Nach Niederlage gegen Frankreich: DHB-Team mit Mut nach Köln
Nach Niederlage gegen Frankreich:Deutsche Handballer mit Mut nach Köln
von Erik Eggers
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Nach der 30:33-Niederlage gegen Frankreich starten die deutschen Handballer mit 0:2-Punkten in die EM-Hauptrunde. Sie bauen nun auf Köln, das Mekka des deutschen Handballs.
Die deutschen Handballer sind gegen Frankreich gut im Spiel. Zu viele Fehler zum Ende beider Halbzeiten münden aber in einem 30:33. 16.01.2024 | 4:48 min
An Andreas Wolff hatte es nicht gelegen. Der Torwart der deutschen Handballer hatte sich gegen Frankreich erneut in Topform gezeigt und dem Gegner viele Bälle weggenommen, seine Fangquote betrug 36 Prozent. Auf dieser Basis hatte sein Team einen Viertore-Rückstand aufgeholt und elf Minuten vor Schluss sogar geführt. Und dennoch hatte es nicht gereicht. "Wir haben nach den Sternen gegriffen", bilanzierte der Keeper die dramatischen 60 Minuten. "Aber dann haben wir einen Tritt verpasst."
Hypothek von 0:2-Punkten
Die ernüchternde 30:33 (15:17)-Niederlage gegen den Olympiasieger dämpfte die Euphorie auf den Rängen der mit 13.571 Fans ausverkauften Berliner Arena. Damit starten die deutschen Handballer mit der Hypothek von 0:2-Punkten in die in Köln stattfindende Hauptrunde der 16. Europameisterschaft. "Wir werden weiter Gas geben und an uns glauben, bis es zu Ende ist", versicherte Spielmacher Juri Knorr.
Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason steht nun gehörig unter Druck. Wenn es das erklärte Ziel Halbfinale erreichen will, muss es nun mutmaßlich alle vier Partien gewinnen. Erster Hauptrundengegner ist am Donnerstag Island, es folgen das Überraschungsteam aus Österreich, Ungarn und Kroatien. Hoffnung macht den Spielern der neue Standort.
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Deutsche Handballer haben nun Gegner auf Augenhöhe
Tatsächlich verfügen alle diese Gegner nicht über die sagenhafte Kader-Qualität der Franzosen. "Ich bin überzeugt, dass wir diese Spiele gewinnen", sagte Linksaußen Lukas Mertens, vor ihnen stünden nun Gegner auf Augenhöhe. Aber wenn der Halbfinaleinzug gelingen soll, wird der Bundestrainer die Lasten breiter verteilen müssen.
Gegen Frankreich ließ Gislason seine wichtigsten Profis nahezu durchspielen. Kapitän Johannes Golla kämpfte nicht nur am gegnerischen Kreis um jeden Zentimeter, er spielte auch im Zentrum der deutschen Defensive durch. Das gleiche galt für den Halblinken Julian Köster, der über 50 Minuten auf dem Feld stand, sowie für Regisseur Knorr. "Am Ende war der eine oder andere Spieler müde", analysierte der Bundestrainer nach der Partie.
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Rückraum mit wenig Durchschlagskraft
Tatsächlich hatte der deutsche Angriff zunehmend Probleme mit der starken französischen Abwehr, weil diese sich an den eigenen Kreis zurückzog und damit den deutschen Kreisläufern kaum Räume erlaubte. Eine Strategie, die aus der mangelnden Durchschlagskraft des deutschen Rückraums resultiert.
Das war der grundlegende Unterschied zum Rückraum der Franzosen, bei denen Stars wie Dika Mem, Nedim Remili oder Prandi "extrem viel Druck" (Gislason) entwickelten und damit die deutsche Abwehr zwangen, offensiver zu decken - und damit den nötigen Platz für den starken Kreisläufer Ludovic Fabregas schufen.
Zu viele Fehlpässe bei DHB-Team
Der einzige deutsche Profi, der im Sprungwurf die nötige Wucht und Wurfstärke auf der halblinken Königsposition mitbringt, ist Sebastian Heymann. Ihn brachte Gislason in der entscheidenden Phase, und tatsächlich erzielte der Göppinger in der 49. Minute die umjubelte 27:26-Führung. Aber im Anschluss kam der 25-Jährige nur noch zu Abschlüssen in höchster Bedrängnis, weshalb er beim Stand von 27:27 dreimal in Folge scheiterte.
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Das zweite Gruppenspiel der DHB-Auswahl live auf sportstudio.de:
Schweiz - Deutschland, 17. Januar, 20:30 Uhr
Die vielen Fehlpässe an den Kreis, die die Franzosen mit Schnellangriffen brutal bestraften, waren ebenfalls eine Folge der fehlenden Wucht im deutschen Rückraum. Denn auch der Routinier im halbrechten Rückraum, Kai Häfner, entwickelt vor allem mit Durchbrüchen Torgefahr. Das war der Unterschied zu den Franzosen, die neben Mem und Remili mit Melvyn Richardson einen weiteren Shooter besitzen.
DHB-Team weiter zuversichtlich
Das alles ist keine neue Erkenntnis, eine Niederlage gegen den Topfavoriten Frankreich war vor dem Turnier einkalkuliert worden. Den Mut haben die deutschen Spieler daher nicht verloren. "Wir haben noch alle Chancen", sagte Köster vor dem Umzug in seine Heimatstadt Köln. Genauso sah es Wolff. Die Niederlage, meinte der Keeper, sei "kein Weltuntergang".