CL-Halbfinale gegen FC Bayern: Das seltsame Monster Real
CL-Halbfinale gegen FC Bayern:Das seltsame Monster Real Madrid
von Florian Haupt, Madrid
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Madrid muss längst keine "schwarze Bestie" aus Bayern mehr fürchten - es ist nun selbst der Angstgegner. So zuverlässig Real Erfolg hat, so unberechenbar ist seine Spielweise.
Auf die Bayern wartet im Estadio Santiago Bernabéu ein heißer Tanz mit dem Monster Real Madrid.
Quelle: AFP
Am Wochenende wurde Real Madrid zum 36. Mal spanischer Meister, und kaum einer bekam es mit. Zu offensichtlich war es nur noch eine Frage des Wann, und nicht mehr des Ob. Letztlich passierte es schon am fünftletzten Spieltag. Aber mit einem Scheitern der Madrilenen oder auch nur einem Wackler hatte sowieso niemand gerechnet.
Denn es geht ja um Real, eine Mannschaft, die maximalen Ertrag aus ihrem Fußball zieht. Ein Team, das keine Nervenschwäche zu kennen scheint und dem auch gegen starke Gegner und an schlechten Tagen ein brauchbares Resultat gelingt. So wie beim 2:2 vorige Woche im Halbfinale der Champions League bei Bayern München.
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... und am Ende gewinnt immer Real
Vor dem Rückspiel heute in Madrid dürfen die Spanier als Wettkampfmonster des europäischen Fußballs gelten. In freier Abwandlung von Gary Linekers Bonmot über eine glücklichere Epoche der deutschen Nationalelf: Ein Champions-League-Spiel dauert 90 (oder 120) Minuten, und am Ende kommt immer Real weiter.
Im Viertelfinale gegen den Turnierfavoriten Manchester City etwa lieferte Real im Hinspiel (3:3) einen offenen Schlagabtausch, derweil es sich im Rückspiel (1:1) im eigenen Strafraum verbarrikadierte und 34 gegnerische Schussversuche sowie 18 Eckbälle überstand, ehe es im Elfmeterschießen triumphierte.
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Real spielt Angriffe aus dem Nichts
Eine "seltsame Mannschaft" nannte Real danach Bernardo Silva von Manchester City.
Du denkst, du kontrollierst das Spiel, doch plötzlich schwärmen sie zweimal aus und schießen zwei Tore, weil ihre Spieler individuell sehr stark sind.
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Bernardo Silva (Manchester City) über Real Madrid
Die Münchner erlebten das im Hinspiel etwa beim Tor zum 0:1. Real hatte bis dahin nicht den Anschein von Gefahr erweckt. Doch sobald er mal Platz und Zeit am Ball hatte, dirigierte Toni Kroos mit dem Finger einen Laufweg für Vinícius Júnior.
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Dann hatte der Deutsche die Klasse, einen Pass durch alle bayerischen Schnittstellen zu schicken - und der Brasilianer, diesen mit einer einzigen Berührung zu verwandeln.
Seit 2011 nur zweimal nicht im Halbfinale
Ob mit Kontern und Catenaccio oder phasenweise dominant, ob verdient oder eher glücklich wie schon im Achtelfinale gegen Leipzig: Madrid ist berechenbar nur in einem - seinem Erfolg. In der letzten Dekade gewann es fünfmal die Champions League.
2011: Halbfinale (FC Barcelona - 0:2, 1:1) 2012: Halbfinale (FC Bayern München - 1:2, 3:4 n.E.) 2013: Halbfinale (Borussia Dortmund - 1:4, 2:0) 2014: Sieger (Atlético Madrid - 4:1 n.V.) 2015: Halbfinale (Juventus Turin - 1:2, 1:1) 2016: Sieger (Atlético Madrid - 6:4 n.E.) 2017: Sieger (Juventus Turin - 4:1) 2018: Sieger (FC Liverpool - 3:1) 2019: Achtelfinale (Ajax Amsterdam 2:1, 1:4) 2020: Achtelfinale (Manchester City - 1:2, 1:2) 2021: Halbfinale (FC Chelsea - 1:1, 0:2) 2022: Sieger (FC Liverpool - 1:0) 2023: Halbfinale (Manchester City - 1:1, 0:4) 2024: Halbfinale (FC Bayern München - 2:2, ?)
Noch unglaublicher: Seit 2011 erreichte es nur zweimal nicht mindestens das Halbfinale. "Wir sind keine seltsame Mannschaft", entgegnete Ancelotti denn auch Bernardo Silva: "In diesem Wettbewerb zählen das Trikot und die Geschichte sehr viel."
Bayern wartet seit acht Spielen auf Sieg gegen Real
Erfolg produziert noch mehr Erfolg - und so scheint der 14-fache Titelträger (Champions League und Europapokal der Landesmeister) en passant auch seine "bestia negra" erledigt zu haben. Beim FC Bayern trug man den Beinamen einst mit so viel Stolz, dass sich sogar ein Fanklub nach dieser spanischen Bezeichnung für einen Angstgegner benannte.
Tatsächlich konnten die Münchner lange eine positive Bilanz gegen Real für sich reklamieren. Doch seit einem Erfolg im Halbfinalhinspiel 2012 haben sie von acht Partien keine einzige mehr gewonnen.
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Zuletzt scheiterten sie im Viertelfinale 2017 und im Halbfinale 2018 - jeweils nach Rückspiel in Madrid, jeweils knapp, jeweils nach völlig offenen Partien. Jeweils nach Art des Hauses im Bernabéu-Stadion.
Toni Kroos steht für Kontinuität
Seither hat Real einen Umbruch vollzogen. In der Startelf werden von damals heute wohl nur noch Rechtsverteidiger Dani Carvajal und der auch mit 34 Jahren weiterhin überragende Kroos auflaufen. Geblieben ist die Mischung aus Know-how und Selbstvertrauen, aus Klasse, Ruhe und Gespür für den Moment.
1996/97:Borussia Dortmund - Juventus Turin 3:1 (Olympiastadion in München) 1998/99: Manchester United - FC Bayern München 2:1(Camp Nou in Barcelona) 2000/01:FC Bayern München - FC Valencia 1:1 n. V., 5:4 i. E. (Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand) 2001/02: Real Madrid - Bayer 04 Leverkusen 2:1(Hampden Park in Glasgow) 2009/10: Inter Mailand - FC Bayern München 2:0(Estadio Santiago Bernabéu in Madrid) 2011/12: FC Chelsea - FC Bayern München 1:1 n. V., 4:3 i.E.(Fußball-Arena in München) 2012/13:FC Bayern München - Borussia Dortmund 2:1(Wembley-Stadion in London) 2019/20:FC Bayern München - Paris Saint-Germain 1:0 (Estádio da Luz in Lissabon) 2023/24: Borussia Dortmund - Real Madrid 0:2 (Wembley-Stadion in London)
Oder wie Bayern-Trainer Thomas Tuchel nach dem Hinspiel über Reals gnadenlose Effizienz sagte: "Sie haben mit uns gemacht, was sie mit allen machen." Heute müssen die Bayern nicht nur als erste Mannschaft in der laufenden Saison im Bernabéu gewinnen. Sie müssen ein Monster bezwingen.
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