Tuchel und die Bayern: Meisterdämmerung! Trainerdämmerung?

    Kommentar

    Tuchel und die Bayern:Meisterdämmerung! Trainerdämmerung?

    ZDF-Reporter Oliver Schmidt
    von Oliver Schmidt
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    "Leverkusen, Lazio, Lochum!" Das heiter bis spöttische Plakat der Bochum-Fans bringt die bayerische Tristesse auf den Punkt. Erst der Titel futsch - und bald Trainer Thomas Tuchel?

    Münchens Cheftrainer Thomas Tuchel klopft seinem Spieler Joshua Kimmich während der Auswechslung auf die Schulter.
    Wechselstimmung in Bochum: Bayern-Trainer Thomas Tuchel mit Joshua Kimmich (re.).
    Quelle: dpa

    Erst im elften Monat Coach ist die sportliche Bilanz schon niederschmetternd. Drei Niederlagen innerhalb von acht Tagen gegen Leverkusen, Lazio Rom und Bochum. Als es das zum letzten Mal gab, waren es sogar vier - vor fast neun Jahren unter Pep Guardiola. Allerdings waren die Bayern da bereits Meister und schafften es ins Halbfinale von Pokal und Königsklasse.
    Takuma Asano, BO Torschuss 1:1.
    Die Meisterschaft ist fast futsch, die Krise beim FC Bayern hat sich durch das 2:3 gegen VfL Bochum verschärft: Dritte Niederlage und zweiter Platzverweis für Upamecano in Folge.19.02.2024 | 9:58 min

    In der Champions League droht das Aus

    Die Tuchel-Bajuwaren haben den ziemlich bedeutungslosen Supercup gegen Leipzig verloren, sind in Tuchels Schaffenszeit zweimal im Pokal rausgeflogen (peinlich früh in Saarbrücken). Und in der Champions League droht wieder das vorzeitige Aus, diesmal sogar selten früh im Achtelfinale gegen Außenseiter Lazio Rom.
    In der Bundesliga gibt es einen Acht-Punkte-Rückstand auf bisher ungeschlagene Leverkusener, bei denen im Gegensatz etwa zum BVB der Meistermut ausgeprägter ist als die Versagensängste im Titelrennen. Mögliches Szenario: In den Trainertagen von Tuchel holt der erfolgsverwöhnte Klub von der Säbener Straße nur eine von sieben möglichen Trophäen! Das späte Meisterglück in Köln im vergangenen Jahr war einer der wenigen Momente in dem das gefürchtete "Mia san mia" unter Tuchel aufblitzte.

    Verkorkste Matchpläne unter Tuchel

    Ergebnisse lügen nicht. Und für diese trägt Thomas Tuchel die sportliche Verantwortung: Die oft öffentliche Ratlosigkeit über die Diskrepanz zwischen Trainings- und Spielqualität, manch' verkorkster Matchplan (Rechtsverteidiger Boey auf links in Leverkusen) oder die selten überzeugenden Auftritte über die komplette Spieldauer (etwa beim 4:0 gegen wehrlose Dortmunder).
    Viele Spieler stagnieren in ihrer Entwicklung, andere fallen nach Formhoch ins obligatorische Tief. Newcomer wie etwa Aleksandar Pavlovic bleiben die Ausnahme. Die Fehler- und Mängelliste ist reichhaltig - unabhängig von offensichtlichen bis hin zu möglichen internen wie externen Reibereien.

    Tuchel-Rauswurf alternativlos?

    Ein Trainerwechsel würde kurzfristig sicher die Chance erhöhen, neue Kräfte freizusetzen. Für die Bundesliga höchst wahrscheinlich zu spät, für eine Champions League über das Achtelfinale hinaus vielleicht gerade noch rechtzeitig?
    Franzi Müllers
    ZDF-Reporterin Franziska Müllers über die aktuelle Situation des FC Bayern, die Trainerdiskussion und mögliche Nachfolger.19.02.2024 | 2:55 min
    Der Rauswurf also alternativlos? Nein! Denn auch Tuchel ist nicht als Erster Leidtragender dieser Mannschaft. Zu viele beim FC Bayern haben sich anscheinend satt gesiegt und verdient. Wenn Trainer (wie ja auch Julian Nagelsmann oder Niko Kovac) immer wieder diese bayerische "Kabine verlieren", kann natürlich - immer wieder - der Trainer ausgetauscht werden. Aber vielleicht sollten Bayerns Mächtige lieber mal genau diese Kabine feucht durchwischen oder besser durchkärchern.

    Kane titellos, Kimmich überehrgeizig?

    Es fehlt an Weltklasse auf exponierten Positionen: der von Tuchel lange und vehement geforderte, von den Chefs aber zu spät angegangene Transfer eines Defensiv-Sechsers, oder auch über jeden Zweifel erhabene Verteidiger.
    Die Lewandowski-Lücke wurde immerhin mit einem Jahr Verspätung gestopft. Harry Kane liefert Tore, und droht doch, wie schon in Tottenham, titellos zu bleiben.
    Nur ein Beispiel, aber vielleicht das Musterbeispiel des Personalspagats zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Joshua Kimmich steht für Überehrgeiz und Underperformance.

    Bayern-Bosse lagen häufig falsch

    Unabhängig von der Antwort auf die Trainerfrage: Der FC Bayern München benötigt den vielleicht größten Umbruch, den es jemals an der Säbener Straße gab - über den kurzfristigen Effekt des puren Trainerwechsels hinaus. Der aktuelle Kader gibt kein homogenes Gebilde ab. Trainer- und Transferfragen wurden in den vergangenen Jahren von den jeweils "regierenden bayerischen Machthabern" zu häufig falsch beantwortet.
    Ob mit oder ohne Tuchel: Dem FCB droht die erste titellose Saison seit zwölf Jahren (2012 Vizemeister, Pokalfinalist und Champions-League-Endspiel "dahoam"). Und akut die Fortsetzung der "Lost-Serie" Leverkusen, Lazio, "Lochum" und - nächsten Samstag - Leipzig?

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