Handy fürs Kind: So klappt der Schritt zum ersten Smartphone
Kinder vor Risiken schützen:Das erste Smartphone fürs Kind - so geht's
von Sven-Hendrik Hahn
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Fast jeder Jugendliche hat ein Smartphone. Das hat Vor- und Nachteile und kostet zudem Geld. Eltern sollten Kinder bei den ersten Schritten eng begleiten. Was es zu beachten gilt.
Die Handynutzung von Kindern und Jugendlichen beginnt immer früher. Was ist zu beachten? Ab wann ist ein Handy sinnvoll und wie kann der Umgang richtig begleitet werden?08.07.2024 | 4:02 min
Startschuss fünfte Klasse: Ganz offenbar ist das der Zeitpunkt, wo ein eigenes Smartphone für viele Kinder unerlässlich wird, auch nach Ansicht vieler Eltern: "Die Eltern möchten, dass die Kinder erreichbar sind", sagt Andrea Steinbach von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Es sei aber auch ein gewisser Gruppenzwang dabei.
Der lässt sich in Zahlen messen: Bei den Sechs- bis Neunjährigen hat jeder fünfte ein eigenes Smartphone. Dann der Sprung auf 86 Prozent der Zehn- bis Zwölfjährigen. Ältere ab 13 Jahren haben mit über 95 Prozent fast alle ein eigenes Smartphone, so Zahlen des Digitalverbands Bitkom.
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Ganz egal wann ein Kind das erste eigene Smartphone bekommt, davor und während der ersten Jahre, sollten sie bei der Nutzung begleitet werden. Vier Tipps:
1. Wichtige Fragen mit dem Kind klären
Das Alter oder der Schulwechsel sollten nicht die einzigen Argumente für ein eigenes Smartphone sein. Andrea Steinbach zufolge sollten Eltern vor dem Kauf mit ihrem Kind einige Fragen klären, etwa: Weißt du denn, warum du ein Smartphone möchtest, was das für Vorteile hat, was das auch für Nachteile hat?
Wichtig sei vor allem, ob das Kind fähig sei zu beurteilen, was man veröffentliche: "Dass man eben nicht alles ins Netz raushaut und auch tatsächlich fragen: Weißt du, dass das Ganze mit Kosten verbunden ist?". Fragen wie diese sowie Tipps für die ersten Schritte finden sich auch im Internet, etwa auf der Internetseite "Schau hin!" - einer Initiative des ZDF, der ARD, des Bundesfamilienministeriums und der AOK Gesundheitskasse.
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2. Bei den ersten Schritten aktiv dabei sein
Wichtig ist das Mitwirken der Eltern bei den ersten Schritten: "Man sollte Kindern immer Limits setzen. Sei es für Downloads: Was darf das Kind überhaupt herunterladen? Wie lange darf das Kind online sein?", rät Andrea Steinbach.
Die wenigsten Jugendlichen haben eine zeitliche Begrenzung für die Smartphone-Nutzung. Dabei ist das Limit wichtig und leicht eingerichtet, wie auch weitere Beschränkungen:
Soziale Medien und Smartphones können einen großen Einfluss auf die mentale Gesundheit von Kindern haben. Doch Eltern haben Möglichkeiten gegenzusteuern.
von Céline Schuster
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Die Jugendschutzeinstellungen ans Alter anpassen und so den Zugriff des Kindes beschränken. Das geht bei Android in der PlayStore-App, bei Apple im Hauptmenü.
Vorsicht: Viele - vor allem kostenlose - Apps genehmigen sich weitreichende Rechte auf dem Smartphone. Prüfen Sie Berechtigungen und Datenschutz regelmäßig im Hauptmenü und sprechen Sie mit dem Kind über den wahren Preis vermeintlich kostenloser Software.
Käufe und Downloads unterbinden: Sowohl neue Apps als auch der Kauf von Extras können teuer werden und sollten immer die Zustimmung der Eltern erfordern. Einstellung in den App Stores.
