DFB-Pokalfinale im ZDF: Arminia mit Euphorie, Mut und Zuversicht

Euphorie ist ein vielschichtiges Gefühl, aber manchmal reicht auch eine Zahl, um es zu erfassen: Mit 100.000 Arminia-Fans rechnet die Stadt Berlin am Samstag rund ums DFB-Pokalfinale zwischen dem Drittliga-Meister Bielefeld und dem Bundesligisten VfB Stuttgart (20 Uhr/live im ZDF).

Seit Tagen ist Bielefeld durch Marketingaktionen schon omnipräsent in der Hauptstadt. "Berlins heißester Club: Arminia Bielefeld", ist auf Plakaten zu lesen oder: "Stuttgart gibt’s gar nicht." Mit Letzterem wird auf die Bielefeld-Verschwörung angespielt, wonach die Stadt aus Ostwestfalen mit ihren gut 330.000 Einwohnern angeblich nicht existiert.

"Unterschätzt uns ruhig, haben die Römer auch gemacht", steht auf anderen Plakaten. Gemeint ist damit die Varus-Schlacht im Jahre 9 nach Christus, in der Arminias Namensgeber, der Cherusker Arminius, den Römern unweit von Bielefeld eine ihrer schlimmsten Niederlagen beibrachte. Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald erinnert daran. Deutschlands höchste Statue trägt derzeit ein 130 Quadratmeter großes Arminia-Trikot.

Trainer Mitch Kniat weiß bei aller Euphorie, dass der VfB besser besetzt ist und über den 40-mal höheren Kaderwert verfügt. Die Stuttgarter waren schon fünfmal Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger und 25 Mal im Europapokal.

Trotzdem glauben Kniat und die Bielefelder fest daran, mit ihrem Spirit als Einheit eine weitere Überraschung schaffen zu können "Wir kennen die Situation inzwischen, und wir haben die Spiele ja nicht nur gewonnen, sondern auch verdient gewonnen. Das macht uns Mut", sagte Kniat im "kicker" und ergänzte zum Finale:

Parallel zum Aufstieg in die zweite Liga sind den Bielefeldern die Pokalerfolge gelungen, weil sie die Anspannung auf der großen Bühne stets in Entschlossenheit kanalisierten. Daran habe Kniat einen großen Anteil gehabt, weil er nicht voller Ehrfurcht über die Gegner aus der Bundesliga gesprochen habe, erzählte Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel im ZDF: "Sondern er hat gesagt: 'Das ist Bayer Leverkusen, da und da haben sie ihre Stärken, da haben sie ihre Schwächen. So und so machen wir es - und dann schlagen wir die."

So soll das aus Sicht der Bielefelder auch gegen Stuttgart klappen. Helfen soll der Flow des Frühjahrs. Die Arminia ist seit dem 8. März ungeschlagen und schaffte seither elf Siege und zwei Remis in allen Wettbewerben.

Viel zu tun hat die Zuversicht der Bielefelder auch damit, vor einem Jahr eine Extremsituation überstanden zu haben. Damals wäre die Arminia beinahe zum dritten Mal hintereinander abgestiegen und zwischen 2022 und 2024 von der Bundesliga bis in die viertklassige Regionalliga durchgereicht worden.

"Alles, was wir erlebt haben, macht uns jetzt aus. Wir haben schlimmeren Druck gehabt, schlimmere Situationen erlebt. Und wir sind da rausgekommen", sagt Kapitän Mael Corboz.

Die Arminia ist mit der Rekordzahl von 23 Auf- und Abstiegen zwischen erster, zweiter und dritter Liga Deutschlands extremster Klub. Als vierter Drittligist stehen die Bielefelder im Pokalfinale, und sie wollen es als erster gewinnen.

Sicher hätten sie dann neben der Trophäe acht Spiele in der Europa League, die Partie um den Supercup gegen den Deutschen Meister FC Bayern und weitere Einnahmen von insgesamt mehr als zehn Millionen Euro. Schon jetzt übersteigen die Pokalprämien Bielefelds Etat von knapp acht Millionen Euro.

Für die Arminia-Fans geht es vor allem um den emotionalen Wert. Bereits die Finalteilnahme ist der Höhepunkt in der Geschichte ihres Vereins, genau drei Wochen nach dessen 120. Geburtstag.