Dortmund steht nach CL-Pleite vor einem Scherbenhaufen
Analyse
Trainer-Aus von Sahin:Dortmund steht vor einem Scherbenhaufen
von Patrick Brandenburg
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Der sportliche Bankrott in Bologna lässt Borussia Dortmunds Chefetage keine Wahl: Der BVB erklärt das nächste Trainer-Experiment für gescheitert. Die Gründe liegen tiefer.
Verletzungspech sowie körperliche und geistige "Nicht-Verfassung" - Borussia Dortmund steckt in der Krise
Am Vormittag gibt der Verein bekannt, dass Mike Tullberg als Interimscoach am Samstag gegen Werder Bremen auf der Trainierbank sitzen wird. Der 39-jährige Däne ist seit 2020 als U19-Trainer des BVB tätig.
In der Nacht zuvor hatte die Borussia beim 1:2 in der Champions League beim FC Bologna ein bedauerliches Bild abgegeben, auch in der Außendarstellung.
Mit Platz zehn in der Bundesliga-Tabelle hinkt Borussia Dortmund den eigenen Ansprüchen hinterher. Gegen Bologna brauchte Trainer Sahin in der Champions League unbedingt einen Sieg.21.01.2025 | 1:36 min
Sammer jongliert mit seinen Rollen
Die Spieler mussten mit gesenkten Köpfen eine Standpauke der eigenen Fans über sich ergehen lassen. Lars Ricken quälte sich im Trauermarsch zum TV-Interview, in dem er sich wortreich vor der wichtigsten Entscheidung seiner jungen Karriere als Klub-Chef wegdrückte.
Nebenan lobte Matthias Sammer, wohl in seiner Rolle als BVB-Berater, den Ansatz, über die Trainerfrage eine Nacht zu schlafen.
Auch ohne Omar Marmoush kann Eintracht Frankfurt siegen: Die Hessen schlagen Borussia Dortmund 2:0 und schicken den BVB noch tiefer in die Krise.20.01.2025 | 9:59 min
Trainer Nr. 8 in der Klopp-Erbfolge
Dabei hatte jener Sammer zuvor - wohl in seiner Funktion als TV-Experte - den BVB analytisch zerlegt und sich dabei nicht die Mühe gemacht, Kritik am Trainer zwischen den Zeilen zu verstecken.
Sammer weiter: "Aber eine Aussage lasse ich nicht zu: Borussia Dortmund hat eine schlechte Mannschaft." Spätestens nach dieser General-Abrechnung war klar, dass es für Nuri Sahin kein Zurück gibt auf die Trainerbank beim BVB.
Borussia Dortmund hat im Gastspiel bei Holstein Kiel eine indiskutable Leistung geboten. Der Aufsteiger düpierte den BVB mit einem 4:2-Erfolg.16.01.2025 | 9:25 min
Die Verbindung der früheren Mittelfeld-Ikone mit seinem Herzensklub sollte auf Dauer angelegt sein. Als bereits achter Trainer seit dem Abschied von Jürgen Klopp vor zehn Jahren war Sahin auserkoren, endlich Konstanz zu bringen und den Aufbruch in eine neue Zeit. Nun ist die vermeintliche Ära nach nicht einmal acht Monaten beendet.
BVB auch im Verletzungspech
Nicht alles, was in den vergangenen Wochen passierte, muss sich der 36-Jährige ankreiden lassen. Das Verletzungspech etwa oder den unausgewogenen, in weiten Teilen wohl überschätzten Kader, der mit zu viel Mut zur Lücke aufgestellt war und es trotz offenen Transferfensters bis heute ist.
Auch scheint die Machtfrage im Klub ungeklärt. Zwischen Sportdirektor Sebastian Kehl und dem Technischen Direktor Sven Mislintat krachte es schon zu Saisonbeginn. Der Klub-Grande Hans-Joachim Watzke ist offiziell auf dem Weg raus, aber de facto wohl nicht so richtig. Über die Rolle des externen Beraters Sammer ranken sich ohnehin die Spekulationen.
Borussia Dortmund hat seit 21 Jahren mal wieder ein Heimspiel an einem Freitagabend verloren. Bayer Leverkusen besiegte den BVB nach einem Blitzstart verdient mit 3:2.13.01.2025 | 9:16 min
Sahin bemängelt Nebenkriegsschauplätze
Dass es im Klub mächtig rumort, deutete sogar Sahin auf der Pressekonferenz im Stadio Renato Dall’Ara an, als er von sich aus den Weg für einen Neustart freimachte und tief blicken ließ:
Fakt ist: Am Ende fehlten Sahin die Argumente. Raus aus dem DFB-Pokal. In der Liga zurzeit nur auf Rang zehn. Die erneute Teilnahme an der Champions League ist sieben Punkte entfernt. Ein Problem für einen Kader, der fast 200 Millionen Euro Personalkosten frisst.
Champions-League-Spiel als Spiegelbild
Ebenso schlimm aus Klub-Sicht dürfte die Art vieler Auftritte sein. Mut- und ideenlos taumelt der BVB durch die Saison, vor allem in der Fremde. Die Partie in Bologna, das zuvor kein Spiel in der Königsklasse gewann und erst ein Tor schoss, war spiegelbildlich.
Trotz glücklicher Führung konnte der BVB sein Spiel mal wieder nicht durchbringen. Katastrophale Fehler machten binnen Sekunden alles zunichte. Ein Aufbäumen? Fehlanzeige. Einwechslungen? Verpufft bis kontraproduktiv. Wie so oft fehlte die Wehrhaftigkeit. Das spielerische Talent im Team scheint aktuell verschüttet. Wer immer Sahins Nachfolge antritt, steht vor einer großen Aufgabe.
Quelle: Reuters
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