Bleibt die Formel 1 bei ihrem Hybrid-Konzept oder kehrt sie zurück zu V10-Saugmotoren? Auf die Schnelle erst einmal nicht.
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Schon im vergangenen Jahr brachte Formel-1-Boss Stefano Domenicali die Idee zum ersten Mal auf, FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem trieb sie dann seit Februar 2025 weiter voran: Die
Formel 1 solle doch wieder zu technisch relativ einfachen V10-Saugmotoren zurückkehren - statt der komplexen Hybrid-Antriebe mit über 45 Prozent Elektroanteil, die das neue Reglement 2026 für fünf Jahre festschreibt. Der Umwelt- und Nachhaltigkeits-Aspekt sei ja angesichts synthetischer Kraftstoffe trotzdem gegeben.
Kurzfristige Strategie-Änderung vom Tisch
Nach dem Meeting der Formel-1-Verantwortlichen mit den Vertretern der Motorenhersteller ist allerdings zumindest ein kurzfristiger Wechsel erst einmal vom Tisch: Man bekennt sich gemeinsam zum 2026er-Regelement, allerdings mit ein paar kleinen Hintertürchen.
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von Karin Sturm
Die FIA erklärt, man werde auch weiterhin gemeinsam über die zukünftige technische Ausrichtung der Formel 1 diskutieren. Was Spielraum für Interpretationen lässt: Ein Wechsel auf den V10 vielleicht doch schon ab 2029 möglich - vor allem, wenn sich das neue Reglement nicht bewähren sollte? Oder doch erst nach dem Ablauf der Fünf-Jahres-Frist - also 2031?
Die Argumente für die V10-Motoren
FIA und F1 sagen über den V10: Einfacher, billiger, auch für kleinere Motorenschmieden zu liefern, sollten sich große Hersteller auf Grund weltwirtschaftlicher Entwicklungen zurückziehen. Was man ja 2008 schon einmal erlebte: Da stiegen praktisch gleichzeitig BMW, Honda und Toyota aus.
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Deutlich leichter sind die V10-Triebwerke auch - was die Autos wieder agiler machen würde und auch aus Sicherheitsgründen eine Rolle spielt. Je schwerer die Autos, desto größer die auftretenden Kräfte bei Unfällen. Außerdem entspricht es dem Wunsch vieler Fans durch den besseren Sound.
Die Argumente für das Hybrid-Konzept
Zumindest drei Hersteller, Mercedes, Neueinsteiger Audi und Honda, halten dagegen: Gerade das Hybrid-Konzept mit hohem Elektroanteil sei es, was sie zu einem Formel-1-Engagement motiviere, da diese Technik auch für die Serie relevant sei - unter Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten.
Außerdem wurden in Vorbereitung auf das 2026er-Reglement bereits mittlere dreistellige Millionenbeträge an Entwicklungskosten ausgegeben. Die wären verloren, würde jetzt wieder alles umgeworfen - und neue Kosten für einen Saugmotor entstehen.
Die Frage der Glaubwürdigkeit
Dass ein plötzlicher Wechsel die Glaubwürdigkeit der Formel 1 gerade gegenüber großen Werken, aber auch in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung beeinträchtigt hätte, scheint nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn über die Frage der Umweltfreundlichkeit mit dem alleinigen Blick auf die Formel 1 vielleicht tatsächlich gestritten werden kann.
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Gesamtaufwand für die Produktion vor allem der komplexen Batterie-Technologie gegen höheren Verbrauch an E-Fuels bei Wegfall des Elektroanteil - da hängt das Ergebnis stark an der Art der Berechnung.
Aber generell wirkt eine Zurück zum reinen Verbrenner eben doch wie ein Einknicken vor gewissen Strömungen im politischen Zeitgeist. Vor allem, weil für die Serie E-Fuels ja kaum die dauerhafte Lösung sein können.
Einfluss auf die 2026er-Regeln
Eine Rolle in dem gesamten Themenkomplex spielen auch mögliche kleinere Anpassungen der 2026er-Regeln. Die Befürchtung, dass es zu extremen Leistungsunterschieden kommen könnte, existiert. Eine Dominanz wie die von Mercedes in den ersten Jahren ab 2014 mit dem ersten Hybrid-Reglement wollen weder F1 noch FIA.
So wurden weitere Gespräche beschlossen, um Möglichkeiten zu schaffen, schnell aufzuholen. Ein Entgegenkommen eventuell an den neuen Red-Bull-Partner Ford und Ferrari? Bei denen man munkelt, sie seien in der Entwicklung nicht so weit wie speziell Mercedes. Interessanterweise waren es auch diese beiden Teams, die der V10-Idee am meisten abgewinnen konnten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
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