Neuzugang Joao Palhinha: Ein Kämpfer unter Bayerns Künstlern

Viele Blicke dürften sich am Mittwoch auf die ehemaligen Bayern Hansi Flick und Robert Lewandowski richten, verbunden mit Erinnerungen ans 8:2 gegen den FC Barcelona auf dem Weg zum Champions-League-Titel 2020.

Doch wenn der Ball ab 21 Uhr in Barcelonas Olympiastadion rollt, wird auch jener Mann des FC Bayern im Blickpunkt stehen, der viel dazu beitragen soll, dass Flicks Barca-Offensive mit Lewandowski und Lamine Yamal nicht erfolgreich ist.

Am Samstag beim 4:0 gegen Stuttgart hatte Joao Palhinha bereits viel Aufmerksamkeit erregt, nachdem er früh für Aleksandar Pavlovic nach dessen Schlüsselbeinbruch eingewechselt worden war. Doch wirklich gefordert wurde der Portugiese nicht, ebenso wenig wie von den Kielern beim 6:1-Sieg der Bayern am dritten Spieltag, als er zum bisher einzigen Mal von Beginn an spielen durfte.

Weil Pavlovic monatelang fehlen wird, dürfte der für 50 Millionen Euro Ablöse von Fulham gewechselte Palhinha nun regelmäßig als Co-Pilot von Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld gefragt sein. Bei seinem zweiten Startelfeinsatz könnte er von Barcelonas Offensive erstmals richtig gefordert werden.

Viel Lob erhielt Palhinha schon nach seinem couragierten Einsatz gegen Stuttgart. "Fantastisch" sei dessen Leistung gewesen, sagte Harry Kane.

Palhinha habe seine Sache "super gemacht", lobte Kimmich und verwies auf das gute Stellungsspiel des Kollegen in der Defensive, auf einige "sehr gute Ballgewinne", aber auch auf dessen Ballsicherheit. Mit der besten Passquote (96 Prozent) lag Palhinha sogar über dem durchschnittlich passsichersten Bundesliga-Profi Pavlovic (94,3). Allerdings spielte Palhinha meist risikoarme Bälle.

Besonders freute sich Palhinha über eine gelungene Grätsche gegen Jamie Leweling an der Seitenlinie, wodurch er einen Konter unterband. Palhinha ballte die Faust und rannte schnell zurück auf seine Sechser-Position, um sofort wieder dazwischengehen zu können, wenn jemand in sein Revier eindringt.

Die Szene verdeutlichte, mit welchem Geist Palhinha agiert. Der 29 Jahre alte Portugiese mit dem Namen einer Sechserkette, Joao Maria Lobo Alves Palhinha Goncalves, versteht sich vor allem auf das Spiel gegen den Ball. Er ist als Mann fürs Grobe der neue Antipode im Münchner Spiel, der Kämpfer unter Künstlern.

"Aleks ist schon einer, der viel den Ball will, der viel zocken will, viele Ballkontakte haben möchte, der es liebt, das Spiel zu gestalten", verdeutlichte Kimmich die Unterschiede zwischen Pavlovic und Palhinha.

Inwieweit sich das Spiel der Bayern mit Palhinha verändern werde, wollte Kimmich nicht prognostizieren.

Sein neuer, 1,90 Meter großer Nebenmann wusste sofort, dass die Verletzung von Pavlovic "eine große Chance" für ihn bedeutet, wie er offen sagte, ehe er dem Kollegen Genesungswünsche schickte. Nun will Palhinha in Barcelona den nächsten Nachweis seiner vor allem defensiven Qualitäten erbringen.

Was Palhinha nicht möchte, sind Vergleiche mit dem früheren Bayern-Profi Javi Martinez. Vor mehr als zehn Jahren wurde der Vergleich erstmals angestellt, als Palhinha für ein U-Nationalteam Portugals gespielt hatte und der gegnerische Trainer der USA danach zu ihm sagte: "Du bist der nächste Javi Martinez."

Das habe ihm zwar geschmeichelt, aber kopieren wolle er niemanden, nicht einmal eine Münchner Legende, sagte Palhinha im Bayern-Magazin. Richtig sei aber, dass es auch seine Aufgabe ist, "für die nötige Balance zu sorgen", zum Beispiel bei Kontern. Dennoch hielt er fest: "Er ist Javi, ich bin Joao."