Vor Handball-EM - Gislason: Das Wichtigste kommt zuerst
Handball-Bundestrainer zur EM:Worauf Gislason jetzt den Fokus legt
von Erik Eggers
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Handball-Bundestrainer Alfred Gislason hat seinen EM-Kader nominiert. Überraschend dabei: Martin Hanne. Wer noch dabei ist - und warum Gislason nur auf das Eröffnungsspiel schaut.
Hat vor der Heim-EM noch zwei Spiele, um seine Mannschaft zu testen: Handball-Bundestrainer Alfred Gislason.
Quelle: dpa / Sven Hoppe
Alfred Gislason, 64, hat schon alles erlebt im professionellen Handball. Er war Profi beim TuSEM in Essen und im baskischen Irun, als Coach gewann er mit dem SC Magdeburg und dem THW Kiel die Champions League.
Gislason: Nahziel Eröffnungsspiel
Und weil er bei WM 2007 in Deutschland Island als Trainer dabei war, ist ihm völlig bewusst, welch enorme Aufmerksamkeit bei der am 10. Januar beginnenden Heim-Europameisterschaft auf den deutschen Handball zukommen wird:
Nach seinen Zielen gefragt, will er nicht zu weit vorausschauen: "Viele haben darüber geredet, was unsere Träume sind", sagt der Isländer, als er seinen Kader für das Großevent vorstellt. Auch er sei zuversichtlich. Statt großer Worte aber ist ihm die erste Tat wichtiger:
Alfred Gislason hat für die Handball-EM fünf Turnier-Debütanten berufen. Neben vier aktuellen U21-Weltmeistern nominierte der Bundestrainer auch Martin Hanne (Hannover-Burgdorf).
Auftaktspiel vor 54.000 Zuschauern
Am 10. Januar, 20.45 Uhr (ZDF live ab 20.30 Uhr), geht es zum EM-Auftakt in Düsseldorfs Fußballarena gegen die Schweiz, vor einer Rekordkulisse mit 54.000 Zuschauern. Es folgen die Gruppenspiele in Berlin gegen Nordmazedonien und den Titelfavoriten Frankreich.
Die beiden besten Teams reisen dann weiter zur Hauptrunde nach Köln, auch die K.o.-Spiele finden dort statt.
David Späth (Rhein-Neckar Löwen), Andreas Wolff (Industria Kielce)
Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen), Martin Hanne (TSV Hannover-Burgdorf), Julian Köster (VfL Gummersbach), Philipp Weber (SC Magdeburg) Rückraum Mitte: Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen), Nils Lichtlein (Füchse Berlin)
Kai Häfner (TVB Stuttgart), Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf)
Es ergebe keinen Sinn, irgendwelche Zielvorgaben auszurufen, erklärt auch Axel Kromer, der Sportvorstand des Deutschen Handballbundes (DHB). Das freilich kommt für die Beobachter recht überraschend. Hatte Kromer doch im Frühjahr im TV-Interview noch den Halbfinaleinzug als klare Vorgabe formuliert.
Eine echte Überraschung stellt die Nominierung des Hannoveraners Martin Hanne dar. Der Halblinke wird zum Team stoßen, wenn es am 27. Dezember in Frankfurt in die Vorbereitung startet. In den finalen Testspielen gegen Portugal in Flensburg (4. Januar) und in Kiel (6. Januar) wird er seine ersten Länderspiele absolvieren.
Gislason: Hanne schon länger im Visier
Gislason erklärt indes, er habe den Rückraumspieler schon für den letzten Lehrgang im November eingeplant, Hanne habe aber wegen seiner Daumenverletzung nicht teilnehmen können.
Überhaupt setzt Gislason auf einen Hannover-Block. Auch Mittelmann Marian Michalczik und Kreisläufer Justus Fischer schafften es in den Kader - was allerdings erwartet worden war, weil das Duo als eingespielter Mittelblock das dort gesetzte Duo aus Kapitän Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) und Julian Köster (VfL Gummersbach) entlasten soll.
Groetzki wird rechtzeitig fit
Als fünfter gelernter Mittelblocker dabei ist der Göppinger Sebastian Heymann, der sich nach seiner langen Knieverletzung zuletzt wieder in guter Form präsentierte.
Ebenfalls im Kader steht der mit 171 Länderspielen erfahrenste Nationalspieler Patrick Groetzki von den Rhein Neckar-Löwen, der nach einer Fußverletzung just erst sein Comeback feierte.
Knorr-Back-Up Witzke fehlt
Der Bundestrainer zeigt sich erleichtert, dass er in den zurückliegenden Wochen von weiteren Hiobsbotschaften weitgehend verschont blieb. Allein der Leipziger Luca Witzke, der eigentlich als Back-Up für Spielmacher Juri Knorr vorgesehen war, ist nicht rechtzeitig fit geworden.
Da aber andere Spieler wie Keeper Andreas Wolff ihre Verletzungen auskuriert hätten, sei er heute "optimistischer als noch vor sechs Wochen".
David Späth der Mann neben Andreas Wolff
Als zweiten Mann neben Wolff, der bei der jüngsten WM als bester Torwart geehrt wurde, nominierte Gislason wie erwartet David Späth (Löwen). Der 21-Jährige habe beim Lehrgang im November "eine überragende Figur" abgegeben, lobte Gislason den Senkrechtstarter aus Kaiserslautern.
Die deutschen Handball-Junioren haben eine grandiose Heim-WM mit dem Titel gekrönt. Haben die Spieler um Torhüter David Späth das Potential für höhere Aufgaben?
von Erik Eggers
Wie Späth waren auch Renars Uscins und Fischer (Hannover) sowie Mittelmann Nils Lichtlein (Füchse Berlin) im Juli Junioren-Weltmeister geworden. Aber dieser Titel, betont Gislason, habe in seinen Überlegungen für die EM keine Rolle gespielt: "Die vier sind da, weil sie sehr gut in ihren Vereinen gespielt haben."