Conference League: Heidenheim will Durchbruch trotz Umbruch
Playoff in der Conference League:Heidenheim: Durchbruch trotz Umbruch
von Christoph Ruf
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Der FC Heidenheim hat einen beispiellosen Aderlass hinter sich - und dennoch beste Chancen, sich gegen BK Häcken für die Gruppenphase der Conference League zu qualifizieren.
Hat Heidenheim im Griff: Trainer Frank Schmidt
Quelle: dpa
Nach dem ungefährdeten Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals zeigte Heidenheims Trainer Frank Schmidt bei der Pressekonferenz in wenigen Minuten vieles von dem, was ihn zu einem hervorragenden Trainer macht.
Trainer Schmidt fordert immer das Maximum
Da wäre zum einen ein scharfer Fußballverstand - akkurater als Schmidt kann man ein Spiel kaum wiedergeben. Und da wäre sein unbändiger Ehrgeiz, der ihn auch dann nicht zur Ruhe kommen lässt, wenn sein Team 90 Minuten dominiert und entsprechend hoch gewonnen hat.
So grantelte der braungebrannte Coach nach dem 4:0-Sieg beim Regionalligisten FC Villingen. Ab der 60. Minute ging es ihm auf dem Platz entschieden zu gemütlich zu.
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Heidenheim im Pflichtspielstress
Doch Schmidt wäre nicht Schmidt, wenn er nicht bei aller Akribie, allem Ehrgeiz und allem Perfektionismus auch die Fähigkeit hätte, sich in seine Spieler hineinzuversetzen und die eigene Sichtweise zu relativieren:
"Vielleicht muss ich mich zurücknehmen, vielleicht muss man da auch die Mannschaft ein wenig in Schutz nehmen", sagte er nach der charmant vorgetragenen Kritik.
Heidenheims erster internationaler Auftritt
So ist es. Denn der gleiche 1. FC Heidenheim, der noch 2008, im ersten Trainerjahr unter Schmidt, in der Oberliga gegen Villingen um Punkte spielte, tritt am Donnerstag erstmals in seiner Vereinsgeschichte international an, fünf Pflichtspiele stehen in 16 Tagen auf der Agenda.
In der Qualifikation zur Conference League geht es gegen den BK (Bollklubben) Häcken, den zweiten Erstliga-Klub aus Göteborg, der allerdings im Schatten des größeren IFK Göteborg steht. Knapp 4.900 Fans kamen 2023 im Schnitt zu den Spielen des Teams aus dem Stadtteil Hilsingen (IFK: 16.100 Zuschauer).
Häcken punktet mit starker Offensive
In der vergangenen Saison wurde das Team von Pal Arne Johansen Dritter in der schwedischen Allsvenskan. Dort dauert eine Saison von April bis November. Dass Häcken im Gegensatz zum FCH also bereits eingespielt ist, könnte ein kleiner Vorteil sein.
Schmidt, das berichtete er im ZDF-Morgenmagazin, hat sich den derzeitigen schwedischen Tabellenfünften am Sonntag beim Auswärtssieg gegen IF Brommapojkarna in Stockholm angeschaut und ein Team gesehen, das "vor allem in der Offensive mit viel Qualität" ausgestattet ist.
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Heidenheim mit historischem Auftritt
Bei aller Konzentration auf den erneuten Klassenerhalt ist Schmidt aber auch die Freude aufs internationale Parkett anzumerken: "Es ist etwas Historisches", sagte er im ZDF-Morgenmagazin.
Umso spannender wird es sein zu beobachten, wie gut seinem eigenen Team der massive Umbruch in der Sommerpause gelungen ist; allein sechs Offensivkräfte haben dem FCH schließlich den Rücken gekehrt.
Darunter waren unter anderem Eren Dinkci, der nach Freiburg ging, Niklas Beste (Benfica Lissabon) und Top-Scorer Tim Kleindienst (Borussia Mönchengladbach). Zusammen erzielten die drei nicht weniger als 30 der 50 Heidenheimer Tore der vergangenen Saison.
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Optimismus trotz Aderlass beim FCH
Für sie kamen unter anderem Julian Niehues (1. FC Kaiserslautern), Mathias Honsak (Darmstadt), Paul Wanner (FC Bayern) und Mikkel Kaufmann (Union Berlin). Maximilian Breunig, dem gegen Villingen drei Toren gelangen, spielte zuletzt beim SC Freiburg II um Drittliga-Punkte.
Dass ein solcher Aderlass nicht von heute auf morgen zu kompensieren ist, weiß niemand besser als Schmidt, der im ZDF dennoch optimistische Worte fand: "Wir wollen uns für die Gruppenphase qualifizieren und werden alles dafür tun, um die zwei Spiele durchzustehen."