3. Anwendungen und Nutzungszeit begrenzen
Die App "Family Link" von Google ist ein sehr gutes Werkzeug für die Verwaltung des Kinderhandys. Die App ist kostenlos und gibt es für Elternhandys sowohl für Smartphones mit Android-Betriebssystem als auch für iOS von Apple. Das Kinderhandy muss allerdings mit Android laufen. So geht’s:
Die App auf dem Elternhandy einrichten und dem Kind für sein Handy einen eigenen Google-/Android-Account einrichten.
Auf dem Kinderhandy danach die "Elternaufsicht" einrichten, welche in den Einstellungen zu finden ist.
Dann können Eltern die Nutzungszeit ebenso beschränken wie mögliche Einkäufe.
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Die Nutzungszeit sollte am Anfang 30 Minuten pro Tag nicht überschreiten. Ein weiterer Tipp: Vergeben Sie für diese Einstellungen eine Geheimzahl, die Ihr Kind nicht errät.
Für Apple-User: Eltern können einen Kinder-Account einrichten und über das Menü "Familie" verwalten beziehungsweise Berechtigungen erteilen. Nötig ist hierzu ein Kinderaccount. Dann lässt sich über das eigene Smartphone oder direkt auf dem Kinderhandy der Zugriff verwalten und man kann etwa Sperrzeiten einrichten. Unter "Bildschirmzeit" wird die Zeit für die Smartphone-Nutzung verwaltet. Darüber hinaus gibt es weitere Apps von Drittanbietern.
Wie lange sollten Kinder und Jugendliche vor dem Bildschirm sitzen? Eine Frage, die viele Eltern umtreiben dürfte. Experten geben Empfehlungen, aufgeschlüsselt nach Altersgruppen.
Kosten für das erste Smartphone
Die Kosten für Smartphone und Tarif halten sich im Rahmen, wenn die Eltern Grenzen setzen. Denn das Risiko, dass das Handy mal runterfällt oder verloren geht, ist groß.
Einsteigergeräte gibt es ab 100 Euro und beherrschen alles, worauf es Kindern ankommt - etwa Kamera, WhatsApp und Internet. Eine Schutzfolie fürs Display und eine Hülle können das Handyleben erheblich verlängern.
Zeigt sich, dass das Kind sorgsam mit dem Gerät umgeht, kann das zweite Smartphone nach einigen Jahren immer noch etwas teurer sein. Ist der Nachwuchs aber mit dem Einsteigerhandy nicht zufrieden und fordert die Mittel- oder Oberklasse der angesagten Marken? Dann könnte ein gebrauchtes Modell aus den Vorjahren eine gute Wahl sein. Die gibt es bei spezialisierten Händlern, die Handys wieder aufbereitet anbieten. Diese Modelle werden oft als "refurbished" (englisch für generalüberholt) bezeichnet.
Prepaidangebote sind jederzeit kündbar und gibt es ab fünf Euro bei Discountern. Darin ist eine gewisse Menge an Freiminuten zum Telefonieren, SMS und ein angemessenes Surfvolumen enthalten. Einen Vertrag, der Handy und Mobilfunktarif koppelt, ist in der Regel teurer als die separate Buchung - und weniger flexibel.
4. Selbst ein gutes Vorbild sein
Das Wichtigste aber bei aller Technik: Eltern müssen am Anfang dabei sein und das Kind vor den Gefahren schützen: "Das Kind sollte vorher wissen, was auf es zukommen kann. Seien es sexualisierte Inhalte, sei es Mobbing in irgendwelchen Chatgruppen", rät Verbraucherschützerin Steinbach. "Deshalb immer mit dem Kind im Gespräch bleiben", ergänzt sie.
Es sind viele kleine Maßnahmen. Das Entscheidende: Die Zeit und den Zugang begrenzen und, so Expertin Andrea Steinbach: "Mal das Smartphone weglegen und nicht den ganzen Tag am Handy hängen." So können Eltern selbst das beste Vorbild sein.
Sven-Hendrik Hahn ist Redakteur des ZDF-Magazins "WISO".
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