ende dieses Abnutzungskampfes immer schwerfälliger über den Platz geschleppt - und ist erkennbar gerade nicht in bester körperlicher Verfassung. Oft laufen die Spiele trotz allen Bemühens an ihm vorbei. Er will zwar viel, aber er kann nicht richtig. Und dass er mitunter vorne ganz alleine war, machte es nicht einfacher.
Kane widerspricht Lineker
Die Auswechslung des Anführers wirkte schon im Achtelfinale gegen die Schweiz nachvollziehbar, dennoch musste sich Trainer Gareth Southgate in Düsseldorf und Dortmund ausgiebig rechtfertigen. Die Begründung, warum seine Nummer neun stets beginnt, ist simpel: "Er ist vielleicht nicht im Fluss, aber er spielt immer noch eine immense Rolle für die Gruppe."
Erst spät wurde das EM-Viertelfinale zwischen England und der Schweiz torgefährlich. Im Elfmeterschießen brachte Trent Alexander-Arnold die Entscheidung.
06.07.2024 | 9:04 min
Vielleicht weniger als Torjäger und mehr als Teamplayer. Der in London geborene Kane war derjenige, der Trainer und Team beschützte, als der über riesige Reichweite verfügende Gary Lineker mal wieder die große Keule geschwungen hatte. Die Replik Kanes saß:
Kane wird als Anführer gebraucht
Besser hätte einer die Trutzburg in Thüringen nicht verteidigen können. Es gibt aus dem Basecamp in Blankenhain eine Menge Kurzclips, in denen Kane mit Kollegen auf dem Golfplatz oder an der Dartscheibe gute Laune verbreiten. Nach dem Finaleinzug führte Kane eine Troika von Führungskräften an, die sich ausgiebig bei den Fans bedankte.
Er sprach lange mit Kyle Walker, mit dem er so viele Jahre bei den Tottenham Hotspurs zusammenspielte. Der Verteidiger ist noch mal vier Jahre älter: Sie kennen die Historie der englischen Nationalmannschaft aus eigener Erfahrung am besten - und sie spüren am ehesten, um was es gegen die Iberer geht.
Ängste im Profi-Fußball. Zu hoher Erfolgs- und Leistungsdruck. Die Konsequenz: Viele Spieler sind mental am Boden. Das stille Leiden in den Kabinen - im Fußball weiterhin ein Tabu.23.06.2024 | 43:41 min
Noch immer fehlt ein Titel
Bei keinem anderen steht nach "einer verdammt harten Reise" (O-Ton Kane) so viel auf dem Spiel. Es mutet wie Ironie an, dass dieser großartige, weil oft uneigennützige Goalgetter noch nie eine Trophäe gewonnen hat. Weder im Nationalteam noch auf Vereinsebene.
Als er vergangenen Sommer unter großem Brimborium für rund 100 Millionen Euro Ablöse von seinem Heimatverein Tottenham zu den Bayern übersiedelte, schien es eine Selbstverständlichkeit, zumindest mal eine Meisterschale in der Hand zu halten. Dann hat es mit ihm in München die erste titellose Spielzeit seit einer gefühlten Ewigkeit gegeben. Aber ein Spiel gibt es noch. In der deutschen Hauptstadt, in der Harry Kane erst ganz am Ende dieser Saison vorstellig wird.
Der FC Bayern hat die Bundesliga-Geschichte wie keine andere Mannschaft geprägt: 32 Mal holten die Münchner die Meisterschale. Nur selten erst auf der Ziellinie.05.08.2023 | 27:30 min