DFB-Direktor Hannes Wolf über den 1. Jugendfußball-Kongress

    Interview

    DFB-Sportdirektor über Nachwuchs:Wolf: "Jugendfußball-Kongress ein Meilenstein"

    von Ralf Lorenzen
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    Am Wochenende lädt der DFB zum ersten Jugendfußball-Kongress ein. Hannes Wolf, beim DFB für den Nachwuchs zuständig, über den Stand der Reformen im Kinder- und Jugendfußball.

    Hannes Wolf
    Hannes Wolf, DFB-Sportdirektor für Nachwuchs, Training und Entwicklung
    Quelle: ddp

    Hannes Wolf ist seit 2023 Sportdirektor für Nachwuchs, Training und Entwicklung des DFB - und Trainer der deutschen U20-Auswahl. Zudem ist er ein gestandener Bundesliga-Trainer. Er arbeitete unter anderem als Chefcoach beim VfB Stuttgart, dem HSV und bei Bayer Leverkusen
    ZDFheute: Herr Wolf, bei der Vorstellung der "Trainingsphilosophie Deutschland" und der neuen Spielformen haben Sie vor gut eineinhalb Jahren viele mitgerissen. Wie viel von dieser Anfangseuphorie ist bei Ihnen noch da?
    Hannes Wolf: Hundert Prozent. Weil der Inhalt gut ist und weil wir in der Lebensrealität der jungen Menschen etwas bewirken können, das fantastisch ist. Nicht, weil wir den Zauberstab gefunden haben und alle jetzt Bundesligaspieler werden.
    U21-Länderspiel: Deutschland - Spanien
    Die deutsche U21 um den herausragenden Nick Woltemade hat den EM-Härtetest mit Bravour bestanden. Die Auswahl des DFB gewann gegen Titel-Anwärter Spanien mit 3:1 (1:1). 26.03.2025 | 1:24 min
    Aber weil wir im Sportsystem so viele Themen haben, die jetzt klar auf dem Tisch liegen und wo die Lösungen klar sind. Und weil viele tolle Menschen das auf allen Ebenen unterstützen.
    ZDFheute: Im Kern geht es um mehr Bolzplatz und weniger Taktik, richtig?
    Wolf: Erst mal geht es darum, dass wir auf mehreren Feldern gleichzeitig spielen - in kleineren Formaten, sowohl im Training als auch im Spiel. Damit wir auf rund 6.000 Quadratmetern Fußballplatz möglichst vielen Kindern die Chance geben, sich bestmöglich zu entwickeln.
    Da reden wir über Jungs, Mädchen, früh und spät im Jahr Geborene, Frühentwickler, Spätentwickler, über die, die schon fünf Jahre spielen oder die gerade erst angefangen haben, die mal leistungsorientiert spielen oder die Breitensport machen wollen.
    ZDFheute: Wie beurteilen Sie den Stand der Umsetzung der Reform?
    Wolf: Deutschland ist groß und föderal, da gibt es natürlich Unterschiede.

    Wenn sich zwölf Siebenjährige pro Mannschaft auf einem Platz treffen und auf vier Feldern 3 gegen 3 spielen, dann hat das eine gewisse Magie.

