Atletico - Bayer: Wer lacht im Champions-League-Topspiel?

Diego Pablo Simeone ist dafür bekannt, die Weisheiten des Fußballs in wohlklingende Phrasen gießen zu können. "Hat man sich ans Gewinnen gewöhnt, ist das Verlieren umso schwieriger", erklärte der Trainer von Atletico Madrid am Samstag.

Vorangegangen war mit einem überraschenden 0:1 beim kleinen Stadtnachbarn Leganes die erste Niederlage seines Teams nach 15 Siegen am Stück. Damit endete eine Serie, die nicht nur Vereinsrekord bedeutete, sondern auch in Europa in dieser Saison ihresgleichen sucht. Bislang - denn mit Bayer Leverkusen, aktuell elf Mal in Serie erfolgreich, schickt sich eine Mannschaft an, die Marke zu erreichen.

Das Champions-League-Aufeinandertreffen beider Teams am Dienstag, 21 Uhr (Zusammenfassung in der Champions-League-Sendung am Mittwoch, 23 Uhr), in Madrids Estadio Metropolitano ist also ein Gipfeltreffen der Formstarken. Nebenbei geht es um die Direktqualifikation für das Achtelfinale.

Atletico (12 Punkte, Platz 11) und Leverkusen (13 Punkte, Platz 4) gehören zu einem dichten Feld von Klubs, die auf einen der ersten acht Ränge spekulieren - um ein Playoff zu vermeiden, in dem es gegen Hochkaräter wie Real Madrid, Manchester City oder Paris Saint-Germain gehen könnte.

Eine "außergewöhnliche Mannschaft", nennt Simeone gestern die Werkself von Xabi Alonso, dem er "uneingeschränkte Glückwünsche für seine ganze Arbeit" aussprach:

Von Simeones eigenem Team wird das traditionell weniger häufig behauptet. In den 13 Jahren Amtszeit des Argentiniers hat sich Atletico als betont unangenehmer Gegner einen Namen gemacht, der besonders gegen starke Rivalen auf einen robusten Defensiv- und Durchhaltefußball setzt.

Auch die beiden aufsehenerregendsten Siege dieser Saison kamen auf diese Weise zustande. Beim PSG in der Champions League und dem FC Barcelona in der Liga siegte Atletico mit 2:1. Nach langen Abwehrschlachten wurde dabei jeweils der letzte Angriff in der Nachspielzeit zum entscheidenden Kontertor genutzt.

Altbekannte Faktoren für diese Effizienz sind Kapitän Jan Oblak im Tor und eine stabile Abwehr. Aber auch der neue Variantenreichtum im Angriff, der mit dem Argentinier Julian Alvarez (75 Millionen Euro von Manchester City) und dem Norweger Alexander Sorloth (32 Millionen Euro von Villarreal) hochkarätig verstärkt wurde.

Dazu erlebt Altmeister Antoine Griezmann, 34, nach dem Rücktritt aus der französischen Nationalelf eine Renaissance und bringt der zum Stammspieler avancierte Trainersohn Giuliano Simeone, 22, über rechts viel Dynamik ein.

Während seiner langen Siegesserie traf Atletico öfter, als nach der Qualität seiner Torchancen erwartet werden konnte ("Expected Goals"). Neun der 15 Erfolge feierte man auswärts, sechs Mal fiel das Siegtor nach der 80. Minute, vier Mal nach der neunzigsten.

Das Ende des Laufs in Leganes war vor diesem Hintergrund voller Ironien. Es vollzog sich auswärts, mit einem Lattentreffer von Alvarez, einem Pfostentreffer sowie einem verschossenen Elfmeter von Griezmann sowie Expected-Goal-Werten von 2.72 zu 0,47 des Gegners.

Alexander Sorloth konnte anders als in vielen Partien zuvor nicht als Edeljoker aushelfen, er wird auch gegen Leverkusen verletzt fehlen.

Dann will Atletico nicht nur die aktuelle Serie der Deutschen stoppen, sondern auch eine alte Rechnung begleichen. Beim letzten Aufeinandertreffen Ende 2022 schieden die Spanier nach einer hitzigen Partie durch einen verschossenen Elfmeter in der Nachspielzeit aus.

Schadenfroh lachten einige Bayer-Profis ihren Gegnern danach ins Gesicht. In Madrid haben sie diese Reaktion nicht vergessen.