Veggie-Produkte boomen - auch Bratwürste. Aber was steckt drin in der "Pflanzen-Wurst"? Und wie schmecken sie? Der WISO-Check.
Was sind die Hauptzutaten der Veggie-Wurst und sind Schadstoffe drin? Ein Lebensmittelexperte klärt auf. Außerdem: Wie nachhaltig ist die vegane oder vegetarische Bratwurst? Der Teuer-oder-billig-Vergleich. 05.02.2024 | 10:21 min
In der Bayrisch Veganen Wurstmanufaktur herrscht Hochbetrieb. Unternehmen, die Wert auf eine nachhaltige und gesunde Kantinenverpflegung legen, sind die Hauptkunden von Marie-Theres Schurrer und Gunther Pratz, den Inhabern.
In einem Nebengebäude ihres mehr als 200 Jahre alten Bauernhofes haben sie ihre Leidenschaft für veganes Leben zum Beruf gemacht. Doch die Entwicklung einer gutaussehenden und ebenso gut schmeckenden veganen Bratwurst hat mehr als ein Jahr und Dutzende unterschiedliche Rezepte gebraucht: "Es ist nicht einfach, ein veganes Lebensmittel aus naturbelassenen Rohstoffen herzustellen,"meint Marie-Theres Schurrer.
Sechs Supermarktprodukte im Vergleich
Vier der sechs Produkte im WISO-Check, darunter alle drei teuren, sind vegan - enthalten also keinerlei tierische Bestandteile. Von den billigen Würsten ist nur das Lidl-Produkt "Vemondo" vegan. "Mein Veggie Tag" von Aldi sowie die Bratwurst von Eberswalder sind als vegetarisch deklariert - sie enthalten Hühnerei-Eiweiß.
WISO hat sechs Produkte unter die Lupe genommen, drei billige und drei teure. Die Preise gelten jeweils für 100 Gramm.
Aldi Mein Veggie Tag: 0,99 Euro
Lidl Vemondo: 0,99 Euro
Eberswalder Veggie Wurst: 0,99 Euro
Wiesenhof Bruzzler veggie: 1,45 Euro
Taifun: 1,47 Euro
Rügenwalder Mühlen Bratwurst: 1,83 Euro
Inhaltsstoffe der Veggie-Wurst: Gesund oder ungesund?
Bei den Supermarkt-Produkten punktet im Vergleich zu den handwerklich hergestellten Würsten nur das Bio-Produkt Taifun mit einer übersichtlichen Zutatenliste. Die anderen enthalten hingegen bis zu 18 verschiedene Inhalts- und Zusatzstoffe. Gesundheitswissenschaftler Sven-David Müller überrascht das nicht:
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Nur die pharmazeutische Industrie sei in der Lage, die Inhaltsstoffe so aufzubereiten, dass man am Ende einen Wurstersatz hinbekommt. Und deshalb seien die Veggie-Würste auch weder nachhaltig noch gesund, urteilt Sven-David Müller.
Spuren von MOSH-Verbindungen gefunden
Im Labor hat WISO die Produkte zudem auf Rückstände von Mineralölkohlenwasserstoffen testen lassen, sogenannte MOSH/MOAH. Die gute Nachricht: Von den vermutlich krebserregenden MOAH-Verbindungen wurden keine nachgewiesen. Alle sechs Produkte enthielten aber Spuren von MOSH-Verbindungen, bei denen noch nicht gänzlich klar ist, ob sie gesundheitliche Auswirkungen haben können. Die Herkunft dieser Rückstandsspuren sind nicht rückverfolgbar.
Laut einer Umfrage des Allensbach-Institutes ernähren sich inzwischen rund 6,5 Millionen Menschen in Deutschland vegetarisch oder vegan. 55 Prozent der Bevölkerung bezeichnen sich zudem als Flexitarier - verzichten also zumindest gelegentlich auf Fleisch und Wurst.
Klarer Marktführer bei vegetarisch/veganen Wurstalternativen in Deutschland ist Rügenwalder Mühle mit einem Marktanteil von 41,2 Prozent (Quelle: Nielsen IQ 2022). Anfang 2024 verkündete Rügenwalder Mühle, ab sofort den "Schinkenspicker" nur noch als Veggie-Produkt zu vermarkten.
Regionale Zutaten und natürliche Rohstoffe
Zurück zur Bayerisch Veganen Wurstmanufaktur: Zwei Hauptunterschiede sieht Inhaberin Marie-Theres Schurrer im Vergleich zu den veganen und vegetarischen Würsten der industriellen Hersteller im WISO-Check: "Wir versuchen so viel wie möglich regional zu besorgen, was mittlerweile auch gut geht."Das können Großkonzerne mit riesigen Abnahmemangen nicht immer garantieren.
Neben der Regionalität legen Schurrer und Pratz besonderen Wert auf eine natürliche Herstellung: "Unsere Zutatenlisten sind kurz, sie werden darauf nichts finden, was sie nicht kennen."Künstliche Verdickungsmittel wie in der Lebensmittelindustrie üblich gibt es hier nicht.
WISO hat die Inhaltsstoffe von sechs Tofu aus dem Supermarkt und Discounter gecheckt.11.09.2023 | 10:23 min
Unterschiede beim Geschmack und Bissgefühl
Das Fazit von Schurrer nach der Blindverkostung der Veggie-Würste im Check: "Es ist alles vom Bissgefühl her in Ordnung." Die Expertin hat das Produkt von Wiesenhof am meisten angesprochen. "Etwas mehr Würzigkeit und Saftigkeit, die bei den anderen weitgehend fehlt."
Bei einer nicht-repräsentativen Stichprobe auf der Grünen Woche in Berlin war das Produkt von Aldi der klare Sieger. Auf Platz zwei folgen die Mühlen Bratwürste von Rügenwalder. Rang drei für die Vegetarische Wurst von Eberswalder vor Vemondo von Lidl. Abgeschlagen auf Platz fünf: der Veggie-Bruzzler von Wiesenhof und das Bio-Produkt von Taifun.
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