Wird es ein vorzeitiges Titelrennen? Rekordmeister Bayern empfängt den aktuellen Meister Leverkusen zum 5. Spieltag.
Quelle: AFP
Entspannt wirkte Vincent Kompany am Freitag, und auch der Hinweis auf die Fehler seines Innenverteidiger-Duos Min-jae Kim und Dayot Upamecano in der Vergangenheit konnte den neuen Trainer des
FC Bayern nicht aus der Ruhe bringen. Vielmehr lachte der Belgier über das Wort "Patzer", das er sich erst einmal übersetzen lassen musste.
Seine selbstbewusste Ansage danach vor dem Gipfeltreffen zwischen seiner Mannschaft des FC Bayern und Meister
Bayer Leverkusen am Samstagabend: "Ich würde gerne jede Woche dieses Spiel machen."
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Dass sie in München betont gelassen auf ihr erstes echtes Topspiel der Saison blicken, auf ihre Meister-Prüfung, liegt an jenem Selbstvertrauen, das sie durch ihre sechs Siege mit 29:5-Toren in ihren bisher sechs Pflichtspielen zurückgewonnen haben.
Durch die erste titellose Saison seit 2012 hatte ihr typisches Selbstbewusstsein zuvor arg gelitten. Vorm Vergleich mit dem Tabellenzweiten ist das selbstgewisse Mia san mia beim Ersten FC Bayern aber wieder zu spüren.
Müller: Dominanz in neuer Dimension
Besonders deutlich wurde das auch durch
Thomas Müllers Bestandsaufnahme. "Sicherlich waren auch in den letzten Jahren immer mal wieder gute Spiele dabei. Aber ich glaube, gerade diese Dominanz, dieses Beherrschen des Gegners, das ist schon wieder neu", sagte der 35 Jahre alte Offensivspieler. Wie man Kompanys forsche Spielweise mit Leben fülle, sei etwas, "das längere Zeit nicht in dieser Dimension da war", befand Müller.
Der Routinier schickte damit nicht nur Grüße an Kompanys Vorgänger
Thomas Tuchel und Vorvorgänger
Julian Nagelsmann, die auf den Sextuple-Trainer Hansi Flick gefolgt waren. Müller sendete auch die Botschaft, das die Bayern gerade auf dem Weg zurück sind zu ihrem Selbstverständnis.
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Kimmichs Ansage
Müllers Expertise hat Gewicht. Schließlich verfügt der Rekordspieler des Vereins über die meisten Vergleichswerte aus eigener Anschauung. Seinen ersten Profieinsatz beim FC Bayern erlebte er 2008. Und auch die Kollegen wie Joshua Kimmich, immerhin seit 2015 im Verein und damit seit der letzten Saison unter Kompanys Mentor Pep Guardiola, wirken sehr optimistisch.
"Wenn man auf diese Art und Weise gewinnt, gibt einem das natürlich Vertrauen in die eigene Stärke. Und das werden wir am Samstag zeigen", sagte Kimmich nach dem jüngsten 5:0-Sieg in Bremen beim Besuch der Mannschaft auf dem
Oktoberfest am vergangenen Sonntag.
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Werden die Bayern überrumpelt?
Doch natürlich wissen sie beim FC Bayern, dass gegen die spielstarken Leverkusener die erste echte Nagelprobe für Kompanys intensiven Draufgängerstil ansteht. Die Frage wird sein, ob es Alonsos Elf gelingt, sich dem Pressing der Bayern spielerisch zu entziehen und die sehr hoch stehende Abwehr mit Kim und Upamecano zu überrumpeln. Selbst dem international allenfalls zweitklassigen Zagreb war das zuletzt beim 9:2 gelungen.
Das weiß auch Kompany, grundsätzlich ändern will er aber nichts, egal ob es gegen Kiel oder Leverkusen geht. "Ich glaube, Bayern muss immer sein Spiel durchdrücken. Wenn uns eine Mannschaft daran hindert, dann Hut ab", sagte er. Gegen Leverkusen, die "beste Mannschaft der letzten zwölf Monate", sei "jedes Szenerio möglich", aber er hoffe auf einen "ganz besonderen Fußballtag" für den FC Bayern.
Wunschkandidat Alonso? Kompany: "Völlig egal"
Ob er auch beweisen wolle, dass er die bessere Wahl sei, nachdem Alonso Bayerns Wunschkandidat als Tuchels Nachfolger war? "Überhaupt nicht", sagte Kompany amüsiert. "Es sieht immer so aus, als ob alle ein außergewöhnliches Ego haben", aber für ihn gelte: "Das ist mir alles völlig egal."
Er finde es gut, wenn ein Kollege ganz oben sei. Nun arbeite er für den maximalen Erfolg. Kompany sagte: "Ich möchte auch gerne meinen Weg gehen, und ich werde alles dafür tun." Es war einer jener Momente, in den er nicht lachte.
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von Maik Rosner