Handball: Wie der THW Kiel seinen Mythos retten will

    Handball-Champions-League:Wie der THW Kiel seinen Mythos retten will

    von Erik Eggers
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    Letzte Rettung Champions League: Mit dem Titel würde der THW Kiel eine durchwachsene Saison vergessen lassen, gilt aber im Final Four als Außenseiter.

    THW Kiel - Montpellier HB
    Der THW Kiel hat es ins Final Four der Handball-Champions-League geschafft. Bislang gilt der Verein in diesem Turnier als Underdog.
    Quelle: dpa

    Der hünenhafte Kreisläufer Patrick Wiencek, 35, ist das Siegen gewohnt. Seit dem Sommer 2012 hat der gebürtige Duisburger im Trikot des THW Kiel sechs Deutsche Meisterschaften, vier Mal den DHB-Pokal und 2020 auch den wichtigsten Klubwettbewerb der Welt, die Champions League, gewonnen.
    Insofern hat auch Wiencek seinen Anteil am Mythos der "Zebras" als Branchenführer des deutschen Handballs.

    Samstag
    SC Magdeburg - Aalborg Handbold (15 Uhr)
    FC Barcelona - THW Kiel (18 Uhr)

    Sonntag
    Spiel um Platz 3 (15 Uhr)
    Finale (18 Uhr)

    Bittere Niederlagen für den THW Kiel

    Wo auch immer Wiencek mit dem Rekordmeister auftrat, tat er das jedenfalls als Topfavorit. Nun aber, da er das siebte Mal nach Köln zum Final Four der Champions League anreist, ist die Ausgangslage plötzlich eine völlig andere.

    In diesem Teilnehmerfeld sind wir ganz klar der Underdog.

    Patrick Wiencek, THW Kiel

    Gegen zwei der drei Teilnehmer hat der THW in dieser Saison teils bittere Niederlagen einstecken müssen. Gegen den Titelverteidiger SC Magdeburg und auch gegen Aalborg.
    Mit dem FC Barcelona, Halbfinalgegner am Samstag, haben es die Kieler zuletzt nicht zu tun bekommen. Aber jeder wisse ja, sagt THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi, dass die Katalanen "sich nur über ihre großen Ziele in der Champions League definieren".

    Enttäuschungen in Liga und Pokal

    Szilagyi sagt, es interessiere ihn vor solchen Events an sich wenig, wer auf dem Papier Favorit sei oder Außenseiter. "Es ist oft viel schwerer, sich überhaupt für dieses Turnier zu qualifizieren. Das haben wir geschafft. Und alle, die dabei sind, haben eine Chance, erfolgreich nach Hause zu fahren."
    Selbstverständlich, heißt das übersetzt, wollen die Kieler den fünften Champions League-Sieg nach 2007, 2010, 2012 und 2020 einfahren.
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    Ein Triumph in Köln würde die großen Wunden schneller heilen, die während der vergangenen Spielzeit aufgerissen wurden. In der Bundesliga hatten die Schwarz-Weißen nach schwachem Start (8:8 Punkte) schon früh alle Chancen auf die Titelverteidigung verspielt und verpassten mit Platz vier sogar die Qualifikation für die nächste Serie in der Königsklasse. Im Pokal unterlag man dem SCM.

    Es war uns klar, dass wir große Veränderungen haben würden.

    Viktor Szilagyi, THW-Geschäftsführer

    Landins und Sagosens Abgänge schmerzen

    Die Lücken, die Welttorhüter Niklas Landin und Rückraumstar Sander Sagosen mit ihren überraschenden Abgängen hinterließen, konnte das Team nicht schnell genug füllen.
    Der begabte färingische Mittelmann Elias Ellefsen Skipagotu zahlte viel Lehrgeld, Abwehrchef Hendrik Pekeler fiel lange mit einer Verletzung aus, ein anvisierter vorzeitiger Transfer des Rückraum-Linkshänders Emil Madsen kam nicht zustande, und der französische Keeper Vincent Gerard spielte, ebenfalls verletzt, keine einzige Minute.

    Weinhold und Ekberg hören auf in Kiel

    Auch die Rückkehr des Halbrechten Steffen Weinhold zog sich länger hin als gedacht, weshalb sein Sozius auf der Position, Harald Reinkind, physisch zu sehr beansprucht wurde.
    Der 37-jährige Weinhold, der seit 2014 in Kiel spielt, wird den THW Kiel im Sommer ebenso verlassen wie der schwedische Rechtsaußen Niclas Ekberg, 35. Für beide ist Köln die Schlussetappe auf einer langen Reise mit dem THW.

    Modus "für Überraschungen gemacht"

    Im Sommer steht Cheftrainer Filip Jicha also vor dem nächsten Umbruch. Er, der als Spieler (2010, 2012) wie als Trainer (2020) in Köln triumphierte, steht gehörig unter Druck.
    Pleiten wie zuletzt beim VfL Gummersbach (29:40), die der Tscheche als "Schande" bezeichnete, verstören den erfolgsgewohnten Kieler Anhang. All diese dunklen Flecken in der Vereinsgeschichte aber würden mit einem Titel in Köln getilgt.

    Jeder meiner Spieler muss über seine Grenzen gehen.

    Filip Jicha, Cheftrainer

    THW-Legende Ekberg glaubt ebenfalls an eine Chance, das Turnier zu gewinnen. "Das Final Four lebt sein eigenes Leben. Das ist ein Modus, der für Überraschungen gemacht ist. Was davor war, ist irrelevant."

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