    Wenn man weiß, dass es vorher 7 gegen 7 waren, wo viele gar nicht den Ball hatten, auf der Ersatzbank saßen oder nicht mal im Kader waren, dann läuft das an ganz vielen Orten super. Ohne dass ich sagen würde, es läuft perfekt.
    ZDFheute: Wie weit sind Sie mit der von Ihnen vorangetriebenen Umstellung in der D-Jugend von 9 gegen 9 zu 7 gegen 7?
    Wolf: Das Entscheidende ist nicht 7 gegen 7, das Entscheidende ist 7 gegen 7 auf zwei Feldern, weil dann 28 Jugendliche pro Sportplatz statt 18 die ganze Zeit spielen. Dann kannst du eine D1 und D2 bilden und hast Spitzenförderung und Breitensport gleichzeitig. Das ist der Quantensprung.
    Torjubel nach dem Tor zum 3:0 durch Torschütze Tim Kleindienst zusammen mit Joshua Kimmich.
    Was für ein Spiel: Die deutsche Nationalmannschaft dominiert Italien zunächst klar und muss am Ende doch zittern. Das 3:3 reicht für den erstmaligen Sprung ins Final Four.24.03.2025 | 2:59 min
    In Bayern und Nordrhein-Westfalen werden das die Nachwuchsleistungszentren in der nächsten Saison machen, in Südbaden, in Berlin und Hamburg gibt es diese Modelle schon und an vielen weiteren Orten als Gedankenspiel auch im Breitensport. Bei den älteren Jugendlichen, die im Spiel 11 gegen 11 spielen, muss das im Training weitergehen.
    ZDFheute: Wie sieht die Unterstützung für diejenigen aus, die das vor Ort umsetzen müssen?
    Wolf: Wir freuen uns erstmal riesig über die Unterstützung der Landesverbände, aber auch der großen Vereine. Wir haben viele Fortbildungen vor Ort, aber auch Termine hier in Frankfurt, wo Menschen aus dem System zusammenkommen, wie jetzt beim Jugendfußball-Kongress.

    Wann?
    Am 28. und 29. März
    Wo?
    Auf dem DFB-Campus in Frankfurt
    Wie viele Teilnehmende?
    Rund 220 an der Basis Aktive
    Worum geht es?
    Wie kann die Begeisterung von Jugendlichen für den Fußball gestärkt werden?
    Drei Schwerpunktthemen:
    Identität, Spielbetrieb, Freizeitfußball
    Wer sind die Referenten?
    Hannes Wolf und sein Kompetenzteam
    Thomas Broich, Nachwuchsleiter von Borussia Dortmund
    DFB-Präsident Bernd Neuendorf eröffnet den Kongress
    Was ist die "Trainingsphilosophie Deutschland"?
    Einführung neuer Spielformen und neue Impulse für die zukünftige Ausrichtung der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen
    Kernsätze für alle Niveau- und Altersstufen:
    Wir entwickeln in jeder Minute des Trainings die einzelnen Spielerinnen und Spieler weiter!
    Wir trainieren mindestens zweimal pro Woche in kleinen Spielformen auf mehreren Feldern, damit jeder Spieler und jede Spielerin den Fußball hochdosiert und mit einer hohen Nettospielzeit erlebt!
    Alle erleben Freude, Wiederholung und Intensität in jeder Minute des Trainings!

    (Quelle: DFB)

    In der Trainerausbildung wird es neue Jugendtrainer-Zertifikate geben. Wir haben das DFB-Mobil (Mit 30 DFB-Mobilen besucht der DFB seit Mai 2009 bundesweit Fußballvereine und Grundschulen) umgestellt und informieren über YouTube. Da ist die "Trainingsphilosophie Deutschland" überall drin. Das Feedback von allen ist, dass es mehr Spaß macht, dass es einfacher wird und dass sich die Kinder besser entwickeln.
    ZDFheute: Worum geht es beim 1. DFB-Jugendfußball-Kongress?
    Wolf: Wir müssen nachschärfen, wo das System besser werden kann. Der Jugendfußball-Kongress ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer Jugendfußballstrategie, die der DFB mit seinen Verbänden erarbeitet. Der Input soll auf dem DFB-Bundesjugendtag in Pilotprojekte führen.
    Die Elemente, die für alle stimmen, sollen sich von klein bis groß durch den Kinder- und Jugendfußball ziehen. Diesen Weg müssen wir skizzieren, auch für die Schulen. Auch dort gibt es Konzepte für 3 gegen 3, wo sich auf wenig Raum und vier Feldern viele Kinder bewegen, und kein Trainer benötigt wird, sondern Spielfeldbegleiter.
    Jamal Musiala und Nicolas Kühn
    Für viele junge Fußballer in Deutschland endet der Karriere-Traum in der Sackgasse oder sie müssen große Umwege in Kauf nehmen. Andere Länder machen vor, wie es besser geht.12.09.2024 | 12:56 min

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