Topspiel gegen Bayern: Xhaka, der Mahner aus dem Mittelfeld

    Topspiel Bayer gegen Bayern:Granit Xhaka, der Mahner aus dem Mittelfeld

    von Stephan Klemm
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    Meister Leverkusen ist mit drei Siegen aus vier Spielen in die Saison gestartet. Doch Granit Xhaka bemängelt die schwache Bayer-Defensive. Und nun gastiert man beim FC Bayern.

    Granit Xhaka
    Leverkusens Taktgeber: Granit Xhaka
    Quelle: Imago

    Nach dem Schlusspfiff des Spiels gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag zeigte Granit Xhaka eine famose Ausdauerleistung in der Disziplin "Wut konservieren". Noch auf dem Rasen schimpfte der Leverkusener Mittelfeldspieler vor einer TV-Kamera über die Leistung seiner Meisterelf, die mit großer Mühe mit 4:3 gewann. Den Schweizer störten die vielen Gegentore. "Weckruf", war zu vernehmen, "naiv verteidigt" und "das reicht so nicht".
    Mit demselben Zorn stellte sich Xhaka im Innern der Bay-Arena vor die Mikrofone weiterer Fernsehkameras, zu hören waren Aussagen wie "selbstkritisch sein", "unglaublich", "schlecht". Und dann steuerte Xhaka, immer noch gefüttert von derselben Entrüstung, die Mixed-Zone an. Er wollte offensichtlich unbedingt etwas loswerden.

    Löcher, Lücken, freie Räume

    Aus seiner Sicht ist das verständlich. Xhaka steht für prächtige Organisation des defensiven Zentrums, für den Aufbau des Leverkusener Spiels als wichtiger Organisator zwischen Abwehr und Offensive. Doch diese in der Meistersaison nicht zuletzt von Xhaka famos organisierte Fläche weist nun Lücken auf, die die eigene Spielidee zerstören.
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    Die besteht darin, hoch zu pressen mit früher Balleroberung und sicheren Kombinationen auf dem Weg nach vorne. Löcher und freie Räume ließ das Team in der abgelaufenen Spielzeit nur selten zu.
    Die aktuell klassische Bayer-Fehlerkette war vor dem dritten Wolfsburger Treffer zu beobachten, als Mattias Svanberg gefühlt 50 Meter ungestört mit dem Ball am Fuß aufs Leverkusener Tor zulief, abzog und zum 2:3 kurz vor der Pause traf. "Wir machen die Läufe nicht gut genug. Wir lassen defensiv einfach zu viele Räume", analysierte der weiterhin aufgebrachte Xhaka.

    Die Vergangenheit zählt nicht mehr

    Akut konteranfällig sei sein Team, "daraus folgt, dass wir 50, 60 Meter nach hinten rennen müssen", bisweilen - wie im Fall von Svanbergs Tor - auch vergeblich. Da sei man "einfach nicht bissig genug". Die Selbstwahrnehmung als Top-Team leide unter diesen Eindrücken, findet Xhaka:

    Es kann nicht sein, dass du als Spitzenmannschaft drei Tore in einer Halbzeit bekommst.

    Granit Xhaka nach dem 4:3-Erfolg gegen Wolfsburg

    Dass sein Team gewonnen hat, "interessiert mich nicht". Ihn interessiert das Ausfahren lautstarker Warnsirenen. Xhaka möchte die Inhalte seines temperamentvollen Auftritts nach der Partie vor allem auch als Hinweis an seine Kollegen adressieren: "Das, was ich sage, sollen auch meine Mitspieler so sehen."
    Denn alle zusammen haben nun bereits neun Gegentore in vier Spielen eingefangen. In der vergangenen Saison war die Defensive deutlich stabiler: Nur 24 Gegentreffer waren der Topwert in der abgelaufenen Spielzeit. "Das ist Vergangenheit, es zählt nur heute", sagt Trainer Xabi Alonso dazu.

    Weckruf vor dem Bayern-Spiel

    Auch er findet die Anzahl der vielen Gegentreffer bedenklich. Und deshalb habe Xhaka mit seiner Klage erstens Recht und zweitens auch die Erlaubnis, die Mannschaft im Sinne des Trainers aufzurütteln.
    Der von Xhaka so genannte "Weckruf" erfolgt zu einem wichtigen Zeitpunkt. Am Samstag gastiert der Meister mit seiner Wackel-Defensive beim Herausforderer Bayern München - dem Team, das über die derzeit mit Abstand stärkste Offensive der Liga verfügt.
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    "Ist mir egal, wer der nächste Gegner ist", sagt Xhaka vor dem Topspiel des Wochenendes zwar. Er betont aber auch, dass man die Stärken und Schwächen der Bayern kenne und sich darauf besonders vorbereiten werde. Das bedeutet für ihn nach den Eindrücken des Wolfsburg-Spiels: "Wir wollen bei den Bayern unser Spiel durchziehen. Dafür aber muss die Defensive gut stehen."



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