Fußball-Bundesliga: 1. FC Köln vor ungewisser Zukunft
Nach Sturz in Liga zwei:Die ungewisse Zukunft des 1. FC Köln
von Andreas Morbach
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Zum siebten Mal muss der 1. FC Köln den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Die Herausforderungen im Fußball-Unterhaus sind enorm - auch wegen der aktuellen Transfersperre.
Bittere Realität statt Fußballwunder für den 1. FC Köln. Heidenheim siegt klar und hält sich die Tür zur Conference League offen. Dank der Tordifferenz landet der FCH auf Platz 8.20.05.2024 | 7:45 min
Wie ein Häuflein Elend trotteten die Spieler des 1. FC Köln nebeneinander über den Rasen und steuerten, erkennbar zurückhaltend, den Gästeblock in der Arena des 1. FC Heidenheim an. Doch die FC-Fans wollten nichts wissen von den weiß gekleideten Kickern.
Bei Abstiegen nun gleichauf mit Hertha
Mit Unmutsbekundungen schickten sie die frisch gebackenen Absteiger aus der Fußball-Bundesliga wieder zurück Richtung Platzmitte. Zu deprimierend war das 1:4 der Geißbockelf beim Liga-Neuling von der Ostalb gewesen, mit dem sich die Kölner zum siebten Mal in in die Zweite Liga verabschiedeten.
In dieser tristen Statistik liegen die Domstädter nun gleichauf mit Hertha BSC, auf mehr Bundesliga-Abstiege kommen derzeit nur noch Arminia Bielefeld (acht) und der 1. FC Nürnberg (neun). Und anstatt den müden Dank der Kölner Fußballer entgegenzunehmen, skandierten deren Fans: "Keller raus!"
Enttäuschte Fans des 1. FC Köln nach dem Abstieg aus der Bundesliga.
Quelle: IMAGO
Sportliche Bankrotterklärung in Heidenheim
Es war das laute Aufbegehren gegen die Arbeit von Sport-Geschäftsführer Christian Keller. Der gebürtige Schwarzwälder, seit April 2022 im Amt, hatte die Planungen für diese Saison unter einem strikten Sparkurs geführt - und es im vergangenen Sommer versäumt, die Abgänge der Leistungsträger Jonas Hector (Karriereende) und Ellyes Skhiri (nach Frankfurt) adäquat aufzufangen.
Fatale Folgen hatte auch Kellers Entscheidung, auf die Verpflichtung eines neuen Stürmers zu verzichten: 28 Tore nach 34 Spielen sind ein ebenso verheerendes Zeugnis wie die dürren fünf Saisonsiege des FC.
Tabellenplatz 17, Baumgart-Aus, Transfersperre: Bolzplatz zur Krise beim 1. FC Köln vom Januar 2024.11.01.2024 | 14:22 min
Und die Art und Weise, in der die Kölner ihre noch existierende Chance auf das Erreichen des Relegationsplatzes in Heidenheim verpuffen ließen, kam einer sportlichen Bankrotterklärung gleich.
Minus von 40 Millionen Euro in der 2. Liga
Zuletzt stärkten Sportchef Keller und die ebenfalls in der Kritik stehende Klubspitze um Präsident Werner Wolf sich gegenseitig den Rücken. Eine spürbare Streitkultur würde dem FC allerdings gerade in den aktuell sehr herausfordernden Zeiten guttun.
Aufgrund der deutlich geringeren Einnahmen bei den TV-Geldern und beim Sponsoring muss der Klub in der 2. Liga mit einem Minus von rund 40 Millionen Euro kalkulieren. Hinzu kommt die Transfersperre, durch die den Kölnern bei der Verpflichtung neuer Spieler bis Januar 2025 die Hände gebunden sind.
Der erste Bundesliga-Meister steigt zum siebten Mal aus der Bundesliga ab und wird in der Ewigen Tabelle durchgereicht. Zeit für den subjektiven Gefühlsausbruch eines Effzeh-Fans.
von Ralph Goldmann
mit Video
Wichtiges Signal von Routinier Uth
Dass Top-Kräfte wie Abwehrchef Jeff Chabot oder Torwart Marvin Schwäbe von ihren Ausstiegsklauseln Gebrauch machen könnten, macht die Angelegenheit nicht einfacher.
Routinier Mark Uth (32) immerhin gab gerade ein wichtiges Signal und bekannte sich noch vor der Abreise nach Heidenheim dazu, seinen bis 2025 laufenden Vertrag auch im Abstiegsfall zu erfüllen.
Dieser Fall ist nur eingetreten. Und wer gesehen hat, wie sang- und klanglos sich die Kölner ihrem Schicksal am letzten Spieltag ergaben und schon bei Halbzeit hoffnungslos 0:3 zurücklagen, der ahnt, dass die Chancen von Cheftrainer Timo Schultz auf eine Weiterbeschäftigung auch im Unterhaus am Samstag nicht gestiegen sind.
Köln lädt zum Toreschießen ein
"Für die erste Halbzeit habe ich keine Worte, gefühlt hatten alle Spieler Bleiwesten an. Wenn du so auftrittst und zum Toreschießen einlädst, verlierst du zu Recht – und steigst zu Recht ab", kommentierte Sportboss Keller konsterniert. Und Angreifer Uth seufzte: "Ich weiß nicht, ob wir in der ersten Halbzeit überhaupt einen Zweikampf geführt haben."
Für einen Lichtblick hat der gebürtige Kölner mit seinem Vorab-Bekenntnis, die FC-Stiefel auch in der Zweiten Liga zu schnüren, immerhin gesorgt. Und es klang wie der Versuch, dem drohenden Sturz der Rheinländer in die Bedeutungslosigkeit entgegenzuwirken, als Uth in Heidenheim sagte: "Ich hoffe, dass es mir einige nachmachen werden." Denn: "Wir brauchen jeden Spieler."