CL-Halbfinale gegen BVB: Pariser Roulette mit Dembélé

    CL-Halbfinale gegen BVB:Paris Saint-Germains Roulette mit Dembélé

    von Florian Haupt
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    Überragend gegen Barcelona, fahrig in Dortmund: Auch Paris Saint-Germain weiß beim ehemaligen BVB-Profi Ousmane Dembélé nie, was es bekommt - und verzweifelt an seiner Ineffizienz.

    Ousmane Dembele von Paris Saint-Germain
    Die Wundertüte von Paris Saint-Germain: Ousmane Dembélé
    Quelle: Imago

    Als Luis Enrique im vorigen Sommer das Trainercasting bei Paris Saint-Germain gewann, brachte er auch einen Personalwunsch mit in die französische Hauptstadt. Ousmane Dembélé würde dem Team gut zu Gesicht stehen, so der Spanier. Kein anderer Spieler der Welt könne so gut eine gegnerische Abwehr aufbrechen.

    Streifzug durch die eigene Biographie

    Dembélé, 26, kam dann tatsächlich für seine festgeschriebene Ausstiegsklausel von 50 Millionen Euro vom FC Barcelona. Was er nicht ahnen konnte: Seine erste Saison in Paris sollte zu einem Streifzug durch die eigene Biographie werden.
    Dortmunds Niclas Fuellkrug, oben, springt während des Halbfinal-Hinspiels der Champions League zwischen Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain.
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    Wo er durch seine Rückkehr in die Ligue 1 auch auf seinen Ausbildungsverein Rennes traf und in der Champions-League-Gruppe zu Borussia Dortmund gelost wurde, begegnet er seinem deutschen Ex-Klub nun erneut im Halbfinale.

    Gegen Barcelona wichtiger als Mbappé

    Nach der Pariser 0:1-Niederlage vorige Woche richtet sein Team im Rückspiel heute ähnlich viele Hoffnungen auf ihn wie auf Superstar Kylian Mbappé. Denn bereits im Viertelfinale gab es für Dembélé gegen Barcelona ein Rendezvous mit der Vergangenheit - und er zeigte dabei seine beste Saisonleistung.
    Kylian Mbappé
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    Im furiosen Rückspiel der Pariser (4:1) traf er zum 1:1 und holte den Elfmeter zum 3:1 heraus. Am Ende wurde er zum wertvollsten Spieler ernannt - und schien endlich die Vorschlusslorbeeren zu bestätigen, die ihn seit jeher begleiten.

    Unerfüllte Vergleiche mit Neymar

    Trainer und Experten hielten immer größte Stücke auf den beidfüßigen Dribbelkünstler aus der Normandie. Oft wurde er mit dem Brasilianer Neymar verglichen, seinem Vorgänger bei PSG und Vorbild aus Juniorentagen.

    • 2013: Viertelfinale (FC Barcelona - 2:2, 1:1)
    • 2014: Viertelfinale (FC Chelsea - 3:1, 0:2)
    • 2015: Viertelfinale (FC Barcelona - 1:3, 0:2)
    • 2016: Viertelfinale (Manchester City - 2:2, 0:1)
    • 2017: Achtelfinale (FC Barcelona - 4:0, 1:6)
    • 2018: Achtelfinale (Real Madrid - 1:3, 1:2)
    • 2019: Achtelfinale (Manchester United - 2:0, 1:3)
    • 2020: Finale (Bayern München - 0:1)
    • 2021: Halbfinale (Manchester City - 1:2, 0:2)
    • 2022: Achtelfinale (Real Madrid - 1:0, 1:3)
    • 2023: Achtelfinale (Bayern München - 0:1, 0:2)
    • 2024: Halbfinale (Borussia Dortmund - 0:1, 0:1)

    Doch in der Realität war nur selten Verlass auf Dembélé. In Paris hat er sich zwar bisher keine Eskapaden zuschulden kommen lassen und beteiligt sich auf dem Platz rege an Gemeinschaftsaufgaben wie Kombinationsspiel und Pressing. Auch bereitet kein anderer PSG-Profi so viele Schüsse vor - ihm gelangen 14 Torvorlagen.
    Aber seine Trefferquote ist indiskutabel für einen Klassestürmer: Bei 39 Einsätzen erzielte er nur fünf Tore.

