In der DEL stand Lukas Kälble (r.) zuletzt für die Pinguins Bremerhaven auf dem Eis. Zur kommenden Saison wechselt er zu den Adlern Mannheim. (Archivbild)
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Als das deutsche Eishockey-Team vor gut einem Jahr ins WM-Finale stürmte, war Lukas Kälble anderweitig beschäftigt. In Nordamerika liefen die Play-offs, und da war der kantige Verteidiger gefragt. Allerdings nicht in der Eliteliga NHL, nicht mal in der zweitklassigen AHL, sondern noch eine Stufe tiefer in der ECHL.
Kälble spielte damals bei den Florida Everblades, und obwohl er mit ihnen 2023 seine zweite Meisterschaft gewann, bekam das in der Heimat kaum jemand mit. Was interessiert schon eine dritte Liga am anderen Ende der Welt? Und wer ist eigentlich Lukas Kälble? Selbst für regelmäßige Eishockey-Beobachter war das nicht viel mehr als ein Name.
Kälbles Tor ebnet Weg zum Sieg gegen Slowakei
Am Freitagabend im tschechischen Ostrava war das nun anders. Auf dem Weg vom Eis in die Kabine musste der 26-Jährige an so gut wie jedem Mikrofon halten, um den
6:4-Sieg gegen die Slowakei zum Auftakt der 87. Weltmeisterschaft zu erklären. Und vor allem: sein Tor zum 3:2, das dem deutschen Team den Weg geebnet hatte.
"Augen zu und draufhauen", beschrieb Kälble seinen Treffer dann mit einem Lächeln im Gesicht. Was auch insgesamt zu diesem wilden Spiel gepasst hatte, diesem ständigen Hin und Her mit zehn Toren, zwei Videobeweisen, harten Zweikämpfen und fliegenden Fäusten.
Ungewohnter Druck fürs DEB-Team
Der WM-Start ist also geglückt für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB), die ja mit ungewohntem Druck angereist war. Nach Silber im Vorjahr sind die Erwartungen enorm gestiegen. Da schien der Spielplan eher ungünstig. Erst der Olympiadritte von 2022, dann zwei Gold-Kandidaten. Gleich diesen Samstag (20:20 Uhr) geht es gegen die
USA weiter, am Montag (20:20 Uhr) wartet
Schweden.
Da brauchte es zum Auftakt Punkte. Und die gab es - obwohl die slowakische Topreihe um NHL-Star Juraj Slafkovský die Deutschen vor immer neue Probleme stellte. Weswegen Kapitän Moritz Müller durchaus Luft nach oben sah. Aber insgesamt sei das eine "sehr gute Teamleistung" gewesen.
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Torhüter Grubauer wehrte 35 Schüsse ab
Das war sie in der Tat, aber es brauchte auch Einzelne. Torhüter Philipp Grubauer zu Beispiel, der 35 Schüsse abwehrte. "Der Grubi hat die Tür zugemacht", lobte Marc Michaelis. Zudem schoss das DEB-Team "zum richtigen Zeitpunkt die Tore", sagte Bundestrainer Harold Kreis.
Schon die ersten Tore im zweiten Drittel kamen in einer Phase, in der auch die Slowaken hätten treffen können, sich aber unnötige Strafen leisteten. Dominik Kahun und Jonas Müller schossen in Überzahl ein 2:0 heraus. Zwar stand es kurz später 2:2, aber dann kam Kälble. Und auch im letzten trafen die Deutschen, wenn es nötig war: Michaelis früh zum 4:2, Leo Pföderl nach dem erneuten Anschluss der Slowaken zum 5:3, Tobias Eder in der hektischen Schlussphase zur Entscheidung.
Lukas Kälble: Erst mit 24 Jahren Eishockey-Profi
Das wichtigste Tor aber war das von Lukas Kälble. Also von einem, den vor einem Jahr kaum jemand genauer kannte. Zwar hatte der gebürtige Mannheimer in der Jugend mehrere Titel mit den Jungadlern gewonnen, aber dann ging er halt in die USA, spielte lange am College, wurde erst mit 24 Jahren Profi.
Erst zuletzt ging alles "sehr schnell", blickte er am Freitag zurück. Vor dieser Saison wechselte Kälble nach Bremerhaven. Und war einer der Gründe, warum der
Außenseiter ins DEL-Finale kam. Kein Wunder, dass das Topteam aus Mannheim Kälble nun zurückgeholt hat.
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Erstes WM-Spiel, erstes WM-Tor
Auch Bundestrainer Harold Kreis ist angetan, nahm den Verteidiger mit zur WM. Und dort ging es nun so weiter: erstes Spiel, erstes Tor, dazu ein Pfostenschuss, gute Defensivaktionen und ein herausragender Pass, der das 4:2 einleitete. "Ich bin gerade überglücklich", sagte Kälble danach.
Ob er das am Samstagabend auch sein wird? Die Hürde wird noch mal höher, die Amerikaner sind mit zahlreichen NHL-Stars angereist. Solche, die Kälble jahrelang am Bildschirm bewunderte. Er selbst spielte ja nur in der dritten Liga.