Bolzplatz: Wie Mainz 05 zum Überraschungsteam wurde
Bolzplatz:Wie Mainz 05 zum Überraschungsteam wurde
von Ralf Lorenzen
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Vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Anwärter. Mainz 05 hat unter Trainer Henriksen eine rasante Entwicklung erlebt. Der Klub ist ein idealer Ort für junge Trainer.
Der Bolzplatz blickt auf die Mainzer Erfolgsstory und zeigt, wie die 05er das geschafft haben. Dabei fällt immer wieder der Name Bo Henriksen.27.03.2025 | 14:35 min
"…und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" - diese Gedichtzeile von Hermann Hesse traf auf den Beginn der Amtszeit von Trainer Bo Henriksen bei Mainz 05 gleich zwei Mal zu. Die Mannschaft lag in der vergangenen Bundesliga-Saison nach 21 Spielen mit großem Abstand zu den Nicht-Abstiegsplätzen auf Platz 17. Es musste etwas Außergewöhnliches passieren, um das rettende Ufer zu erreichen.
Ein entscheidendes Treffen Heidel-Henriksen
Dann traf sich Sportvorstand Christian Heidel mit Henriksen. "Er war der entscheidende Punkt", erinnert sich Heidel. "Als ich ihn kennenlernte, dachte ich: Wir waren schon vier Mal zusammen im Urlaub. Nach einer Stunde habe ich gesagt: Genau das ist der Typ, den wir jetzt brauchen."
Es hat einfach alles zusammengepasst.
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Christian Heidel übers erste Treffen mit Bo Henriksen
Dieses Gefühl hatten kurz danach auch die Mainzer Medien, als sich Henriksen bei ihnen vorstellte: "Danach hatten, glaube ich, alle Journalist*innen im Medienraum das Bedürfnis, sich die Schuhe anzuziehen und mit ihm auf den Rasen zu gehen", sagt die Sportjournalistin Mara Pfeiffer in der Sendung Bolzplatz:
Weil er alles angezündet hat - auf eine Art und Weise , die in dieser Situation unfassbar wichtig war.
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Mara Pfeiffer, Journalistin
Die Mannschaft zündete der Däne mit seiner "verrückten Art" (Sportdirektor Niko Bungert im Bolzplatz) so an, dass sie nicht dem Abstieg entging, sondern ein gutes Jahr später auf Platz drei steht.
Wie Henriksen die Mainzer besser machte
Offener Umgang miteinander, viel Kommunikation auf dem Platz und die Perfektionierung des Mainz-typischen Gegenpressing - das sind die Grundpfeiler dieses Aufstiegs, auf dem Henriksen viele Spieler besser gemacht hat.
"Teil der Wahrheit ist aber auch, dass Mainz in entscheidenden Situationen von individueller Sonderqualität profitiert", sagt Bolzplatz-Moderator Conan Furlong und nennt als Beispiele Keeper Robin Zentner, Mittelfeldmotor Kaishu Sano und Torjäger Jonathan Burkardt, der gemeinsam mit Nadiem Amri beim Nations-League-Spiel in Italien (2:1) in der Startelf stand.
Kleindienst und Goretzka treffen, im Tor liefert Baumann eine Klasseleistung: Mit dem 2:1 gegen Italien erspielt Deutschland fürs Viertelfinal-Rückspiel eine Top-Ausgangslage.20.03.2025 | 8:55 min
Große Durchlässigkeit für Talente
Burkardt ging neben U21-Nationalspieler Paul Nebel aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum hervor, das für seine Durchlässigkeit zu den Profis bekannt ist.
Aus dem eigenen Nachwuchs kam auch Brajan Gruda, der im vergangenen Jahr für 30 Millionen Euro nach Brighton wechselte und seinem Ex-Klub so zu finanziellem Spielraum verhalf.
Nicht nur die längerfristige Entwicklung der Spieler, auch die der Trainer zeigt die Handschrift von Mastermind Christian Heidel. Seit Thomas Tuchel 2009 nach dem Wiederaufstieg das Amt von Jürgen Klopp übernahm, erhielten in Mainz acht Trainer ohne jegliche Bundesligaerfahrung die Chance, sich zu bewähren. In sechs dieser Fälle war Heidel der Verantwortliche.
Vergleiche mit Jürgen Klopp
Am meisten wird Henriksen aufgrund seiner emotionalen Art mit Jürgen Klopp verglichen, der Mainz 2008 als Zweitligist verließ. "Jeder liebt ihn", sagte Henriksen zu dem Vergleich. "Es ist sehr wichtig, dass wir unsere Helden feiern, und er ist einer von ihnen. Aber ich denke nicht, dass ich wie er bin."
Ich bin nur eine normale Person aus Dänemark.
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05-Trainer Bo Henriksen
Das könnte sich bald ändern: Die Fans treibt in den Sozialen Medien das Luxusproblem um, ob die Mainzer schon reif genug für die mögliche Doppelbelastung aus Bundesliga und Champions League sind.
Die Mainzer Profis Paul Nebel und Robin Zentner über den aktuell guten Lauf ihrer Mannschaft, ihren Trainer Bo Henriksen und die Nachwuchsarbeit der 05er.08.02.2025 | 17:42 min
So weit ist es noch nicht, das Rennen um die Champions-League-Plätze ist eng - und die 05er habe ein schweres Restprogramm, in dem es am Sonntag zu Borussia Dortmund geht und anschließend unter anderen noch Bayern, Leverkusen und Frankfurt warten.
"Wir werden hart dafür arbeiten, das in den letzten acht Spielen irgendwie möglich zu machen", sagt Sportdirektor Bungert zu den Träumen von der Champions League. "Das wäre eine ganz, ganz tolle Sache."