Hüpfen zwischen Kontinenten: Wie nachhaltig ist die Formel 1?
Hüpfen zwischen Kontinenten:Formel 1: Das Rennen um Nachhaltigkeit
von Karin Sturm
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Die Formel 1 will Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität, aber gleichzeitig auch immer mehr Überseerennen. Wie passt das zusammen?
Formel 1 in Saudi-Arabien (Archivbild von 2024).
Quelle: imago
Die Formel 1 hat es sich groß auf ihre Fahnen geschrieben, bis 2030 CO2-neutral zu sein. Der letzte Nachhaltigkeitsbericht der Serie vom Frühjahr 2024, zeigte dabei auf, dass die Logistik für die 24 Rennen dabei 49 Prozent der Anteile am Gesamtausstoß des Klima-Gases verursacht hat. Der Bericht betont, wie wichtig es sei, diesen Kalender zu bereinigen, sprich unnötige Reisen zu vermeiden.
Terminabsprache bereitet Probleme
So richtig ist das noch nicht gelungen. Nach dem Großen Preis von Saudi-Arabien an diesem Wochenende – mit dem Öl-Giganten Aramco als Hauptsponsor - geht es dann in die USA nach Miami. Danach für drei Rennen nach Europa, dann erneut nach Nordamerika, nach Montreal, und wieder zurück nach Europa.
Der Hintergrund liegt in der Weigerung der Veranstalter, andere Termine zu akzeptieren: Miami fürchtet nach Anfang Mai zu große Hitze, Montreal vor Juni die Gefahr eines plötzlichen Kälte-Einbruchs.
Sind mehr Überseerennen automatisch schädlicher?
Liest man außerdem die Meldung, dass der Grand Prix von Imola auf der Kippe stehe, weil weltweit viele neue Veranstalter bei Formel-1-Boss Stefano Domenicali Schlange stehen, um auch ein Rennen zu bekommen, fragen sich viele: noch mehr Überseerennen, noch mehr Transportflüge – widerspricht das nicht dem Klimaschutz?
Auf den ersten Blick ja. Allerdings kommt es auf die Details an. Zum Beispiel darauf, wie solche neuen Rennen in den bestehenden Kalender eingebunden werden können.
Fernando Alonso
Aston Martin: Fernando Alonso - seit 2023 Stammfahrer.
Quelle: IMAGO / PsnewZ
Zwei Südamerika-Rennen nacheinander?
Beispiel Argentinien, wo es großes Interesse gibt, vor allem angesichts des neuen Lokalhelden Franco Colapinto, den alle bald in einem Stammcockpit in der Formel 1 erwarten. Würde man den Grand Prix in Argentinien in Buenos Aires nicht besser an den von Brasilien in Sao Paulo anhängen?
Und dann eben nicht nur für ein einziges Rennen auf den südamerikanischen Kontinent fliegen und aufwändig Seefracht dorthin verschicken, hielte sich die zusätzliche Belastung in Grenzen.
Stadtrennen haben Vorteile
Ein Rennen auf dem afrikanischen Kontinent wäre da wesentlich kritischer, egal ob in Südafrika oder Ruanda, den derzeit aktivsten Bewerbern. Wobei hier sowieso die Argumente aufeinanderstoßen: Einerseits wünscht sich sogar der in vielen Punkten sehr sozial engagierte Lewis Hamilton ein Rennen dort. Er findet, dass zu einer WM auch ein Rennen in Afrika gehöre. Andererseits ist die Frage, ob afrikanische Länder nicht andere Probleme hätten als ein Formel-1-Rennen auszurichten, sehr berechtigt.
Nach dem großen Motorengipfel der Formel 1 in Bahrain ist klar: Zumindest eine schnelle Abkehr vom Hybrid-Konzept und Rückkehr zu V10-Saugmotoren wird es nicht geben.
von Karin Sturm
Ein grundsätzliches Umwelt-Argument spricht für neue Rennen in Stadtnähe gegenüber einigen europäischen Klassikern wie Imola, Spielberg/Österreich oder Spa/Belgien: die Umsetzung des Formel-1-Konzepts, die Anreise der meist über 100.000 Zuschauer klimafreundlicher zu gestalten. Öffentliche Verkehrsmittel, Shuttlebusse, eventuell sogar mit dem Fahrrad, wie in Niederlanden in Zandvoort nahe Amsterdam vorbildlich praktiziert, funktionieren halt nicht, wenn eine Strecke verkehrstechnisch im absoluten Niemandsland liegt.
Wo gab es bereits Fortschritte?
Ansonsten ist die Formel 1 in einigen Bereichen schon ein Stück vorangekommen – oder kurz davor: Einige Veranstalter setzten inzwischen vor Ort an der Strecke komplett auf erneuerbare Energien. Ab der nächsten Saison wird mit synthetischem Sprit gefahren. Ihre Lkw-Flotte für den Land-Transport und auch die großen, aufwändigen Hospitality-Einheiten haben viele Teams – allen voran Mercedes - schon auf E-Fuels umgestellt.
Ein Faktor übrigens, der bei Überseerennen teilweise wegfällt: Die Strecken dort haben ihre eigenen, festen Hospitality-Anlagen. Es wäre logistisch praktisch unmöglich, die mobilen Einheiten dorthin zu transportieren. Die drei bis vier Riesen-Transporter pro Team, die diese Teile sonst quer durch Europa kutschieren, sind also überflüssig.
Gefahr des Schönrechnens
Ob die komplette CO2-Neutralität bis 2030 allerdings ohne viel Schönrechnen wirklich erreicht werden kann, steht auf einem anderen Blatt.
Quelle: Reuters
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