Neujahrsempfang der DFL: Streit um Verteilung der TV-Gelder
Neujahrsempfang der DFL:Scharfe Trennlinien beim Streit um TV-Gelder
von Frank Hellmann
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Die Harmonie beim Neujahresempfang des deutschen Profifußballs wirkt gespielt. Beim Streit um die Verteilung der Fernsehgelder zeigt sich die Kluft in der Bundesliga.
Die DFL steht vor großen Herausforderungen: Hans-Joachim Watzke (Mitte), mit den beiden DFL-Geschäftsführern Marc Lenz (r.) und Steffen Merkel
Quelle: dpa
Als sich die illustre Gästeschar am Donnerstagabend aus dem Gesellschaftshaus im Frankfurter Palmengarten wieder auf den Heimweg machte, fragte sich so manch einer, was von diesem Neujahrsempfang der Deutschen Fußball-Liga (DFL) denn hängen bleiben würde.
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DFL: Viele Herausforderungen stehen an
Einig waren sich Stammbesucher dieses Stelldicheins der Fußball-Prominenz, dass insbesondere Hans-Joachim Watzke als Aufsichtsratsvorsitzender eine Chance hatte verstreichen lassen.
In seiner oberflächlichen Rede kamen keinerlei Zukunftspläne oder Visionen zur Sprache. Dass der Vorstandsboss von Borussia Dortmund die gelungene Heim-EM oder die internationalen Erfolge, insbesondere den Einzug seines kriselnden BVB ins Champions-League-Finale, anführte, um von einem "guten Jahr für den deutschen Fußball" zu sprechen, hätte jeder ohne Redevorlage hinbekommen. Warum aber nicht mal die vielen Herausforderungen thematisieren?
Nur ein politischer Schlenker
Ein Vakuum, das anschließend auch die DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel nicht zu füllen wussten. Der langjährige DFL-Boss Christian Seifert hatte gerade diese Veranstaltung genutzt, um den Ligaverband strategisch zu positionieren - hatte dem DFB, UEFA oder FIFA mal die Leviten gelesen oder der Liga selbst, wenn das internationale Abschneiden nicht passte.
Oft genug bekam auch die Politik vom spitzzüngigen Seifert, der inzwischen für die Streaming-Plattform Dyn arbeitet, ihr Fett weg. Immerhin den politischen Schlenker versuchte Watzke, als der 65-Jährige vor der Bundestagswahl empfahl, mehr auf den Wähler einzugehen.
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Man dürfe den "moralischen Zeigefinger nicht pausenlos" benutzen und nicht "immer nur das Instrument der Belehrung und der Bevormundung" einsetzen. Dann würden auch jene Menschen wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückkehren, die man verloren habe, so Watzke, der langjähriges CDU-Mitglied ist.
Kleinere Klubs bemängeln Ungleichgewicht
Klang nicht verkehrt, doch besser wäre es, wenn seine eigene Institution ein gutes Vorbild wäre. Ist die DFL aber gerade nicht. Exemplarisch zeigt sich das beim Streit um eine andere Verteilung der Fernsehgelder, um das große Ungleichgewicht in der Liga vielleicht ein bisschen aufzuheben.
Insbesondere kleinere Klubs haben den Vorschlag unterbreitet, künftig internationale Erlöse von rund 200 bis 300 Millionen Euro nach demselben Schlüssel zu verteilen wie die nationalen Einnahmen von 1,121 Milliarden Euro.
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Watzke lobte zwar die "sehr konstruktive Diskussion" auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung, doch Sitzungsteilnehmer berichteten von einer Kontroverse, bei der keine Verständigung möglich ist.
Kritik von Bochums Manager Kaenzig
Der Ligaverband als Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der die mächtigen Klubs den Ton setzen. Im neunköpfigen Präsidium gelten Sprecher Watzke, Finanzfachmann Michael Diederich (FC Bayern) gemeinsam mit Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg) als überaus durchsetzungsstark. Ilja Kaenzig vom VfL Bochum machte das sehr deutlich:
Da gibt sich ein Liga-Manager keinen Illusionen hin, dass die Großen zu Kompromissen bereit sind, wenn Ende Januar entschieden wird, wie die Medienerlöse die nächsten vier Jahre verteilt werden. Dem Vernehmen nach wird wohl demnächst die Verteilungssäule "Interesse", nach der bislang ohnehin nur drei Prozent der TV-Gelder fließen, geringfügig erhöht.
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Doch an grundsätzlichen Unterschieden wird nicht gerüttelt: Bayern München kassiert aktuell rund 97,5 Millionen Euro aus nationaler und internationaler Vermarktung, Werder Bremen knapp 47 Millionen Euro und Holstein Kiel hingegen nur 32,7 Millionen Euro. Die zweite Liga bekommt 20 Prozent der Einnahmen - ein höherer Anteil steht dem Vernehmen nach nicht auf der Agenda.