Dortmunds Trainer Nuri Sahin steht vor einer ungewissen Zukunft. Entscheidet die Partie in Bologna über seinen Verbleib beim BVB?
Quelle: dpa
Mit Platz zehn in der Bundesliga-Tabelle hinkt Borussia Dortmund den eigenen Ansprüchen hinterher. Gegen Bologna braucht Trainer Sahin in der Champions League unbedingt einen Sieg.21.01.2025 | 1:36 min
BVB auf Platz zehn abgerutscht
Drei Niederlagen zum Jahresauftakt, das ist selbst in der oft wilden Geschichte der Westfalen ein Novum. Nur sieben Siege bei 31 Gegentoren bedeuten Platz zehn in der
Bundesliga. Minimalziel Rang 4 ist sieben Zähler entfernt. So schlecht war Dortmund zuletzt vor zehn Jahren.
Champions League als Ausreißer
Borussia Dortmund 2024/25 ist ein Team ohne Idee und Selbstvertrauen - und ohne Gehör für den Coach? Nicht mal die Kasernierung vorm Frankfurt-Spiel hat Sahin geholfen, seine Jungs auf den Ernst der Lage einzuschwören.
Auch ohne Omar Marmoush kann Eintracht Frankfurt siegen: Die Hessen schlagen Borussia Dortmund 2:0 und schicken den BVB noch tiefer in die Krise.20.01.2025 | 9:59 min
Spürbar angeknockt taumelt der prominent besetzte Kader durch die Liga. Selbst das Band zu den Fans droht zu reißen, wie
beim Ausrutscher in Kiel zu sehen war.
Dass der BVB bei Italiens Überraschungsteam des Vorjahres einen Riesenschritt zur direkten Qualifikation fürs Achtelfinale der Königsklasse machen könnte, ist fast der einzige Aspekt, der noch für Sahin spricht.
Kandidaten Schmidt oder Hoeneß
Das Vertrauen der Klub-Chefs ist auf 90 Minuten geschrumpft. Das ist im Fußball meist das untrügliche Zeichen für Veränderung. Es gehört kaum Fantasie dazu sich vorzustellen, dass bald Trainer Nummer neun in der Erbfolge Jürgen Klopps antritt - zehn Jahre nach dessen Abschied.
Bei Borussia Dortmund arbeitet Trainer Nuri Sahin nur noch auf Abruf. Ihn hält nur ein Erfolg am Dienstag in der Champions League beim FC Bologna im Amt.
von Frank Hellmann
Wenn nicht direkt nach Bologna, spätestens zur nächsten Spielzeit. Roger Schmidt, Sebastian Hoeneß oder Sandro Wagner werden schon als Kandidaten gehandelt. Erik Ten Hag ist laut "Ruhr Nachrichten" aus dem Rennen.
Abschied vom zweiten Leuchtturm
Wie man es dreht, für die Westfalen birgt die Lage Risiken. Klub-Chef Lars Ricken könnte sich ja auch zu Sahins Prozess-Idee bekennen und den Coach weiter stützen. Und dabei wieder mehr auf Talente setzen anstatt auf teure Endzwanziger wie Bensebaini oder Guirassy oder sogar auf Dreißiger wie Sabitzer und Groß, die den Personaletat auf fast 200 Millionen Euro getrieben haben.
Natürlich erhöht das die Gefahr, bei dieser Operation im laufenden Betrieb die Champions League zu verpassen. Das würde ein Loch in die Kasse reißen und zudem das Selbstverständnis weiter ramponieren.
Borussia Dortmund macht gegen den FC Barcelona ein richtig gutes Spiel - verliert am Ende aber doch mit 2:3. Enthält virtuelle Bandenwerbung.11.12.2024 | 2:56 min
Die ambitionierten Westfalen müssen sich gerade schweren Herzens von der Idee verabschieden, in Deutschland hinter dem FC Bayern als zweiter Leuchtturm gesetzt zu sein.
Rashford-Transfer schwer zu stemmen
Unklar ist, wie schnell Sebastian Kehl den dünnen Kader aufpolieren könnte. Der Sportdirektor hat wertvolle Zeit verloren. Defizite auf den defensiven Außen und im Zentrum waren schon zum Start der Saison offenkundig, vor Weihnachten erneut. Donyell Malens Winter-Abgang hat eine weitere Lücke in der Offensive gerissen. Und: Kauft man jetzt Spieler für Sahin oder für einen Nachfolger?
Soforthilfen sind rar gesät und im Zweifel teuer. Der Transfer-Spielraum ist gering, wenn der BVB nachvollziehbar nicht ins Schulden-Risiko gehen will wie im Rattenrennen der Neunziger- und Nuller-Jahre, das den Klub 2005 fast in den Bankrott getrieben hätte.
Englands Stürmerstar Marcus Rashford etwa wäre selbst bei einer Leihe kaum bezahlbar. Ob Kandidaten aus Chelseas B-Elf-Fundus wie Renato Veiga oder Carney Chukwuemeka so wertvoll wären wie vergangene Saison Ian Maatsen und Jadon Sancho, ist kaum abzuschätzen.
Atletico Madrid empfängt Bayer Leverkusen in einem Duell um die direkte Qualifikation fürs Champions-League-Achtelfinale. Es dürfte hochklassig werden - und hitzig.
von Florian Haupt