Champions League: Real-Feldzug "zerstört spanischen Fußball"

    Champions League:Reals Feldzug "zerstört spanischen Fußball"

    von Florian Haupt
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    Geradezu strategisch teilt Real Madrid gegen Verbände und Schiedsrichter aus. Auch vor der Champions-League-Partie gegen Manchester City. Um was geht es den Königlichen wirklich?

    Federico Valverde (links) und Carlo Ancelotti.
    Reals Federico Valverde (links) und Trainer Carlo Ancelotti.
    Quelle: imago / Andrzej Lwanczuk

    Am Dienstagmittag sagte Federico Valverde ein paar Sätze, die vernünftiger kaum klingen konnten. "Wir sind alle Menschen und können uns irren", so der Mittelfeldmann von Real Madrid: "Wer wäre ich, um über einen Schiedsrichter zu richten."
    Danach muss irgendwer mit ihm geredet haben, denn schon wenige Stunden später korrigierte sich Valverde in den sozialen Netzwerken: Wenn er nicht die Schiedsrichter kritisiert habe, dann nur weil er sich auf das Champions-League-Match gegen Manchester City (Mittwoch, 21 Uhr) konzentrieren wolle:

    Alle Welt hat gesehen, was uns diese Saison passiert, und ich vergesse es nicht.

    Federico Valverde

    Die ungewöhnliche Kehrtwende verdeutlichte zweierlei: Es gibt eine verordnete Strategie bei Real Madrid. Und es ist nicht die Zeit der Vernunft. Vielmehr befindet sich der Klub auf einem Feldzug gegen alles und jeden. Der amtierende spanische Meister und Champions-League-Sieger, der erfolgreichste und prominenteste Verein der Welt stilisiert sich zum Opfer der Fußball-Autoritäten.
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    Unbewiesene Unterstellungen gegen die UEFA

    Der europäische Verband UEFA bekam schon vergangenen Herbst sein Fett weg. Aus Protest gegen die Verleihung des "Goldenen Balls" an Rodri - den derzeit verletzten Spanier von Manchester City - und nicht Real-Angreifer Vinícius Júnior boykottierten die Madrilenen die Preisverleihung. Aus dem Klub wurde ohne jeden Beweis insinuiert, die UEFA habe als neuer Co-Veranstalter die Abstimmung von "France Football" manipuliert: "Wir gehen nicht hin, wo man uns nicht respektiert."
    Der Hintergrund scheint klar: Real-Präsident Florentino Pérez ist die treibende Kraft hinter der europäischen Superliga. Auch wenn ihn dabei nur noch der FC Barcelona unterstützt: Der Plan bleibt, den UEFA-Wettbewerb Champions League zu ersetzen.

    Hinspiel: Ancelotti tobt zu Unrecht

    Dieser Matchkampf hat bisher allerdings zu keiner Benachteiligung Reals geführt. Beim 3:2-Hinspielsieg in Manchester regte sich Real-Trainer Carlo Ancelotti zunächst zwar fürchterlich über einen Elfmeterpfiff für City vor dem 2:1 auf.
    Doch sein spektakulär auftretendes Startrio aus Kylian Mbappé, Jude Bellingham (jeweils ein Tor) und Vinícius (zwei Assists) drehte die Partie noch. Und Ancelotti musste auf den TV-Bildern erkennen, dass der Schiedsrichter völlig richtig gelegen hatte. Vor dem Rückspiel sagt er: "Ich fühle mich ruhiger mit einer europäischen Spielleitung."

    Vorsätzliche Manipulation in Spaniens Liga?

    In der spanischen Liga hingegen führt Real eine brachiale Kampagne gegen die Unparteiischen. Vor zwei Wochen wurde nach einem 0:1 bei Espanyol Barcelona ein Kommuniqué verbreitet, das dem Schiedsrichterwesen vorsätzliche "Manipulation" und "Wettbewerbsverzerrung" vorwarf. Das ganze System sei "diskreditiert".
    Mit Drohungen und Einschüchterungen war Real in den letzten Jahren oft erfolgreich. Videos von Schiedsrichterfehlern, mit denen auf dem Vereinssender vor Ligaspielen die angesetzten Unparteiischen unter Druck gesetzt werden, mündeten in genehme Darbietungen.
    Doch nun musste Real nach dem Espanyol-Spiel auch gegen Atlético Madrid und bei Osasuna (jeweils 1:1) mit selbstbewussten Entscheidungen gegen sich leben. Haben die Madrilenen den Bogen überspannt?

    Reals Zermürbungstaktik wird durchschaut

    Selbst der zurückhaltende Barcelona-Trainer Hansi Flick erlaubte sich eine Bemerkung zur jüngsten Debatte, ob der gegen Osasuna vom Platz gestellte Jude Bellingham zum Schiedsrichter "fuck you" gesagt habe oder "nur" das etwas unpersönlichere "fuck off". "Beide Ausdrücke sind respektlos", so Flick.
    Andere kritisieren den Dauerlärm vom Königshof weit grundsätzlicher. So zum Beispiel Sevillas Präsident José María del Nido Carrasco:

    Real zerstört den spanischen Fußball.

    José María del Nido Carrasco

    Ligapräsident Javier Tebas stellt auch die spanische Kampagne Reals in den Kontext der Superliga: "Hier geht es um ein Narrativ, um eine nationale Liga zu zerstören."
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    Quelle: Reuters

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