Deutsches Basketball-Talent:Johann Grünloh: Zwischen Abi und Nationalteam
von Susanne Rohlfing
|
Johann Grünloh vom Bundesliga-Aufsteiger Rasta Vechta ist erstmals im Nationalteam dabei. Der 18-Jährige gilt als deutsches Basketball-Talent und künftiger NBA-Spieler.
Mit 18 Jahren schon Leistungsträger eines Bundesligisten: Johann Grünloh
Quelle: imago/Nordphoto
Das Abitur ist eine große Sache im Leben junger Menschen. Danach beginnt der Ernst des Lebens, heißt es. Für Johann Grünloh hat der Ernst seines Basketballer-Lebens allerdings ganz unverhofft schon vorher begonnen. Und so gerät sein letztes Schuljahr für den 18-Jährigen zur etwas lästigen Nebensache.
Auf den Spuren von Dirk Nowitzki
Wie soll man sich auch aufs Pauken für Klausuren konzentrieren, wenn man zur Basketball-Nationalmannschaft eingeladen wird und womöglich im Weltmeister-Team um die EM-Qualifikation spielen darf?
Deutschlands Basketballer landen einen der größten Coups in der nationalen Sportgeschichte. Das Team von Bundestrainer Gordon Herbert schlägt Serbien und ist Weltmeister.
Über Johann Grünloh heißt es, er wandele auf den Spuren von Dirk Nowitzki. Der 2,11-Meter-Lulatsch gilt als Megatalent, das es über eher kurz als lang in die NBA schaffen werde.
Keine Zeit für Lobeshymnen und Grübeleien
Die Lobeshymnen und Verheißungen für seine Zukunft tut Grünloh allerdings noch mit dem etwas wortkargen Gegrummel eines Teenagers ab. Klar, das fühle sich gut an, sagt er, das gebe Selbstbewusstsein: "Aber ich versuche, das auszublenden."
Grünloh hat ohnehin nicht viel Zeit für Grübeleien. In der vergangenen Woche gewann er zunächst am Mittwochabend ein Bundesligaspiel mit seinem Klub Rasta Vechta in Rostock, dann schrieb er am Donnerstagmorgen eine Klausur in seinem Geschichts-Leistungskurs, und am Sonntag reiste er nach Ludwigsburg zu seinem ersten Treffen mit der Männer-Nationalmannschaft.
Grünloh ordnet dem Sport alles unter
Am kommenden Donnerstag und Sonntag stehen zwei Spiele in der Qualifikation für die EuroBasket 2025 an. Die Deutschen spielen zunächst in Ludwigsburg gegen Montenegro und dann in Botevgrad gegen Bulgarien. Stressig? "Ja", sagt Grünloh, "aber ich habe es mir so ausgesucht, jetzt muss ich das noch durchziehen mit der Schule."
Dem Sport ordnet Grünloh bedingungslos alles unter, seit er mit 16 Jahren in Vechta in eine Gastfamilie zog, um sich und seinen Eltern die Pendelei aus seinem Heimatort Löningen zu ersparen, 45 Minuten hin und 45 Minuten zurück.
Feste Größe bei Bundesligist Vechta
Der Youngster habe sich im vergangenen Jahr rasant zum Leistungsträger entwickelt. Wohlgemerkt: zum Leistungsträger eines Bundesliga-Aufsteigers, der als aktuell Tabellenfünfter auf eine Playoff-Teilnahme zusteuert. Am Durchmarsch des Teams aus der ersten Regionalliga in die Bundesliga sei Grünloh entscheidend beteiligt gewesen, sagt Gruhn.
Basketball-Weltmeister zu Gast im Studio: Gordon Herbert, Isaac Bonga, Niels Giffey, Justus Hollatz, Dennis Schröder, Johannes Thiemann, Johannes Voigtmann sowie den Wagner-Brüdern.16.09.2023 | 97:17 min
Ebenso am Aufstieg des Farmteams in die Zweite Bundesliga ProA. Auch in Vechtas U19 mischt Grünloh mit und mit dem deutschen Nachwuchsteam hat er bei der U18-EM 2022 Bronze gewonnen.
Grünloh braucht mehr Körpergewicht
Er hat auch andere Sorgen. Zum Beispiel die Sache mit dem Körpergewicht. "Da zuzulegen, ist jetzt das A und O für mich", sagt Grünloh. Der Schlacks braucht mehr Masse, um von der internationalen Konkurrenz nicht auf dem Spielfeld herumgeschoben zu werden wie eine junge Birke im Auge eines Orkans.
Tabellenführer Niners Chemnitz ist das Überraschungsteam in der Basketball-Bundesliga. Der Erfolg ist kein Zufall, sondern fußt auf klaren Plänen und viel Herzblut.
von Ullrich Kroemer
Bei seinem Pensum habe er aber schon Probleme, überhaupt genug zu essen, um die verbrauchte Energie auszugleichen, sagt Grünloh. Jede Extra-Kalorie, mit deren Hilfe er beim vier Mal pro Woche absolvierten Krafttraining Muskelmasse ansetzten will, ist hart erkämpft.
Coach: "Keine Star-Allüren bei Johann zu erkennen"
Jetzt will Grünloh erstmal "viel mitnehmen" von seinem Ausflug zur Nationalmannschaft, auch wenn ein Großteil der Weltmeister wegen Verpflichtungen in der NBA oder der Euroleague nicht dabei sein wird.
In der kommenden Saison will er weiter in Vechta spielen. Da habe er das Vertrauen der Trainer, sagt der 18-Jährige. Er geht seinen Weg zielstrebig, aber offenbar nicht übereilt. "Es gibt keine Anzeichen von Star-Allüren bei Johann", sagt Vechtas Nachwuchscoach Gruhn.