Zoff zwischen Hoeneß und Tuchel: Bayerns Real-Satire
Zoff zwischen Hoeneß und Tuchel:Bayerns Real-Satire
von Maik Rosner
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Die Vorbereitung aufs Halbfinale der Champions League wird vom Zoff zwischen Ehrenpräsident und Trainer überlagert. Ob Ralf Rangnick kommt, soll nach dem Hinspiel verkündet werden.
Ein Interview von Ehrenpräsident Uli Hoeneß mit kritischen Aussagen über Trainer Thomas Tuchel hat beim FC Bayern für nachhaltige Verstimmung gesorgt.
Quelle: imago
Eigentlich sollte sich beim FC Bayern nun alles um das Halbfinale in der Champions League gegen Real Madrid drehen. Doch was sind schon die beiden wichtigsten Spiele der Saison, wenn der Ehrenpräsident Uli Hoeneß Sätze raushaut, die Trainer Thomas Tuchel ins Mark treffen und auch den Nachfolge-Kandidaten Ralf Rangnick verstimmen könnten?
Hoeneß-Vorwurf an Tuchel
Hoeneß hatte am Freitag während eines Podiumsgesprächs der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu verstehen gegeben, dass Österreichs Nationaltrainer Rangnick die dritte Wahl sei, nachdem Leverkusens Meistercoach Xabi Alonso und Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht für Tuchels Nachfolge zur kommenden Saison gewonnen werden konnten. Zudem hielt Hoeneß dem aktuellen Bayern-Trainer vor, junge Spieler nicht weiterzuentwickeln.
Aber Tuchel habe "eine andere Einstellung. Er meint nicht, dass man den Pavlovic verbessern kann, dass man den Davies verbessern kann. Sondern: Immer wenn’s nicht weitergeht, dann kaufen wir."
Tuchel hatte bereits am Freitag jenen Lärm beklagt, der seine Arbeit beim FC Bayern begleitet, wie durch die öffentlich verhandelte Frage, ob Rangnick das Angebot der Münchner annimmt oder nicht. Über die Attacke von Hoeneß auf ihn konnte Tuchel erst recht nicht weghören. Zu sehr fühle er sich "gekränkt" und "in meiner Trainerehre verletzt", sagte Tuchel.
Der FC Bayern steht im Halbfinale der Champions League. Ein knapper 1:0-Erfolg gegen den FC Arsenal genügte dem Tuchel-Team, um das 2:2 aus dem Hinspiel wettzumachen.17.04.2024 | 2:59 min
Tuchels Replik an Hoeneß
Die Anschuldigungen von Hoeneß seien "absolut haltlos" und "meilenweit von der Realität entfernt". Schließlich habe er in seiner Karriere bewiesen, genau dafür zu stehen, "junge Spieler zu entwickeln". Tuchel sagte wegen des Real-Spiels: "Es gibt keinen schlechteren Zeitpunkt für irgendwelche Nebenschauplätze."
Immerhin kündigte Sportvorstand Max Eberl an, dass Rangnicks Entscheidung nicht in die Vorbereitung auf Real platzen, sondern erst nach dem Hinspiel am Dienstag verkündet werden solle.
Crashkurs FC Hollywood für Max Eberl
Beim Publikum entsteht gerade womöglich der Eindruck, es handele sich um eine Real-Satire beim FC Bayern. Der neue Sportvorstand Eberl bekommt in einem Crashkurs vermittelt, zu welchen Turbulenzen der FC Bayern jederzeit in der Lage ist.
"Es ist intensiv", sagte Eberl. Er finde aber nicht, dass es sich nach dem FC Hollywood anfühle, wenngleich der FC Bayern und dessen Trainersuche offenbar "die Frage der Nation" sei. Dabei sei Rangnick nicht die dritte Wahl, versuchte Eberl zu beschwichtigen. Er sagte: "Eine Rangfolge gab’s nicht. Es gibt eine Reihenfolge, wo wir uns entschieden haben, abzuklären." Also Gespräche mit den Kandidaten zu führen.
Eberl will Disput befrieden
Eberl wirkte in seiner Retro-Trainingsjacke ein bisschen wie ein immer noch staunender Hausmeister, der in seiner neuen, großen Firma versucht, die Schäden notdürftig zu reparieren. Eberl flüchtete sich in Scherze, er sagte: "Ich bin gespannt, wann Markus Lanz endlich einsteigt in diese ganze Thematik."
Ernsthafter fügte er zu den Hoeneß-Aussagen über Rangnick hinzu: "Ich glaube nicht und hoffe nicht, dass es irgendeinen Einfluss hat." Und was den Disput zwischen Tuchel und Hoeneß angeht, befand Eberl:
Thomas Müllers Kahn-Parodie
Da hat Eberl gut zu tun. Zumal er sich den heiklen Fragen nicht so entziehen kann wie Thomas Müller, der es mit einer Oliver-Kahn-Parodie versuchte, als es um die Störgeräusche durch Hoeneß ging.
"Das ist mir scheißegal", zitierte Müller den früheren Torwart und versuchte, diesen auch in Mimik und Stimmlage zu imitieren. Das fügte sich ebenfalls in den möglichen Eindruck der Real-Satire beim FC Bayern.