1. FC Köln in der Krise: Kellers Absage an die Apokalypse
1. FC Köln in der Krise:Kellers Absage an die Apokalypse
von Andreas Morbach
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Nach der Trennung von Trainer Steffen Baumgart steht beim abstiegsbedrohten FC vor allem Christian Keller in der Kritik. Der Sportchef selbst setzt nun auf inneren Zusammenhalt.
Christian Keller bei der Pressekonferenz zur Kölner Krise.
Quelle: Imago
Bevor sich Christian Keller am Freitagmittag in die kurze Weihnachtspause verabschiedete, lastete eine Sache doch noch schwer auf seiner Seele. Und zwar eine der besonders düsteren Überschriften zur überaus vertrackten Lage des 1. FC Köln, die ihm in den zurückliegenden 20 Stunden untergekommen war.
Keller: Tag eins statt Apokalypse
"Ich habe gelesen: 'Apokalypse beim FC'", berichtete der Sport-Geschäftsführer des Geißbockklubs bei einer Pressekonferenz des Klubs. Diese dramatische Wortwahl behagte Keller überhaupt nicht, sein Alternativvorschlag lautete vielmehr:
Angst und bange konnte es allen Kölner Fans allerdings schon werden, als ihr Verein am Donnerstag erst die - einvernehmliche - Trennung von Cheftrainer Steffen Baumgart bekannt gab. Ehe am Geißbockheim 75 Minuten später obendrauf noch eine niederschmetternde Nachricht aus Lausanne einging.
Der dort ansässige Internationale Sportgerichtshof (CAS) hatte die von der FIFA im Frühjahr verhängte Transfersperre von zwei Wechselperioden für den FC final bestätigt. In diesem Winter und im nächsten Sommer dürfen die Rheinländer demnach keine Spieler verpflichten - was den Kampf gegen den drohenden Abstieg zusätzlich erschwert.
Union Berlin geht mit einem positiven Gefühl in die Winterpause: Im Heimspiel gegen den 1. FC Köln gab es ein 2:0. Im Rheinland sieht es hingegen düster aus. 21.12.2023 | 7:08 min
Nur die gegenüber Aufsteiger Darmstadt 98 um drei Treffer bessere Tordifferenz verhindert, dass die Kölner den Jahreswechsel als Bundesliga-Schlusslicht erleben. Zudem muss nun bis zum Trainingsauftakt am 2. Januar ein Nachfolger für den populären, am Ende aber sichtlich zermürbten Übungsleiter Baumgart gefunden werden.
TSG 1899 Hoffenheim
Christian Ilzer (geb. 21.10.1977 in Anger/Österreich) folgt am 15. November 2024 auf den wegen Erfolglosigkeit entlassenen Pellegrino Matarazzo. Ilzer kommt als Erfolgstrainer von Sturm Graz.
Quelle: dpa
Personelle Nachbesserungen nicht möglich
Vom hochtourigen Offensivfußball, den Baumgart in der Domstadt zwei Jahre lang erfolgreich praktizieren ließ, waren zuletzt maximal noch Spurenelemente übrig geblieben. Zehn Tore in 16 Spielen bedeuten den mit Abstand schwächsten Wert in der Liga - doch winterliche Nachbesserungen sind nach dem CAS-Urteil passé.
"Was für eine Scheiße, das jetzt an diesem Tag auch noch", dachte sich Sportchef Keller nach dem Richterspruch vom Ufer des Genfer Sees. Zugleich gab der 45-Jährige tags darauf das Motto für die absehbar sehr herausfordernde Rückrunde aus: "Zusammenwachsen und eine Wagenburg eröffnen. Wir müssen daran glauben, dass wir durch jede Wand laufen können."
Kein Trainer, keine neuen Spieler, keine Punkte und auch kein Geld: Zum Abschluss des Fußball-Jahres kam es für den krisengeschüttelten 1. FC Köln knüppeldick.
Strikter Sparkurs, drakonische Strafe
Einen eigenen Rücktritt schloss Keller, der bei dem mit 50,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Klub vor der Saison einen strikten Sparkurs verfolgt hatte, aus.
Die im Sommer nicht kompensierten Abgänge der Leistungsträger Jonas Hector (Karriereende) und Ellyes Skhiri (Frankfurt) lasten nun schwer auf dem FC. Ebenso wie das rund um die Verpflichtung des slowenischen Jugendspielers Jaka Cuber Potocnik frisch gefällte CAS-Urteil. Und wie die drakonische Pyro-Strafe von 595.000 Euro durch den DFB.
So eine Strafe gab es in der Bundesliga noch nie: Wegen des Abbrennens von Pyrotechnik beim Derby gegen Gladbach soll der 1. FC Köln 595.000 Euro bezahlen. Der Klub wehrt sich.
Fan-Aufruf für Kellers Entlassung
Ein Teil der Anhängerschaft fordert Kellers Entlassung und startete eine entsprechende Petition. "Die Existenz unseres Vereins steht auf dem Spiel. Seine Unfähigkeit hat zu einer Reihe von Fehlern geführt, die den Verein in eine prekäre Lage gebracht haben", hieß es in dem Aufruf.
Der in der Kritik stehende Sportchef hält derweil Ausschau nach einem neuen Chefcoach. Als Baumgart-Erbe geistern Namen wie Thomas Reis, Enrico Maaßen oder Friedhelm Funkel durch die Kölner Luft. Und neben dem Hinweis, eine interne wie externe Lösung sei denkbar, betont Christian Keller fürs Erste: "Wir haben eine klare Spielidee implementiert, die stabilisiert und gestärkt werden soll."