"FC Hollywood": Scholls Aufstieg und Fall beim FC Bayern
Bayern-Doku "FC Hollywood":Mehmet Scholls Aufstieg und Fall
von Maik Rosner
|
In der zweiten Hälfte der 90er-Jahre bestimmt Mehmet Scholl die Wahrnehmung des FC Bayern erheblich mit. Er ist das junge Gesicht beim "FC Hollywood" - und wird im Hype zerrieben.
Manager Hoeneß will die Aufmerksamkeit für seinen Klub steigern. Er geht einen Pakt mit den Medien ein. Doch das gefährdet den sportlichen Erfolg - besonders bei Mehmet Scholl.10.01.2025 | 36:32 min
Der Dribbelkünstler Mehmet Scholl spielt genauso frech wie er redet und verzückt mit dieser Leichtigkeit eine ganze Generation. Doch in seinen raschen Aufstieg mischen sich in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre Turbulenzen, die ihn an Grenzen führen.
Bayerns Vermarktungsstrategie mit Scholl
Im zweiten Teil der fünfteiligen Dokuserie "FC Hollywood" lässt sich eindrucksvoll nachvollziehen, wie der einstige Poster-Boy auch unter dem Druck der immensen Aufmerksamkeit und Erwartungen strauchelt und stürzt.
Es ist eine Zeitreise in eine noch wunderbar ungeschliffene Fußball-Ära, aus der Zeitzeugen aus den Medien ebenso erzählen wie die damaligen Protagonisten. Der Schwerpunkt der zweiten Folge: Wie Mehmet Scholl, das junge Gesicht des FC Bayern, im bewusst geschürten Hype zerrieben wird.
In der ZDF-Mediathek und am 17. Januar ab 22.30 Uhr im ZDF-Fernsehen.
Anteil daran haben nicht nur die Medien und besonders der Boulevard, sondern auch der FC Bayern, der sich Scholls wirtschaftliches Potenzial zunutze macht.
Hoeneß hat die Vermarktung im Blick
Bevor der FC Bayern Scholl 1992 für rund sechs Millionen D-Mark vom Karlsruher SC verpflichtet, bedarf es sogar des Werbens von Franz Beckenbauer. "Dann hat der Kaiser persönlich angerufen, und da hat’s mich natürlich umgehauen", erzählt Scholl im Rückblick.
Mit 21 Jahren kommt er zum FC Bayern und wird schnell zu jenem jugendlichen Gesicht, das ganz neue Zielgruppen erschließen soll. Ohnehin hatte Manager Uli Hoeneß die Vermarktung im Blick, er förderte bewusst den ständigen Zugang der Medien zu den Spielern.
Scholl erschließt neue Zielgruppen
Der junge und schlagfertige Scholl wird besonders gehypt. Er wird zum Bravo-Boy und Liebling vieler Mädchen und junger Frauen, die zuvor nicht viel mit der Macho-Branche Fußball anfangen konnten.
"Mehmet war das fröhliche, sympathische Gesicht des FC Bayern", erinnert sich Markus Hörwick, der langjährige Pressesprecher des FC Bayern, im Film.
Kam 1992 vom Karlsruher SC zu den Bayern: Mehmet Scholl.
Quelle: Imago / Team 2
Hoeneß sagte damals über Scholl und seine Strategie: "Ein junger Mann, der nach oben kommen will, muss sich auch mit den Medien auseinandersetzen. Das ist ja auch für uns wichtig für die Zuschauerzahlen."
Trapattonis zweite Amtszeit
Im Rückblick, sagt Scholl, seien er und die anderen Spieler "ein Testlauf" gewesen - und ihm sei "das alles gehörig um die Ohren geflogen".
Das zeigt sich besonders in der Saison 1996/97, für die Giovanni Trapattoni zum zweiten Mal als Trainer verpflichtet wird und Mario Basler von Werder Bremen kommt. Zugleich verliert Scholl seine Fröhlichkeit immer mehr. Seine Ehe scheitert im Herbst 1996, ihn plagen Verletzungen.
Mehmet Scholls Lieblingsdisziplin: Dribbeln - hier gegen die Frankfurter Tibor Dombi und Uwe Bindewald.
Quelle: Imago / Alfred Harder
Basler: "Jagd auf Mehmet"
Im Winter bei einem Ski-Ausflug des FC Bayern nach Zürs in Österreich kommt es zum handfesten Skandal. Scholl soll im angetrunkenen Zustand randaliert haben, es gibt Schlagzeilen über eine Schlägerei in einer Disko.
"Plötzlich haben wir die Schattenseiten dessen, was wir kreiert haben, gesehen", sagt Hörwick. Scholl spricht im Rückblick von einem "Katastrophenjahr" für ihn. "Es war alles ein bisschen viel für den kleinen Mehmet", sagt er, ein Opfer sei er aber nie gewesen. Und Basler sagt: "Jeder hat zeitweise Jagd auf Mehmet gemacht."
Beckenbauers Denkanstoß
Nun war der einstige Teenieschwarm Scholl das traurige Gesicht des FC Bayern und auf dem Boulevard das gefallene Idol. Beckenbauer gab allerdings schon damals zu bedenken: "Viele machen den Fehler, dass sie die Schuld den Medien geben, aber wir geben den Medien auch immer die Gelegenheit dazu."
Hoeneß reagiert, nimmt sich Scholl an und versucht jenen Geist, den er aus der Flasche gelassen hat, wieder einzufangen, indem er den Zugang für die Medien beschränkt. Doch ruhig wird es keineswegs beim "FC Hollywood".
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.