Pokal gegen Werder: HSV-Frauen freuen sich auf Rekordkulisse

    Derby im Pokal gegen Werder:HSV-Frauen freuen sich auf Rekordkulisse

    von Ralf Lorenzen
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    Vor knapp 13 Jahren zog der HSV sein Frauenteam aus der Bundesliga zurück. Am Sonntag erwartet der Zweitligist die bislang größte Kulisse im deutschen Vereinsfußball der Frauen.

    Fußball: Die Frauen des Hamburger SV.
    Am Sonntag gegen Werder Bremen spielen die Frauen des Hamburger SV vor ausverkauftem Haus.
    Quelle: dpa

    Die Zeiten ändern sich - auch beim Hamburger SV. "Ich finde es spannend, wieder von ganz unten anzufangen", sagte Frank Rost vor gut zwölf Jahren in einer kleinen Holzhütte auf dem HSV-Trainingsgelände in Norderstedt. "Hier ist es schon ein Highlight, wenn man vernünftige Bälle hat." Der frühere Bundesliga-Torhüter war da gerade für ein paar Monate Trainer der Frauenmannschaft des HSV in der Regionalliga Nord geworden. Und stand ziemlich allein da mit seinen nostalgischen Gefühlen.

    HSV meldete Frauenteam 2012 ab

    In dieser Hütte in Norderstedt war wenige Monate zuvor Kim Kulig der Star gewesen. Die damalige Nationalspielerin hatte den HSV rechtzeitig Richtung Frankfurt verlassen, bevor Vorstandschef Carl Jarchow im Sommer 2012 das Aus für die Bundesligamannschaft verkündete. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie es hieß, wurde das Team abgemeldet. 100.000 Euro sollen gefehlt haben, um mit einem konkurrenzfähigen Etat in die neue Saison zu gehen.
    "Nach der WM im eigenen Land dachte man, der Frauenfußball sei angekommen in Deutschland - und jetzt so etwas", kommentierte Kulig damals. "Das ist schon peinlich für einen so großen Verein wie den HSV."
    HSV-Frauen - Training
    Doppelte Herausforderung für die HSV-Frauen. In der 2. Liga kämpfen sie um den Aufstieg. Im DFB-Pokal spielen sie gegen Werder Bremen um den Einzug ins Finale - vor 57.000 Fans.21.03.2025 | 1:24 min
    Während andere Bundesligisten begannen, in den Frauenfußball zu investieren, geriet er bei den Hamburgern aufs Abstellgleis. Die brüskierte Abteilung war allerdings so resistent, dass sich das erste Frauenteam bis 2023 wieder in die 2. Bundesliga hochkämpfte und dort aktuell gute Aufstiegschancen besitzt.

    Nachhaltige Entwicklung bei Werder

    Am Sonntag (live im ZDF) geht es nun vom Trainingsplatz 6, der aktuellen Heimspielstätte in der Liga, ins Volksparkstadion, das zum Pokal-Derby gegen Werder Bremen die bislang größte Kulisse eines Frauenfußballspiels auf Vereinsebene in Deutschland erwartet.

    sportstudio live
    :Hamburger SV - SV Werder Bremen

    Der Hamburger SV empfängt im Halbfinale des DFB-Pokals der Frauen Werder Bremen - vor ausverkaufter Kulisse im Volksparkstadion. Norbert Galeske kommentiert.
    DFB-Pokal der Frauen: HSV - Werder Bremen
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    "Vor 57.000 haben noch nicht so viele Leute gespielt. Wir freuen uns unglaublich dolle auf dieses Spiel", sagt HSV-Spielerin Pauline Machtens und rechnet sich Chancen aus, das Finale in Köln zu erreichen. Dann ginge es gegen Bayern München, das sich im zweiten Halbfinale am Samstag mit 3:2 gegen die TSG Hoffenheim durchgesetzt hatte.

    Wir haben Spaß daran, den vermeintlich größeren Gegner zu ärgern. Und das werden wir auch am Sonntag wieder machen.

    HSV-Spielerin Pauline Machtens

    Größer ist der Frauenfußball bei Werder Bremen vor allem deshalb, weil der dortige Vorstand ihn nach der Neugründung der Abteilung im Jahr 2006 kontinuierlich unterstützt hat. Finanziell mit Augenmaß zwar, aber so nachhaltig, dass sich die ehemalige Fahrstuhlmannschaft ins gesicherte Mittefeld der 1. Bundesliga hochgespielt hat.

    Ex-HSV-Torjägerin spielt jetzt für Werder

    Nur so ist sie attraktiv genug für junge Talente wie Larissa Mühlhaus, die im letzten Sommer als Zweitliga-Torschützenkönigin vom HSV an die Weser wechselte. "Ich bin unnormal froh, diese Möglichkeit zu haben", beschreibt Mühlhaus ihre Vorfreude auf den Aufritt im Volksparkstadion. "Früher bin ich dort mit meiner Familie hingegangen, um Spielen der Männer zuzusehen."
    Lilla Turanyi (Bayer 04 Leverkusen) grätscht gegen und Larissa Mühlhaus (SV Werder Bremen)
    Die Frauen des SV Werder stehen überraschend im Pokal-Halbfinale. Bei Bayer Leverkusen feiern die Bremerinnen einen 1:0-Sieg. Larissa Mühlhaus erzielt das Tor des Abends.12.02.2025 | 5:13 min
    Seit Jahren werden vereinzelt Bundesliga- oder Pokalspiele in große Stadien verlegt, um breitere Publikumsschichten zu erreichen. Die bisherige Vereins-Bestmarke liegt bei 44.808 Fans, die das DFB-Pokalfinale 2023 in Köln besuchten. Zum diesjährigen Viertelfinale zwischen dem HSV und Borussia Mönchengladbach kamen knapp 17.000 Zuschauer in den Volkspark.

    "Mehr als ein ausverkauftes Spiel"

    Das Ausmaß des Interesses am Halbfinale überrascht trotzdem. "Als ich gehört habe, dass wir im Volksparkstadion spielen werden, hätte ich nie geglaubt, dass es ausverkauft sein wird", sagt Mühlhaus. Der Derby-Charakter des Spiels ist sicher ein Grund für den großen Andrang. Außerdem mobilisieren die Fans der Männerbundesliga-Teams regelmäßig für den Besuch von Frauenspielen, wenn die Männer spielfrei haben.
    Die HSV-Frauen bejubeln den Sieg gegen Gladbach im Viertelfinale des DFB-Pokals
    Die HSV-Frauen krönen ihre Premiere im Volksparkstadion mit einem Sieg. Vor 16.529 Fans gelingt im Pokal-Viertelfinale gegen Zweitliga-Ligakonkurrent Mönchengladbach ein 2:0. 12.02.2025 | 5:46 min
    Bei den Hamburgerinnen spielt wohl zusätzlich immer noch eine Trotzreaktion auf die Degradierung des Frauenfußballs vor 13 Jahren eine Rolle. "Es ist mehr als ein ausverkauftes Fußballspiel", sagt HSV-Vorstand Eric Huwer. "Das ist Hamburgs Commitment für den Mädchen- und Frauenfußball sowie für unseren Verein."

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    Quelle: Reuters

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