FC-Bayern-Doku: Wie das Champions-League-Finale 1999 wirkt
Bayern-Doku "FC Hollywood":Die Geschichte der Mutter aller Niederlagen
von Maik Rosner
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In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre wird der FC Bayern immer mehr zum Unterhaltungsbetrieb. Der von Manchester United entrissene Champions-League-Titel stoppt die Entwicklung.
Ottmar Hitzfeld und ausgerechnet Bad Boy Stefan Effenberg sollen die Bayern endlich zurück in die Erfolgsspur bringen. Die Saison gipfelt im dramatischen Champions-League-Finale.10.01.2025 | 48:57 min
Es gibt Spiele, die kennt jeder Fußballfan. So ist das auch mit dem Finale der Champions League zwischen dem FC Bayern und Manchester United am 26. Mai 1999 in Barcelonas Stadion Camp Nou.
Doch dieses Endspiel hat sich nicht wegen der 90 Minuten ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, sondern wegen der Nachspielzeit, in der der Fußball seine ganze Härte zeigt. Manchester Uniteds Trainerlegende Sir Alex Ferguson formuliert es damals so: "Football, bloody hell."
Es ist eine Zeitreise in eine noch wunderbar ungeschliffene Fußball-Ära, aus der Zeitzeugen aus den Medien ebenso erzählen wie die damaligen Protagonisten. Der Schwerpunkt der fünften Folge: Der Schock und die Nachwirkungen des Champions-League-Finals 1999.
In der ZDF-Mediathek und am 17. Januar ab 22.30 Uhr im ZDF-Fernsehen.
Als die sogenannte Mutter aller Niederlagen ging dieses Finale in die Geschichte des FC Bayern ein. Der letzte Teil der fünfteiligen Dokuserie "FC Hollywood" zeigt, was vor dem Endspiel passierte, wie es zu den beiden Gegentoren in der ersten und dritten Minute der Nachspielzeit kam - und warum sogar dieses extrem schmerzhafte 1:2 sein Gutes hatte.
Die kühne Idee mit Effenberg
Nach der verpassten Meisterschaft 1998 soll mit Ottmar Hitzfeld als Nachfolger von Giovanni Trapattoni alles besser werden. Hitzfeld hatte 1997 die Champions League mit Borussia Dortmund gewonnen, nun soll er die kaputte Mannschaft in München in den Griff bekommen.
Dafür wird auch Stefan Effenberg zum zweiten Mal aus Mönchengladbach geholt. Das Enfant terrible als Leader für den verzogenen Haufen, vor dem der Welttrainer Trapattoni kapituliert hatte - eine mindestens kühne Idee.
"Kurz vor der Irrenanstalt"
Zunächst setzen sich die üblichen Eskapaden beim FC Hollywood fort. Effenberg verliert seinen Führerschein, nachdem er nachts mit 1,07 Promille am Steuer von der Polizei gestoppt wird. Giovane Elber posiert nackt für eine Zeitschrift.
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Und Mario Basler bleibt sowieso Mario Basler. Dazu noch Lothar Matthäus, Oliver Kahn und Mehmet Scholl - "das ist kurz vor der Irrenanstalt", sagt Markus Hörwick, der langjährige Pressesprecher des FC Bayern, im Film.
Doch der sachliche und analytische Mathematiker Hitzfeld schafft es mit klaren Grundsätzen, die schwierigen Charaktere zumindest halbwegs zu disziplinieren und den Teamgedanken zu fördern. "Die Mannschaft muss spüren, der Trainer meint es ernst und lässt sich nichts gefallen", sagt Hitzfeld im Rückblick.
Basler betrinkt sich vorm Finale
Nach und nach läuft es in der Champions League immer besser, und vier Tage nach der Meisterfeier steht in Barcelona das Finale gegen Manchester United an. Und was macht Basler am Vorabend? Er trinkt Bier und Wodka Lemon und raucht an der Hotelbar bis tief in die Nacht, trotz Interventionen von Hitzfeld und Manager Uli Hoeneß.
Am Boden zerstört: Michael Tarnat, Oliver Kahn und Mehmet Scholl (von links).
Quelle: AP Photo/Camay Sungu
Im Finale spielt Basler trotzdem von Beginn an - und bringt die Bayern auch noch per Freistoß in Führung. Die überlegenen Münchner verpassen danach das 2:0, wie durch Scholls Lupfer an den Pfosten.
Die Leere als Antrieb für 2001
In der Nachspielzeit folgt das Drama für den FC Bayern. Zwei Eckbälle von David Beckham führen zu den Gegentoren durch Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjaer. Effenberg verspürt danach "eine absolute Leere".
Dieses 1:2 wirkt beim FC Hollywood nach wie der schlimmste Kater. Zugleich bereitet dieser Schock den Boden für den Gewinn der Champions League 2001. Der Ehrgeiz ist nun stärker als der Hang zu Eskapaden, jedenfalls vorerst.
Doch natürlich ist der FC Bayern bis heute jederzeit in der Lage, jenen Irrsinn zu präsentieren, mit dem er schon in den 1990er-Jahren faszinierte - als FC Hollywood.