    Mehr Erfahrung - weniger Tore

    Dembélé bestätigt damit einen Trend, der sich durch seine Karriere zieht. Wo andere Angreifer mit zunehmender Erfahrung immer effizienter werden, nimmt seine Treffsicherheit mehr und mehr ab.
    Für Rennes kam er als damals 18-Jähriger auf eine Torquote von 0,41 Treffern pro Partie. Solche Zahlen sollte er nie ansatzweise wieder erreichen; im PSG ist er nun bei 0,13 angekommen.
    Das Hinspiel in Dortmund konnte insofern als bezeichnend gelten. Zwar wurde er - anders als in Barcelona - eher indifferent als feindlich empfangen: Sein polemischer Abgang samt Trainingsstreik ist sieben Jahre her und brachte letztlich eine Rekordeinnahme von 135 Millionen Euro in die BVB-Kasse. Zum Sündenbock avancierte er jedoch aus französischer Sicht.

    1. Neymar: 222,0 Mio. Euro (Saison 2017/18, vom FC Barcelona zu PSG)
    2. Kylian Mbappé: 180 Mio. Euro (2018/19, von AS Monaco zu PSG)
    3. Ousmane Dembélé: 135 Mio. Euro (2017/18, vom BVB zum FC Barcelona)
    4. Philippe Coutinho: 135 Mio. Euro (2017/18, vom FC Liverpool zum FC Barcelona)
    5. João Félix: 127,2 Mio. Euro (2019/20, von Benfica zu Atletico)
    6. Enzo Fernández: 121 Mio. Euro (2022/23, von Benfica zum FC Chelsea)
    7. Antoine Griezmann: 120 Mio. Euro (2019/20, von Atletico zum FC Barcelona)
    8. Jack Grealish: 117,5 Mio. Euro (2021/22, von Aston Villa zu Manchester City)
    9. Cristiano Ronaldo: 117 Mio. Euro (2018/19, von Real Madrid zu Juventus Turin)
    10. Declan Rice: 116,6 Mio. Euro (2023/24, von West Ham United zum FC Arsenal)

    17. Harry Kane: 95 Mio. Euro (2023/24, von Tottenham Hotspur zum FC Bayern)

    Quelle: transfermarkt.de (Stand: 6. Mai 2024)

    Die Presse fällt über ihn her

    Dembélé vergab zwei der besten Pariser Ausgleichschancen. Erst scheiterte er an BVB-Torwart Gregor Kobel, dann brachte er den Ball freistehend aus zwölf Metern nicht mal auf das Gehäuse. Die Sportzeitung "L’Équipe" gab ihm drei von zehn möglichen Punkten - und bewertete ihn damit noch schlechter als den blassen Mbappé.
    Fußball: Emre Can (BVB) und Kylian Mbappe (Paris) im Zweikampf.
    Borussia Dortmund hat einen Fehlstart in die Champios-League-Saison 2023/24 hingelegt: Im ersten Gruppenspiel unterlag der BVB bei Paris Saint-Germain mit 0:2.20.09.2023 | 2:59 min
    "Mir ist das egal, weil er viel Gefahr generiert", pflegt Trainer Enrique die Abschlussschwäche des "technisch Auserwählten" zwar herunterzuspielen. Doch in Dembélé spiegelt sich das Effizienzproblem der ganzen Mannschaft wider.

    Dembélé steht für Team und Klub

    Als einziger der vier Champions-League-Halbfinalisten hat PSG einen Minuswert in der "Expected-Goals"-Statistik. Das heißt, der Klub erzielt weniger Tore, als nach seiner Spiel- und Chancenqualität zu erwarten wäre.
    Wie PSG ist auch Dembélé bislang ein ewiges Versprechen. Wie sein Klub ließ er oft mehr mit Skandalen aufhorchen als mit Erfolgen. Heute brauchen beide einander, um ihren Traum vom ersten Champions-League-Titel aufrecht zu erhalten.
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