Andres Escobar: Vor 30 Jahren Tod nach Eigentor

    Vor 30 Jahren:Andres Escobar: Tod nach Eigentor

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    Am Dienstag vor 30 Jahren wurde Andres Escobar erschossen. Wahrscheinliches Motiv: Zehn Tage zuvor war ihm bei der WM 1994 ein Eigentor unterlaufen.

    Andres Escoba
    Im 50. Länderspiel unterlief Andres Escobar ein Eigentor, das ihm womöglich das Leben gekostet hat.
    Quelle: Imago / USA Today Network

    Auch 30 Jahre nach dem Mord an Andres Escobar ist der 2. Juli kein normaler Fußballtag. Nicht damals, als bei der WM in den USA das Achtelfinale Deutschland gegen Belgien (3:2) mit einer Schweigeminute begann. Nicht heute, wenn bei der Copa America an gleicher Stätte am Dienstag Kolumbien auf Brasilien trifft.

    Escobar zehn Tage nach Eigentor ermordet

    Die Tat bleibt unbegreiflich, die Schüsse hallen nach. Zehn Tage, bevor ihn sechs Kugeln aus dem Leben rissen, hatte Kolumbiens damaliger Kapitän die 1:2-Niederlage gegen WM-Gastgeber USA mit einem Eigentor eingeleitet.
    Die hoch gewetteten Cafeteros scheiterten anschließend in der Gruppenphase. Der 27-Jährige wurde zum Sinnbild eines nationalen Desasters. Drogenkartelle und bewaffnete Milizen hielten damals Kolumbien im Würgegriff. Mit dem Drogenboss Pablo Escobar hatte Andres nur den Namen gemein.

    Kolumbiens fußballerische Blütezeit

    Der Fußball war für das Volk zwischen Karibik und Pazifik ein Ventil, die Nationalelf, die 1993 in 18 Spielen ungeschlagen blieb, der ganze Stolz. Und Idole wie Carlos Valderrama mit seiner Löwenmähne oder Faustino Asprilla, immerhin Sechster bei der Weltfußballer-Wahl, fanden auch jenseits der Landesgrenzen Anerkennung.
    So reiste die kolumbianische Mannschaft als Geheimfavorit zur WM - und mit Escobar als Kapitän. Der Innenverteidiger, wegen seiner eleganten und stets fairen Spielweise "El Caballero" (Gentleman) genannt, hatte für 1994 die Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin geplant, ein Wechsel nach Italien war ausgehandelt.

    Drogenbosse setzen Nationalcoach unter Druck

    Doch dann lief schon zum Auftakt mit dem 1:3 gegen Rumänien alles falsch. Das Chaos nahm seinen Lauf: Drogenbosse riefen bei Nationaltrainer Francisco Maturana an, wollten Akteure ihrer Klubs in der Startelf sehen. Im Spielerhotel trafen Morddrohungen ein.
    Als Escobar zur zweiten Partie - sein 50. Länderspiel - auflief, war die ganze Anspannung in seinem Gesicht abzulesen. Dann brach im Glutofen Rose Bowl in Pasadena die 34. Minute an. Die USA eroberten den Ball im Mittelfeld, ein Flachpass rauschte von links in den Strafraum. Escobar grätschte dazwischen, lenkte den Ball unglücklich vom Elfmeterpunkt ins eigene Netz ab.

    Sechs Schüsse auf Andres Escobar

    "La vida no termina aqui." Das Leben endet nicht hier, schrieb Escobar nach dem unerwarteten WM-Aus, das auch ein abschließendes 2:0 gegen die Schweiz nicht verhindern konnte, in einer Zeitungskolumne.
    Aber er irrte sich. In den frühen Morgenstunden des 2. Juli 1994 verließ er eine Diskothek am Stadtrand Medellins, wurde schon im Auto sitzend von zwei Männern zur Rede gestellt, ehe eine dritte Person herbeieilte und sofort sechs Schüsse aus kurzer Nähe abgab. Das blutige Ende eines Wortgefechts.
    Humberto Munoz Castro wird von der kolumbianischen Polizei abgeführt. Später wird er wegen des Mordes an Andres Escobar zu 43 Jahren Haft verurteilt, kommt aber nach elf Jahren wegen guter Führung frei.
    Humberto Munoz Castro wird von der kolumbianischen Polizei abgeführt.
    Quelle: dpa

    Der Täter, Humberto Muñoz Castro, war Chauffeur zweier Brüder, auf deren Beschimpfung Escobar reagiert hatte und die eng mit Drogenkartellen verbandelt waren. "Danke für das Eigentor!", soll der Täter vor den Schüssen gerufen haben. Andere hörten das Wort "Gooooooool!". Die Quellen widersprechen sich. Aber auch über einen Racheakt der Wettmafia, die mit den WM-Pleiten viel Geld verloren hatte, wurde spekuliert.
    Muñoz Castro wurde zu 43 Jahren Haft verurteilt und im Jahr 2005 wegen guter Führung nach elf Jahren entlassen.

    Nach Entführung in Kolumbien
    :Vater von Liverpool-Profi Diaz freigelassen

    Der Vater des kolumbianischen Liverpool-Profis Luis Diaz ist wieder frei. Der von der Guerillaorganisation ELN entführte Luis Manuel Diaz ist nach fast zwei Wochen in Sicherheit.
    Eine Person verlässt das Haus der Familie des kolumbianischen Fußballspielers Luis Diaz, Kolumbien 28.10.2023.
    Immerhin: Kolumbiens Fußball begann eine Säuberungsaktion. Ohne Drogenbarone im Hintergrund erfüllen heute Stars wie James Rodriguez (einst Real Madrid und Bayern München) und Luis Diaz (FC Liverpool) die Nation wieder mit Stolz. Am Dienstag spielt gegen Brasilien dann auch Andres Escobar im Geiste wieder mit.
    Quelle: SID

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