Taktikexperte: "In Klopps Idee steckt extrem viel Red Bull"

Es dürfte keinen profunderen Experten für den FC Liverpool geben als Jürgen Klopp höchstpersönlich, der diese Mannschaft seit 2015 über fast eine Dekade lang aufgebaut hat. Doch wenn RB Leipzig an diesem Mittwoch (21 Uhr) in der Champions League gegen die "Reds" antritt, behält "Kloppo" dieses Wissen (noch) für sich.

"Kloppo ist auf Mallorca und kümmert sich dort um seine Frau, seine Kinder und seinen Hund", sagte Leipzigs Trainer Marco Rose nach dem 2:0-Erfolg in Mainz.

Noch dauert es schließlich bis zum 1. Januar 2025, ehe Klopp als Chefberater des globalen Red-Bull-Fußballnetzwerkes beginnt. Die Partie zwischen seinem Ex-Klub FC Liverpool und einem seiner zukünftigen Klubs, RB Leipzig, wird sich der 57-Jährige - wenn überhaupt - als interessierter Beobachter auf dem Sofa im Fernsehen anschauen. Und doch schwebt Klopp als zentrales Gesprächsthema wie ein Geist über der Partie.

Denn das Duell zwischen dem Tabellenführer der Premier League und dem Tabellenzweiten der Bundesliga hat nicht nur wegen der besonderen Konstellation viel Charme, sondern auch fußballtaktisch. Denn im FC Liverpool nach Klopps Prägung stecken jede Menge Überschneidungen zum Red-Bull-Fußball.

Über die Jahre hat sich Klopp immer wieder in Salzburg und Leipzig bedient. Sadio Mané war der Erste, den Klopp verpflichtete, danach Naby Keita, Takumi Minamino, Ibrahima Konaté und jüngst Dominik Szoboszlai. Klopp wusste, dass diese Profis auch für seine Spielidee die idealen Akteure sind.

Der Ausnahmetrainer hat sich früh auch Impulse vom späteren Red-Bull-Vordenker Ralf Rangnick und dessen Spielidee geholt und diese dann selbst weiterentwickelt und perfektioniert.

"Letztlich hat diese Idee Klopp sowohl in Dortmund in seinen besten Zeiten, als er zweimal Deutscher Meister wurde, als auch in Liverpool zu Erfolgen getragen. Also steckt in Klopps Fußballidee extrem viel Red-Bull-Fußball", sagt Daniel Memmert, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln und Taktikexperte.

Was die Spielphilosophie von Klopp und seinen neuen Klubs angehe, sei die künftige Zusammenarbeit "komplett naheliegend", bewertet Memmert. "Als Ausbilder und Ansprechpartner für die Trainer ist er der perfekte Mann. Ich wüsste keinen, der für den Job besser geeignet wäre als Jürgen Klopp."

Anders als etwa Max Eberl zuvor kommt Klopp zudem in einen Kosmos, in dem langjährige Vertraute von ihm wie die Trainer Pepijn Lijnders (Salzburg), Sandro Schwarz (New York) und eben Rose in Leipzig wichtige Positionen einnehmen.

"Klopp ist alles andere als ein Fremder, der die Wohnungstür von Red Bull betritt, sondern einer, der sehr viel familiäre Nähe hat", sagt Memmert, der die Klubs selbst immer wieder auch wissenschaftlich beraten hat.

"Die Personalie Klopp ist aus meiner Sicht immens entscheidend für den weiteren Weg der Vereine mit RB Leipzig an der Spitze. Diese Verpflichtung heißt übersetzt: Jetzt wollen wir es aber mal richtig wissen", schätzt er ein. "Das ist ein klarer Angriff auf die Deutsche Meisterschaft ebenso wie in der Champions League."

Auch Rose weiß, dass er mit Klopp einen Mentor bekommt, der entscheidend sein kann. "Ich freue mich darauf, seine Expertise, seine Erfahrung, seine Ausstrahlung und sein Netzwerk nutzen zu dürfen", sagte Rose. "Ich habe jetzt jemanden als Gesprächspartner, der selbst auf Topniveau trainiert und als Spieler und als Trainer alles erlebt hat", führte Rose aus.

Ein solcher Ansprechpartner fehlte den RB-Trainern seit dem Abgang von Rangnick. Nur aktuell gegen Liverpool wird Klopp noch nichts beitragen.