Leverkusen-Fan: Auf dem Rad quer durch die Bundesliga
Interview
Leverkusen-Fan Frank Müller:Auf dem Rad quer durch die Bundesliga
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Frank Müller hat Wort gehalten. Er ist in dieser Saison zu jedem Leverkusen-Auswärtsspiel gefahren - mit dem Rad. Wie es dazu kam und was er dabei erlebte, erzählt er im Interview.
Auch zu Leverkusens Auswärtsspiel gegen Union Berlin mit dem Fahrrad gefahren: Edelfan Frank Müller.
Quelle: privat
ZDFheute: Was hat Sie dazu bewegt, mit dem Fahrrad zu jedem Bayer-04-Auswärtsspiel zu fahren?
Frank Müller: Alles hat damit angefangen, dass ich bei einem örtlichen Radiosender das Versprechen gegeben habe, dass ich in der Saison 24/25 zu jedem Leverkusen-Auswärtsspiel radele, sollte Leverkusen in der Saison 23/24 gewinnen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Leverkusener bereits auf dem ersten Platz. 23 Jahre haben wir auf diesen Moment gewartet - seit 2000. Daher musste zu diesem Ereignis auch etwas Besonderes her.
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Zwei Wochen, bevor Leverkusen gewonnen hatte, habe ich jedem Bekannten schon von meinem Plan erzählt. Alle haben nur gesagt, ich würde nur reden, oder haben mir es nicht geglaubt, dass ich es durchziehen werde. Mit dem Sieg von Leverkusen musste ich schlussendlich auch Wort halten und habe den Plan vorbereitet.
Quelle: privat
Der 1974 geborene Leverkusener arbeitet als Controller in einem Kölner Chemiekonzern. Seit 1982 ist er großer Leverkusen-Fan. Sein schönstes Stadion-Erlebnis war das Spiel Bayer 04 gegen Werder Bremen am 14. April 2024. Sein schlimmstes: Unterhaching gegen Bayer 04 im Jahr 2000.
Neben Fußball liebt Müller auch das Radfahren. Bereits mit 17 schaffte er seine erste Tour mit mehr als 100 Kilometern. Die längste Radtour, die er gefahren ist, war in dieser Bundesliga-Saison von Leverkusen nach München - insgesamt 621 Kilometer.
ZDFheute: Wie lange waren Sie insgesamt unterwegs?
Müller: Ich war circa 222 Stunden unterwegs. Dabei habe ich 5.536 Kilometer zurückgelegt. Insgesamt durch 125 Landkreise und Städte bin ich gefahren - das war schon interessant. Allerdings muss man auch sagen, diese Zeit ist meine Nettozeit, also die Zeit, die ich wirklich gebraucht habe. Natürlich habe ich zwischendurch auch mal längere Pausen gemacht oder sogar übernachtet. Schließlich kann eine Fahrt von Leverkusen auch mal mehrere Tage dauern. Ich kam aber schon immer gut voran.
Ich kam dann auch mal auf 100 Kilometer am Tag, das ist für mich nichts Episches als Hobby-Radsportler.
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Frank Müller
Ich muss aber auch sagen, dass ich insgesamt vier Mal gepfuscht habe. Meine Freundin wohnt in Münster, von daher bin ich dann zwischendurch mal von dort, statt von Leverkusen gefahren. Trotzdem war ich am Ende nur 135 Kilometer unter dem errechneten Kilometerstand.
ZDFheute: Wie haben Sie sich auf die Fahrten vorbereitet?
Müller: Ich hatte keine große Vorbereitung. Ich hab mich immer an die Bedingungen angepasst. Ich hatte Glück im Oktober, als diese Saison angefangen hat, war noch Sommer, da war es recht schön. Als es dann regnerischer wurde, habe ich an mein Fahrrad ein Schutzblech angebracht für den Regen. Ansonsten haben mir die richtigen Sachen gute Dienste geleistet. Thema Sicherheit und Kälteschutz geht schließlich doch immer vor.
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ZDFheute: Welche Strecke war die schlimmste oder beste?
Müller: Ich muss schon sagen, alle 17 Strecken waren herausfordernd. Am herausforderndsten war aber die Strecke nach Leipzig. Da gab es besonders viele Höhenmeter. Die Strecke nach München und Augsburg ab Mittenberg war definitiv angenehmer. Meine absolute Lieblingsstrecke war aber die nach Freiburg. Da war dann auch am 1. Mai schöneres Wetter, da war es super.
Frank Müller in Sinsheim. Besonders die Strecken in den Süden fand er angenehm.
Quelle: privat
Generell muss ich sagen, dass die Strecken in Süddeutschland von der Infrastruktur am schönsten waren. Auch wenn ich hier nichts gegen den Norden sagen möchte, aber im Gegensatz zum Süden, war das teilweise sehr anstrengen.
ZDFheute: Gab es besondere Erlebnisse auf Ihren Touren?
Müller: Ein Erlebnis war, dass sich mir im Laufe der Saison immer mehr Fahrradfahrer angeschlossen haben - am Ende waren wir eine große Gruppe. Das ist wirklich schön zu sehen, damit auch motivieren zu können.
Besonders am gemeinsamen Fahrradfahren hat Frank Müller gefallen gefunden.
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von Christoph Ruf
mit Video
ZDFheute: Würden Sie es nochmal machen?
Müller: Ich würde es jederzeit wieder machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte. Für jetzt ist es aber eine einmalige Geschichte und soll etwas Besonderes bleiben. Also für jede Saison mache ich das jetzt nicht.
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Ich möchte aber trotzdem in der Zukunft ein ähnliches Projekt machen - beispielsweise mit 15 oder 20 Leuten eine Fahrradtour starten. Ganz egal wohin - und dass für jeden was dabei ist. Denn das ist mir wirklich aufgefallen, dass man im Laufe der Saison doch ein gewisses Gemeinschaftsgefühl entwickelt hat.
Mit der Aktion noch Gutes tun: Über 10.000 Euro konnte Frank Müller sammeln.
Quelle: privat
Und ganz umsonst war das auch nicht. Bisher sind rund 16.000 Euro Spenden bei der Stiftung "Die Gute Hand" eingegangen. Die Stiftung unterstützt Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf.
Das Interview führte Zoe Kapoor.
Quelle: Reuters
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